Michail Kuchtin: Notwendig sind zusätzliche Maßnahmen zur Information der Öffentlichkeit im Westen über die wahre Natur des Konflikts im Donbass

Ukraine

Interview von Lorena Serantes mit Michail Kuchtin, Leiter der internationalen Abteilung des ZK der KP der Donezker Volksrepublik

Wie bewerten Sie, die Kommunisten, die derzeitige politische Situation in der Ukraine und in Russland?

Die wachsende Spannung in den Beziehungen zwischen der NATO und Russland zwingt viele Beobachter, sich um die Zukunft des Friedens in Europa und der ganzen Welt zu sorgen. Die Ukraine ist ein typischer nicht zustande gekommener Staat, der von ausländischen politischen Akteuren kontrolliert wird. Auf der anderen Seite ist es für Russland, trotz seines unstreitigen geopolitischen Gewichts, schwierig, eine annehmbare Regelung in der Ukraine zu erreichen. Den Plänen Moskaus steht der Westen entgegen, aber gleichzeitig hindert die eigene Eingebundenheit Russlands in das globale kapitalistische System es daran, die Probleme zu lösen, die ohne sozialistische Umgestaltungen nicht zu überwinden sind.

Was denken Sie, ist ein Krieg wahrscheinlich?

Der Imperialismus bringt folgerichtig Krieg hervor, was eine unveränderliche innere Natur zum Ausdruck bringt. Solange es den Imperialismus gibt, ist Krieg immer möglich.

Welche Bündnispartner hat die NATO in der Ukraine?

Es ist schwer zu sagen, ob die NATO daran interessiert ist, dass die Regierung Selenskijs nicht die Macht verliert. Einige imperialistische Gruppierungen in westlichen Ländern wollen eine Wiederwahl von Poroschenko. Andere streben möglicherweise danach, eine offen nazistische Regierung an die Macht zu bringen, um den Konflikt im Donbass weiter noch mehr zu verschärfen. Ein großer Teil der westlichen politischen Elite ist einmütig in seiner Absicht, die Staatlichkeit der Ukraine noch mehr zu untergraben und das Land auch weiter als Brückenkopf in dem anhaltenden Konflikt mit Russland zu nutzen.

Was sollten wir als Internationalisten in den NATO-Ländern tun, um den Imperialismus zu bekämpfen, und wie können wir der Arbeiterklasse des Donbass helfen?

Es wäre gut, zusätzliche Maßnahmen zur Information einer breiten Öffentlichkeit im Westen über die wahre Natur des Konflikts im Donbass zu ergreifen. Wenn wir wenigstens teilweise die öffentliche Meinung in den NATO-Ländern ändern, so wird das dabei helfen, antidemokratischen Prozeduren der Entscheidungsfindung, die von den Imperialisten zur Entfachung von Konflikten in der ganzen Welt genutzt werden, die Legitimität zu entziehen.

Zum Schluss, was würden Sie den linken Bewegungen sagen, die sich weigern, die Donezker und die Lugansker Volksrepublik zu unterstützen?

Es ist wahrscheinlich nicht möglich, eine allgemeine Erklärung für ein solches Verhalten zu geben. Einige von ihnen könnten schlecht informiert sein oder unter Einfluss von weit verbreiteten politischen Stereotypen stehen. Wenn wir unsere Gegenpropaganda verstärken werden, gibt es die Hoffnung, dass sie ihre Meinung ändern. Auf der anderen Seite gibt es politische Bewegungen, die man gewöhnlich für links hält, die schon vollständig in die kapitalistische Gesellschaft integriert sind. Unabhängig von ihrer Terminologie ist ihre Klassenposition weit von der proletarischen entfernt. Objektiv spalten sie die Arbeiterklasse und unterstützen die Reproduktion und Stärkung imperialistischer Strukturen der Entfremdung.

Quelle: KPDNR