Warnstreikwelle in der Energiewirtschaft geht weiter

In der dritten Verhandlungsrunde, die am Montag (24. April) in Essen beginnt, erwartet die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ein deutlich verbessertes Angebot der Arbeitgeber. ver.di fordert in der laufenden Tarifrunde 2023 für die Beschäftigten in der Tarifgruppe Energie (TG Energie E.ON und TenneT) 13 Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens aber 550 Euro im Monat bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Dazu kommt eine Erhöhung der Auszubildendenvergütungen um 300 Euro sowie die Übernahme der Ausgelernten nach 2024.

„Das Plus ist nötig, und es ist überfällig“, sagt ver.di-Verhandlungsführer Stefan Najda. „Es sind unsere Kolleginnen und Kollegen bei den Versorgern, die die Energiewende überhaupt erst möglich machen.“ Nachdem in der von ver.di und der IG BCE gemeinsam geführten Tarifrunde für zehntausende Beschäftigte in der privaten Energiewirtschaft die Arbeitgeber die Verhandlungen blockieren und sich nicht auf die Gewerkschaften zubewegen, haben diese flächendeckend zu Warnstreiks aufgerufen.

„Für die Beschäftigten ist das bisherige Angebot der Arbeitgeber ein Schlag ins Gesicht: Sie haben Jahre der enormen Arbeitsverdichtung hinter sich – während Corona und der Energiekrise im Zuge des russischen Angriffskriegs haben sie alles gegeben, um die Versorgungssicherheit am Wirtschaftsstandort Deutschland aufrechtzuerhalten.“ Eine faire Entlohnung sei daher nicht nur angesichts des Kaufkraftverlustes durch die Inflation geboten, so Najda: „Es geht hier auch um Wertschätzung.“

Am vergangenen Donnerstag (20. April) legten bundesweit bereits tausende Beschäftigte zeitweise die Arbeit nieder. Am Freitag beteiligten sich über 1500 Beschäftigte aus dem E.ON-Konzern in Regensburg am Warnstreik. „Wir mussten sie nicht rufen, die Kolleginnen und Kollegen kommen von alleine“, betont Najda. Weitere Streiks schließt er nicht aus. „Es gibt von Seiten der Beschäftigten die klare Erwartung, dass sich die Arbeitgeber bewegen. Wenn diese kein ernsthaftes Angebot vorlegen, werden unsere Kolleginnen und Kollegen mit den Füssen abstimmen und die Warnstreiks ausweiten“, stellt ver.di-Verhandlungsführer Najda klar.

Diese Entgelttarifverhandlungen seien auch eine zentrale Weichenstellung für die Energiewende und den Wirtschaftsstandort Deutschland. Der ver.di-Verhandlungsführer appelliert daher an die Arbeitgeber: „Sie müssen diesen selbstzerstörerischen Kurs aufgeben – angesichts steigender Aktienkurse, erhöhter Vorstandsbezüge und enormer Konzerngewinne bis zur Gewinnabschöpfung ist es nicht nachvollziehbar, warum die Beschäftigten nicht am Gewinn ihrer guten Arbeit beteiligt werden. Die private Energiewirtschaft braucht attraktive Arbeitsbedingungen – für mehr Fachkräfte und für die Versorgungssicherheit in Deutschland“, so Najda.

Zum Auftakt der dritten Verhandlungsrunde am 24. April werden Beschäftigte aus mehreren Bundesländern zu einer Kundgebung vor der E.ON-Hauptverwaltung in Essen erwartet. Voraussichtlich ab 11 Uhr kommen dann die Verhandlungsdelegationen zusammen.

ver.di und die IG BCE verhandeln für die Beschäftigten des Energiekonzerns E.ON sowie den zum Konzern gehörenden Unternehmen Avacon, PreussenElektra, E.DIS, EnviaM sowie dem Netzbetreiber TenneT.

Quelle: ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft