Keine Ruhe für neuen Deutschland-Chef – ver.di ruft im Weihnachtsgeschäft zu Streiks bei Amazon auf

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Um das Weihnachtsgeschäft des weltweit größten Onlinehändlers Amazon empfindlich zu stören, hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) die Beschäftigten an sieben Versandzentren des Konzerns in Deutschland zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Mit Beginn der Nachtschicht zum Montag (20.12.) wollen Beschäftigte in Graben bei Augsburg, Leipzig, Bad Hersfeld (zwei Standorte), Werne, Rheinberg und Koblenz in den Streik treten. In Koblenz hatten Beschäftigte des Onlineriesen bereits von Donnerstag (16.12.) bis Samstag (18.12.) die Arbeit niedergelegt.

Mit dem Ausstand im umsatzstarken Weihnachtsgeschäft reagiert die Gewerkschaft auf Aussagen des neuen Deutschland-Chefs von Amazon, Rocco Bräuniger, der wie sein Vorgänger keinen rechtsverbindlichen Tarifvertrag für die Beschäftigten mit ver.di abschließen will. „Herr Bräuniger hat in einem Interview angekündigt, dass er den gewerkschaftsfeindlichen Kurs seines Vorgängers Ralf Kleber fortsetzen will“, kritisierte Orhan Akman, bei ver.di zuständig für den Einzel- und Versandhandel. „Vielleicht hat er bei seiner Tätigkeit in Großbritannien und Australien vergessen, dass in Deutschland die Gewerkschaften für das Zustandekommen der Tarifverträge zuständig sind und Betriebsräte die Einhaltung überwachen. Die Gesetze unseres Landes gelten auch für hier tätige US-Konzerne. ver.di wird nicht zulassen, dass Amazon eine tariflose Zone bleibt.“

Obwohl Amazon nach den ver.di-Streiks im Sommer die geplante Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf zwölf Euro vorweggenommen hat, lägen die Einkommen der Beschäftigten bei dem Versandhändler noch immer deutlich unter denen ihrer Kolleginnen und Kollegen in tarifgebundenen Unternehmen des Einzel- und Versandhandels. So zahlt der Konzern seinen fest angestellten Versandmitarbeiter*innen („Pickern“) zuletzt ein Weihnachtsgeld von nur 400 Euro, während die Beschäftigten in anderen Handelsunternehmen oft mit einem guten Tausender mehr nach Hause gehen. Das Weihnachtsgeld nach dem hessischen Tarifvertrag für den Einzel- und Versandhandel zum Beispiel beträgt 62,5 Prozent des Novemberentgelts, also 1537 Euro. Nicht viel besser sieht es für die „Leads“ (Vorarbeiter*innen) aus. Sie erhalten zu Weihnachten 600 Euro. Ihre an vergleichbarer Stelle in tarifgebundenen Unternehmen eingesetzten Kolleginnen und Kollegen bekommen 1845 Euro.

ver.di fordert, Tarifflucht und Dumpinglöhnen gesetzlich einen Riegel vorzuschieben. Dazu sollte die Allgemeinverbindlichkeitserklärung (AVE) von Tarifverträgen erleichtert werden. Dann könnten sich auch Unternehmen wie Amazon nicht mehr den ausgehandelten Arbeitskonditionen in den Tarifverträgen entziehen. „Bisher räumt der Gesetzgeber allen am Verfahren beteiligten Arbeitgeberverbänden jedoch de facto ein Vetorecht gegen die AVE ein, die dieses nutzen, um Konzerne wie Amazon zu schützen“, kritisiert Akman.

Quelle: ver.di – Keine Ruhe für neuen Deutschland-Chef – ver.di ruft im Weihnachtsgeschäft zu Streiks bei Amazon auf