Skandal im Athener Parlament

Von der Mehrheit der Abgeordneten mit standing ovations begrüßt, machte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski mit seiner Video-Tournee durch Parlamente in aller Welt am Donnerstag Station in Athen. Wie bei allen seinen derartigen Ansprachen hatten seine Redenschreiber auch hier »Parallelen« zu Griechenland gefunden, nämlich die orthodoxe Religion und Gemeinsamkeiten im griechischen Befreiungskampf vor 200 Jahren. Die krassen Einschränkungen der Rechte der nationalen Minderheiten seit dem Februarputsch 2014 blieben natürlich unerwähnt.

Ansonsten lief fast alles ab wie bei den anderen Auftritten des Ex-Schauspielers. »Die Ukraine braucht Sanktionen gegen Rußland, und natürlich braucht sie Waffen. Wir brauchen Flugabwehrsysteme, Panzerabwehrsysteme, Panzer und eine Reihe von Dingen, was unsere westlichen Verbündeten nur allzu gut wissen. Nur so werden wir in der Lage sein, die Ukraine zu retten«.

Um der griechischen Regierung einen »Grund« für das weitere Engagement zu geben, das er im Namen der euro-atlantischen »Verbündeten« fordert, verwies er auf die »Gefahr, die für die griechische Gemeinschaft durch die neue Dimension« in Mariupol entstanden sei.

Was dann kam, beschreibt die kommunistische Tageszeitung »Rizospastis« so: »Das ‚Sahnehäubchen‘ kam jedoch, als während seiner Rede ein Video mit Aussagen von ‚zwei griechischen Ukrainern‘ gezeigt wurde, die er als ‚heldenhafte Kämpfer‘ bezeichnete, wobei der erste der beiden ‚Helden‘ deutlich erklärte, daß er ‚an der Verteidigung der Ukraine durch die Asow-Brigade‘ teilnimmt. Aber auch der zweite – der sogar mit einer Maske auftrat – gehört zu Asow, wie aus dem Video hervorgeht, das Selenski auf ‚Telegram‘ mit englischen Untertiteln veröffentlichte.«

Selenski sandte somit, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, eine klare Botschaft an das griechische Parlament und damit in alle Welt. Die Nazi-Brigaden, die seine Regierung auch in die ukrainische Armee und die Nationalgarde eingegliedert hat, gehen in diesem Krieg Hand in Hand mit seiner Regierung.

Von den Volksvertretern im griechischen Parlament hatte allein die Fraktion der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) ausreichend Ehre im Leib, dieser Farce geschlossen fernzubleiben. Der Fraktionssprecher der KKE, Thanasis Pafilis, sagte anschließend, daß »das Wort Schande zu wenig ist, um zu beschreiben, was heute passiert ist, daß griechische Abgeordnete den Nazi-Asow-Brigaden applaudieren, weil die NATO, die USA und die EU es so verlangen«.

Angesichts dieses Skandals hat die Fraktion der kommunistischen Partei des Werktätigen Volkes (AKEL) auf Zypern am Donnerstag in einer Presseerklärung bekanntgegeben, daß sie nicht an der Sitzung des zyprischen Parlaments teilnehmen werde, wenn dort das Video mit der Ansprache Selenskis eingespielt wird.

Bei seinem Auftritt vor dem spanischen Parlament hatte sich Selenski bereits einen ähnlichen Eklat erlaubt, indem er die Angriffe Rußlands in der Ukraine als »ukrainisches Guernica« bezeichnete. Die baskische Stadt Gernika (spanisch Guernica) war während des Spanischen Krieges am 26. April 1937 Ziel des ersten Flächenbombardements einer größeren Stadt während eines Krieges. Der Angriff wurde von Piloten der deutschen »Legion Condor« geflogen, die an der Seite des faschistischen Putschisten Franco gegen die Truppen der Spanischen Republik kämpften. Allein an einem einzigen Tag wurden nach offiziellen Zahlen mindestens 2.000 zivile Einwohner der Stadt getötet. Guernica war eines der ersten Bombardements mit dem Ziel, die Zivilbevölkerung auszulöschen. Diese Taktik wurde danach von der faschistischen deutschen Luftwaffe in ihren weiteren Angriffskriegen angewendet.

Dieser Vergleich ist ebenfalls ein Skandal, weil damit sowohl die Verbrechen der deutschen Faschisten relativiert und das Andenken der Verteidiger der Republik geschändet werden soll, und andererseits die russischen Angriffe in der Ukraine auf eine Stufe mit dem faschistischen deutschen Aggressor im Zweiten Weltkrieg gestellt werden. Auch im spanischen Parlament applaudierten die Abgeordneten stehend dem ukrainischen Präsidenten, einschließlich der Volksvertreter der regierunden »linken« Koalition.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek