Militärflieger sind zum Töten da

ZLV Zeitung vum Letzeburger Vollek
Zeitung vum Letzeburger Vollek

Im Kapitalismus werden Güter vorrangig danach beurteilt, wie viel Profit sie einbringen. Ließe sich, um einen alten Loriot-Sketch in Erinnerung zu rufen, mit Marzipankartoffeln mehr Profit machen als mit Panzerwagen und anderen Rüstungsgütern, würde die Konzernführung anweisen, erstere herzustellen und zu vertreiben. Weil dem offensichtlich nicht so ist, werden in kapitalistischen Gesellschaften vornehmlich letztere hergestellt.

Rüstungsgüter sind profitträchtig. Schon vor der mit Rußlands Krieg in der Ukraine begründeten Rekordaufrüstung in sämtlichen NATO-Staaten lagen die französische und deutsche Industrie auf dem dritten und dem vierten Platz der weltgrößten Waffenexporteure. Unter anderem mit dem noch unter Premier Jean-Claude Juncker und seinem Vize Jean Asselborn im Frühjahr 2003 beim deutsch-französischen Konzern EADS (heute Airbus bzw. Airbus Military) bestellten und 17 Jahre später ins belgische Melsbroek gelieferten Militärflieger A400M trug auch Luxemburg sein Scherflein zu den jüngsten Erfolgen der deutschen und französischen Rüstungsindustrie bei.

Vor mittlerweile zwei Jahrzehnten, als Déi Gréng noch die harten Oppositionsbänke drücken mußten, gab es aus ihren Reihen noch vereinzelte Kritik am Regierungsvorhaben, einen dreistelligen Millionenbetrag für einen Militärflieger zu verpulvern, um in erster Linie dem Washingtoner Aufrüstungsbefehl nachzukommen. Als die regierenden CSV und LSAP damals ins Feld führten, der A400M könne auch Hilfsgüter in Katastrophengebiete befördern, erwiderten einzelne Grüne mit Recht, das könne ein ziviles Transportflugzeug auch und viel billiger, weshalb bei internationalen Hilfsaktionen fast nie auf Militärflugzeuge zurückgegriffen werde.

Nun sind Déi Gréng endlich an den Fleischtöpfen angelangt, die Dreierkoalition mit DP und LSAP stellt mit ihrem Aufrüstungsprogramm alles bisher Dagewesene in den Schatten und die ADR gibt von den Oppositionsbänken Schützenhilfe: Kaum hatte der Abgeordnete Fernand Kartheiser davon gehört, man könne den A400M zu einem Löschflugzeug umfunktionieren, wollte er vom grünen Armeeminister François Bausch wissen, ob er auch schon davon gehört habe. Hat er, wird dem freundlichen Stichwortgeber in Beantwortung einer parlamentarischen Frage versichert. Und auch, daß »unser« Militärflieger, wenn er mit einem speziellen Tank ausgerüstet wird, fast dreimal so viel Löschwasser aufnehmen kann, wie die am häufigsten zur Brandbekämpfung eingesetzten Mehrzweckamphibienflugzeuge des kanadischen Herstellers Canadair.

Nun ist es aber so, daß der A400M seine 20.000 Liter Löschwasser laut Airbus »in weniger als zehn Sekunden« abgeworfen hat und leer ist. Während eine leere Canadair CL-215 in wenigen Sekunden und im Überflug Wasser zum Beispiel aus Seen aufnehmen kann, muß der A400M zu einem Flugplatz zurückkehren und zeitaufwendig vom Boden aus befüllt werden.

Auch wird der Einsatz von Löschflugzeugen von vielen Brandspezialisten grundsätzlich bezweifelt. In der aus gegebenem Anlaß kürzlich wiederholten Arte-Dokumentation »Incendies géants : enquête sur un nouveau fléau« (2019, Regie: Cosima Dannoritzer) erklärt die US-amerikanische Umweltanwältin Susan Jane Brown (Western Environmental Law Center): »Die Löschflugzeuge sind beeindruckend, und das wollen die Leute sehen. Meistens kann man sie aber nicht einsetzen, etwa bei Wind und in hügeligem Gelände, wo die meisten Brände entstehen. Der Einsatz von Löschflugzeugen beruhigt die Menschen, weil sie sehen, daß etwas getan wird, um das Feuer zu löschen. Aber im Grunde genommen bringen sie nicht viel. Wir haben also Millionen Dollar für eine schöne Flugshow ausgegeben.«

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek