26. März 2025
UkraineUSAZLV

Feindbilder abbauen, Frieden schaffen!

Übernommen von Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek:

Der »Eklat im Weißen Haus« am Freitag bedeutet eine weitere Zäsur in der Geschichte der internationalen Beziehungen. Der neue Chef im Oval Office nutzte die Gelegenheit, dem ukrainischen Staatschef, der bis dahin in dem von der vorigen USA-Führung gewollten und großzügig finanzierten Stellvertreter-Krieg in der Ukraine die Rolle des Oberkommandierenden ausgefüllt hatte, endlich zu erklären, daß es nicht weitergehen könne wie bisher. Der wiederum hat offensichtlich nicht verstanden, daß die neue Führung in Washington nicht länger bereit ist, einen Krieg zu finanzieren, aus dem auf absehbare Zeit kein realer Profit gezogen werden kann.

Der Ukrainer kam mit den seit Jahren gefestigten Feindbildern in die USA. Rußland ist der Feind, heißt es bei ihm, und so lautet auch die veröffentlichte Meinung in den Ländern des »Werte«-Westens. Er setzte im Oval Office noch eins drauf, und versuchte mit seinem Ausruf »Putin is a killer« den USA-Präsidenten von seiner Absicht abzubringen, mit Rußland einigermaßen ins Reine zu kommen, die zerrütteten bilateralen Beziehungen zu reparieren, über ein Ende des Krieges in der Ukraine zu sprechen und vielleicht sogar Schritte in Richtung nukleare Abrüstung zu unternehmen. Auch wenn die Gründe für diese Wendung zweifelhaft sein mögen, so ist doch ein zu erwartendes Resultat auf jeden Fall zu begrüßen. Sollten sich die beiden Großmächte tatsächlich in grundlegenden Fragen einigen, so wäre die Welt am Ende sicherer als bisher.

Der eigentliche Eklat besteht nicht darin, daß der ukrainische Staatschef »gedemütigt« wurde, sondern es ist und bleibt ein Skandal, daß mit abgenutzten Worthülsen, die auch nicht wahr werden wenn man sie zum tausendsten Mal wiederholt, von westlichen Politikern und den ihnen hörigen Medien zu einer weiteren, noch massiveren Aufrüstung geblasen wird.

Angesichts des Elends in vielen Teilen dieser Welt, und mit Blick auf die wachsenden Unzulänglichkeiten in der vielgepriesenen westlichen »Wohlstandsgesellschaft« ist auch nur ein Tag ohne Krieg ein Sieg für die Menschheit und die Menschlichkeit. Man muß nicht Betriebswirtschaft studiert haben, um zu erkennen, daß das Geld für Waffen, für Soldaten, für immer neue Munition, für militärische Manöver auf jeden Fall falsch ausgegeben wird, daß es am Ende fehlen wird für soziale Belange. Und Nein! – Wir dürfen bessere Bildung, ein funktionierendes Gesundheitssystem, funktionierende Infrastruktur, bezahlbares Wohnen nicht hintenan stellen, denn damit würden wir unseren Kindern und Kindeskindern unbezahlbare Schulden aufbürden. Vor allem aber werden noch mehr Waffen keinen Frieden bringen. Und die Gefahr eines Atomkrieges wird dadurch immer drohender.

Einige »Werte«-Politiker wollen nun eine »Koalition der Willigen« schaffen, eine Koalition für den Krieg. Die selben Politiker, die Trump wegen der Ukraine kritisieren, haben nichts dagegen, wenn der USA-Präsident den Völkermord Israels weiter befördert. Für sie ist offenbar ein Frieden in der Ukraine eine größere Gefahr als Krieg im Nahen Osten.

Der »Eklat im Weißen Haus« sollte uns lehren, daß das Pflegen von Feindbildern keinen Frieden bringt. Verhandeln bedeutet nicht Kapitulation. Verhandeln bedeutet Abstecken der Interessen, auch der Sicherheitsinteressen, und letztlich eine Einigung auf der Basis menschlicher Vernunft.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek