Entsetzen über Ereignisse in München

Trauerbalken über dem DKP-Logo auf der Facebook-Seite des Betriebsaktivs MünchenIn München hat am Freitagabend ein offenbar psychisch kranker 18-jähriger neun Menschen erschossen. Die Ereignisse in einem Einkaufszentrum lösten einen Großeinsatz der Polizei aus, das öffentliche Leben in der bayerischen Landeshauptstadt lag nahezu still. Fernsehen und Internetportale überschlugen sich mit Spekulationen und verbreiteten Handyvideos von Augenzeugen, obwohl die Polizei dringend darum bat, das zu unterlassen. Statt abzuwarten, was die Ermittlungen ergeben würden, gingen viele Sender und Portale zudem sofort von einem islamistisch-terroristischen Hintergrund der Ereignisse aus.

Für die bayerische Linkspartei erklärten deren LandessprecherInnen Uschi Maxim und Ates Gürpinar: »Wir sind bestürzt über die Tat eines offenbar psychisch kranken jungen Mannes. Unser Mitgefühl ist bei den Familien der Opfer und den Zeugen der Tat, die in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten alle verfügbaren Hilfen zur Aufarbeitung dieser Ereignisse brauchen werden. Ganz besonders danken möchten wir neben der Polizei den vielen Rettungskräften, Ärztinnen und dem Pflegepersonal. Sie haben die ganze Nacht im Ausnahmezustand verbracht, um den verletzten Menschen die bestmögliche medizinische Versorgung zu ermöglichen.

Zu klären ist jetzt vor allem, ob das heillose Durcheinander auch darauf zurückzuführen ist, dass bewaffnete Polizisten in zivil für weitere Täter gehalten wurden. In derartigen Ausnahmesituationen halten wir eine offensichtliche Kennzeichnung der Polizeibeamten für dringend erforderlich. Für besorgniserregend halten wir den erlebten Umgang mancher Berichterstattung insbesondere in Fernsehsendern mit sozialen Medien. Die Verbreitung von Amateurvideos, Falschmeldungen und Fehleinschätzungen hat die Ermittlungsarbeit massiv behindert. Wir sehen hier einen dringenden Schulungsbedarf und eine Sensibilisierung zum Umgang mit sozialen Medien. Die im Zusammenhang mit der Tat erlebte ausländerfeindliche Hetze verurteilen wir zutiefst. Ausländerhass spaltet unsere Gesellschaft.«

Das Betriebsaktiv der DKP München ergänzte das Parteilogo noch am Freitagabend um einen schwarzen Trauerbalken und postete: »Schießerei beim OEZ. Die Meldungen überschlagen sich. Ruhigen Kopf bewahren und Moosach meiden. Laut Münchner Polizei soll es mehrere Tote und Verletzte geben. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen.«

In Paris kommentierte die der Französischen Kommunistischen Partei (PCF) nahestehende Tageszeitung »L’Humanité« am Montag die Ereignisse in München mit einer Kritik an Medien und Politik. Diese hätten zunächst jede Vorsicht vermissen lassen. Man habe voreilig eine Verbindung zwischen dem Anschlag von Nizza und der Schießerei in München hergestellt und von einem weiteren islamistischen Attentat gesprochen. »Die Politik würde an Glaubwürdigkeit gewinnen, wenn sie sich Zeit lassen und sich der Genauigkeit verpflichten würde um zu zeigen, dass sie das Richtige sagen kann.«

Quellen: Die Linke Bayern, DKP Betriebsaktiv München bei Facebook, L’Humanité / RedGlobe