Die Hungerblockade durchbrechen!
Übernommen von Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek:
Das am Sonntagnachmittag unter anderen mit der schwedischen Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg und der französisch-palästinensischen EU-Deputierten Rima Hassan an Bord von Sizilien aus in Richtung Gazastreifen aufgebrochene Segelschiff »Madleen« der Gruppe Freedom Flotilla Coalition kann die israelische Hungerblockade des in mittlerweile mehr als 20 Monaten völlig zerbombten Küstenstreifens nur symbolisch durchbrechen.
Wie die palästinensische Hilfsorganisation PMRS (Palestinian Medical Relief Society), die verzweifelt versucht, den mehr als zwei Millionen Menschen in Gaza mit 80 mobilen Ärzteteams so gut es eben geht zu helfen, Ende Mai berichtete, hat Israels Armee seit Oktober 2023 rund 100.000 Tonnen Sprengstoff auf das Palästinensergebiet abgeworfen. Das sei mehr als das Fünffache der Sprengkraft der Hiroshima-Bombe.
54.600 Menschen, davon 18.000 Kinder, wurden bis gestern im Gazakrieg getötet, weitere 122.000 verletzt. Wegen fehlender Behandlungsmöglichkeiten, so PMRS schon vor einer Woche, seien davon mindestens 11.000 Menschen akut vom Tod bedroht. Insgesamt seien zehn Prozent der Bewohner Gazas tot oder verletzt.
Seit Monaten ist das Gebiet abgeriegelt. Ende Mai begann die von angeblich ehemaligen CIA-Agenten und USA-Soldaten geleitete GHF (Gaza Humanitarian Foundation) mit der Verteilung von Lebensmitteln in einigen wenigen »humanitären Zentren«. Doch während die Bewohner Gazas schon vor Oktober 2023 auf mindestens 500 Lastwagen mit Lebensmitteln pro Tag angewiesen waren, lassen die israelischen Besatzer derzeit nur wenige Dutzend Lkw die Grenze passieren.
Vor allem aber will die israelische Regierung die ausgehungerten Menschen damit in die in militärisch abgeriegelten Zonen liegenden »humanitären Zentren« zwingen, aus denen sie dann nicht mehr in ihre Dörfer und Städte zurückkehren können. Von »konzentrieren« sprach in diesem Zusammenhang der faschistische israelische Finanzminister Bezalel Smotrich.
Am Dienstag meldete der in Genf in der Schweiz ansässige Euromed Monitor, in der vergangenen Woche seien in den »humanitären Zentren« mehr als 100 verhungernde Palästinenser von der israelischen Armee getötet und mehr als 540 verletzt worden. Dies deute darauf hin, so Euromed Monitor, daß diese Orte Israel als »Tötungszonen« dienten, in denen »Zivilisten gezielt getötet werden«.
Anders als die Freedom Flotilla Coalition verfügen Staaten, deren Staats- und Regierungschefs bisher nur heuchlerische Reden und Krokodilstränen für die Palästinenser in Gaza übrighatten, aber Israel weiter mit modernsten Waffen und der dazugehörigen Munition beliefern, über die notwendigen Mittel, die Hungerblockade zu durchbrechen.
NATO-Ländern wie Frankreich, Britannien, Deutschland, Italien oder selbst Kanada wäre es ein Leichtes, täglich hunderte Lastwagenladungen an Lebensmitteln per Frachtflugzeug nach Gaza zu bringen. Einen Versuch wäre es wert. Denn wie sagte Thunberg auf einer Pressekonferenz vor der Abfahrt nach Gaza? »In dem Moment, in dem wir aufhören, es zu versuchen, verlieren wir unsere Menschlichkeit. Und egal wie gefährlich diese Mission ist, sie ist nicht einmal annähernd so gefährlich wie das Schweigen der ganzen Welt angesichts des live gestreamten Völkermords«.
Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek