Wider die mediale Mobilmachung
Übernommen von Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek:
Um das Osterfest, das höchste Fest der Christen, gibt es eine Menge Bräuche. Die meisten davon haben etwas mit der Freude über die »Auferstehung« eines Religionsgründers zu tun, mit einem freudigen und freundlichen Umgang mit seinen Nächsten. Über allem schwebt immer wieder – zumeist unausgesprochen – das Wort »Frieden«.
Nicht zu den althergebrachten und ehrwürdigen Bräuchen des Osterfestes gehören das Schüren von Haß und die Hetze zum Krieg. Genau das allerdings hat in den Tagen vor Ostern Überhand gewonnen in den meisten Medien, die immer wieder vorgeben, »unsere Werte« zu schützen und zu verteidigen. Ausgerechnet das »Luxemburger Wort« erscheint am Gründonnerstag mit dieser knalligen Überschrift auf der Titelseite: »Putins Aggression erhöht Druck für Aufrüstung«. Was das mit den christlichen Werten zu tun hat, denen das Bistumsblatt mit dem Untertitel »Für Wahrheit und Recht« eigentlich verpflichtet sein sollte, erschließt sich weder auf den ersten, noch auf den zweiten Blick. Immerhin ist nicht wirklich zu erkennen, daß irgendeine russische Armee demnächst vor unserer Haustür stehen wird.
Das Oberhaupt der katholischen Christen macht bei allen wichtigen Auftritten seit Jahren immer wieder das Drängen zur Beendigung von Kriegen zum Thema, zu Verhandlungen, die auch im Falle der Ukraine nicht als Kapitulation zu verstehen seien. Daß hierzulande diese Äußerungen des Papstes nur wenig bekannt sind, liegt darin, daß solche Meldungen zwar in der kommunistischen Zeitung veröffentlicht werden, die anderen Medien aber zumeist den Mantel des Schweigens darüber ausbreiten.
Denen kommt es immer mehr darauf an, eine massive Aufrüstung zu propagieren. Dazu werden immer wieder Gräuelmeldungen verbreitet, die – völlig unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt – Haß schüren sollen. Seit Tagen kursieren »Berichte« über einen russischen Angriff auf die Stadt Sumy, dekoriert mit immer neuen Zahlen und Einzelheiten. War zunächst von 20 Toten die Rede, erhöhte man die Zahl unmittelbar vor einer Tagung der EU-Außenminister auf »über 30«, der ukrainische Botschafter in Berlin überbot das dann im Rahmen seiner Schelte wegen russischer Diplomaten bei einer Ehrung auf den Seelower Höhen auf »55, darunter elf Kinder«. Im Bistumsblatt hieß es dazu: »Russischer Terrorangriff auf Sumy sollte möglichst viele Zivilisten töten« – obwohl inzwischen aus mehreren Quellen klar ersichtlich war, daß der Angriff tatsächlich einer Zusammenkunft höherer Militärs galt.
Um absolut jeden Zweifel auszuräumen: Jeder Tote in jedem Krieg ist einer zuviel und darf nicht kleingeredet werden, ganz gleich ob Offizier oder Soldat, ob Frau oder Mann, ob Kind oder im Seniorenalter. Aber wann hat das gleiche Blatt auch nur einmal über täglich stattfindende Terrorangriffe Israels gegen die Menschen in Gaza geschrieben, die täglich (!) Dutzende Kinder, Frauen und Männer töten und noch mehr verletzen?
Alle Kriege, in der Ukraine, im Nahen Osten und anderswo, müssen beendet werden. Es darf keinen Raum und erst recht kein Geld geben für neue Kriege, die letztlich in einem alles vernichtenden Atomkrieg enden könnten. Es sollte keine Zeitungsseite und keine Sendeminute für immer neue mediale Mobilmachung verschwendet werden.
Wer all das verhindern will, sollte an dem Osterbrauch teilnehmen, der für Christen wie Atheisten, Juden und Muslime oder Andersgläubige seit Jahren gute Tradition ist: dem Ostermarsch, zu dem auch die KPL unter dem Motto »Frieden statt Aufrüstung und Kriegshetze« aufgerufen hat.
Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek