Gewerkschaften schalten das Nationale Schlichtungsamt ein

ZLV Zeitung vum Letzeburger Vollek
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Am Mittwoch teilten die Gewerkschaften OGBL und LCGB in einer gemeinsamen Stellungnahme mit, die Verhandlungen über einen neuen Kollektivvertrag für die Beschäftigten der Frachtfluggesellschaft Cargolux seien gescheitert, weshalb man das Nationale Schlichtungsamt eingeschaltet habe.

Nach mehr als einem Dutzend ganztägigen Sitzungen seit September 2022 sind die Verhandlungen offenbar in einer Sackgasse gelandet, weil die Direktion sich kategorisch weigert, die Anstrengungen der Belegschaft während der Corona-Pandemie anzuerkennen und ihnen für den Einsatz im Interesse der Gesellschaft mit höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen zu danken.

Direktion verweigert Lohnerhöhungen trotz Rekordprofiten

Immerhin führte dieser Einsatz dazu, dass Cargolux im Jahr 2020 einen Netto-Gewinn von 768,7 Millionen Dollar verbuchen konnte, im Jahr 2021 einen solchen von 1,3 Milliarden Dollar, und für 2022 werden gleichfalls hohe Profite erwartet. Erfolgt keine Anerkennung der Bemühungen des Personals, heißt das, dass die Ausbeutung der Beschäftigten von Cargolux stark angestiegen ist und weiter ansteigen wird, was allein für die Aktionäre von Nutzen ist.

Dabei haben die Gewerkschaften alles andere als überzogene Forderungen gestellt. Eine der Hauptforderungen betrifft die Neugestaltung der Lohntabellen des Bodenpersonals. Stärker berücksichtigt werden sollen unter anderem dessen Kompetenzen und Engagement, sowie die Lebenshaltungskosten. Außerdem war es den Gewerkschaften wichtig, Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben zur Sprache zu bringen und eine Sicherung der Arbeitsplätze im Kollektivvertrag zu verankern.

Investitionen dürfen nicht zu Auslagerung von Arbeitsplätzen führen

Dazu ist es erforderlich, wie OGBL-Zentralsekretärin Michelle Cloos gestern gegenüber der »Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek« bekräftigte, dass mit der geplanten Um­rüstung eines Teils der Cargolux-Flotte kollektivvertraglich abgesichert wird, dass alle neuen Boeing 777-8F hierzulande stationiert, gewartet und verwaltungstechnisch betreut werden. Anders als das seinerzeit mit Cargolux Italien der Fall war, wogegen die Gewerkschaft sich zur Wehr setzte, dürften Investitionen nicht dazu führen, dass Arbeitsplätze ins Ausland ausgelagert werden und Personal außerhalb des Kollektivvertrags oder unter Umgehung des Kollektivvertrags beschäftigt wird.

Cargolux unterzeichnete im Oktober 2022 bekanntlich mit dem US-amerikanischen Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern Boeing einen Auftrag für die Lieferung von zehn Frachtflugzeugen vom Typ 777-8F mit einer Option auf weitere sechs Frachter. Für das Frachtflugunternehmen ist das sehr profitabel, denn es wird damit gerechnet, dass die Betriebskosten pro Tonne um knapp ein Viertel niedriger ausfallen werden als beim 777-400 Frachter.

Das Frachtflugunternehmen Cargolux wird mehrheitlich vom Luxemburger Staat kontrolliert und ist zu 35 Prozent im Besitz der chinesischen Investitionsgesellschaft »Henan Civil Aviation Development and Investment Co. Ltd« (HNCA).

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek