19. Februar 2025
USAZLV

Ballern in alle Richtungen

Übernommen von Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek:

Wahrscheinlich haben nur die Adepten im Weißen Haus genau mitgezählt, wie viele Dekrete der neue Chef im Oval Office seit dem 20. Januar in seiner großspurigen Art, zumeist vor laufenden Kameras, mit dicken Filzstiften unterschrieben hat. Nach schlechtester Cowboy-Manier ballert Trump in alle Richtungen, sieht überall »Feinde der USA«, die erledigt werden müssen. Die Begründungen klingen zuweilen wie Erzählungen aus ebenso schlechten wie schlichten Groschen-Heften.

So richtig abenteuerlich wird es, wenn er ganz konkrete Feinde ausmacht. Schon in seiner ersten Amtszeit sprach er nach dem Aufkommen der Corona-Pandemie von einem »Communist Party of China Virus«, und am Sonntag fabulierte sein neuer Außenminister in Panama von einer Übernahme des Panama-Kanals durch die Kommunistische Partei Chinas. So lächerlich das klingen mag, so ist es doch ein Ausdruck eines tiefsitzenden Antikommunismus, einer Neuauflage der McCarthy-Doktrin aus den 50er Jahren, der Zehntausende aufrechte Patrioten in den USA zum Opfer fielen, und der zum Beispiel der drittklassige Schauspieler Ronald Reagan, der in Hollywood zwar nicht so richtig Karriere machen konnte, sondern vor allem durch Anzeigen von Kollegen auffiel, seinen späteren politischen Aufstieg zum Gouverneur und schließlich zum Präsidenten verdankte. Reagan war übrigens der Präsident, der unter dem Eindruck der Star-Wars-Filme eine neue Runde des Wettrüstens einläutete, mit entsprechenden Sternekriegs-Phantasien.

Die verbalen Angriffe Trumps gegen Mexiko und Panama, verstärkt durch die aktuelle Reiseroute seines neuen Außenministers, wecken vor allem südlich des Rio Grande ungute Erinnerungen an die eigentlich verstaubte Monroe-Doktrin, die den Anspruch der USA auf die Entwicklungen in Lateinamerika »begründete«. Die Anschuldigungen über angeblich gelenkte Flüchtlingsströme und über den Drogenexport in die USA sind in erster Linie Vorwand, um sich wieder aktiver in die Angelegenheiten des gesamten amerikanischen Kontinents einzumischen. Man sollte vielleicht der mexikanischen Regierung empfehlen, ihrerseits die Grenze dichtzumachen, dann würde es schnell zu Unruhen unter den Drogenkonsumenten in den USA kommen.

Viel ernster sind allerdings die Ankündigungen der Wirtschaftskriege an fast allen erdenklichen Fronten – nichts anderes sind die Sanktionsdrohungen und das Auferlegen von Phantasiezöllen auf Importe aus aller Welt. Als erfahrener Geschäftsmann weiß Trump natürlich, daß er dafür Beifall von den meisten seiner Milliardärskumpane bekommt. Die negativen Auswirkungen auf die meisten seiner Wähler wird er mit neuen Erzählungen über Verschwörungen gegen die USA zu »begründen« wissen.

Außerordentlich gefährlich sind jedoch die reflexartigen Reaktionen der bestimmenden Politiker in den europäischen NATO-Ländern, denen die Drohungen, die völlig unklaren Ankündigungen und Trumps Forderungen nach höheren Militärausgaben genau ins Konzept passen. Im Interesse der weiteren Konfrontation mit Rußland und China können sie das Schreckgespenst Trump als Begründung nutzen, den Steuerzahlern im jeweils eigenen Land noch mehr Geld für Rüstung und Krieg abzupressen. Schließlich sind nicht sie schuld, wenn Preise, Inflation und Arbeitslosigkeit erneut überbordende Ausmaße annehmen werden. Über die Profite der Banken und Konzerne muß man ja nicht reden. Die gehören zum Kapitalismus wie das Amen in der Kirche.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek