Monopolisierung ist ein ständiger Prozess

Der Kapitalismus bildet in allen Bereichen Monopole aus, weshalb der heutige Kapitalismus auch ein Monopolkapitalismus ist. Die Agrarindustrie und der ‑handel sind dabei keine Ausnahme. Die beiden Konzerne Bunge und Viterra planen nun eine Fusion.

Lenin erläuterte in seiner vor etwas mehr als hundert Jahren publizierten Schrift „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, wie aus dem Kapitalismus der freien Konkurrenz der Monopolkapitalismus entstanden ist. Die darin beschriebene Monopolisierung ist aber keineswegs ein abgeschlossener Prozess. Sie findet permanent statt, sowohl in neu entstandenen Märkten als auch auf schon lange bestehenden. Die Mitte Juni bekannt gegebenen Fusionspläne der Konzerne Viterra und Bunge sind ein Beispiel dafür.

Der Presseaussendung von Mitte Juni ist zu entnehmen, dass Bunge die Übernahme von Viterra rund 18 Milliarden US-Dollar kosten soll. 6,2 Milliarden Dollar sollen in Aktien und zwei Milliarden Dollar in bar bezahlten werden. Rund zehn Milliarden Dollar an Verpflichtungen von Viterra soll Bunge ebenfalls übernehmen. Glencore Xstrata, das bisher hinter Viterra steht, will eine Beteiligung in Aktien behalten. Die Fusion soll bis Mitte 2024 abgeschlossen sein.

Vier Konzerne dominieren globalen Getreidehandel

Seit vielen Jahren dominieren den globalen Handel mit Getreide vier Konzerne, die sich mit demKürzel ABCD zusammenfassen lassen: Archer Daniels Midland (ADM, USA), Bunge, Cargill (USA) und Louis Dreyfus Company (LDC, Niederlande bzw. Schweiz) sind die Namen dieser vier Monopole.

An der absoluten Spitze sehen bisher Cargill mit einem Umsatz von 165 Milliarden US-Dollar und Archer Daniels Midland mit 101,59 Milliarden. Mit großem Abstand folgen Bunge mit 67,2 Milliarden Dollar und die Louis Dreyfus Company mit 59,9 Milliarden Dollar.

Diese Konzerne sind nicht nur im Handel mit Weizen tätig, vielmehr agieren sie in den unterschiedlichsten Bereichen. LDC betätigt sich im Agrarbereich über den Metall- und Energiesektor und Schiffbau bis hin zum Finanz- und Immobilienmarkt. Cargill, der momentan größte Akteur der vier, befasst sich mit dem Kauf, der Verarbeitung, dem Vertrieb von Getreide und Getreideprodukten und anderen landwirtschaftlichen Handelswaren sowie der Herstellung und dem Handel mit Vieh, Futtermitteln, Inhaltsstoffen von verarbeiteten Lebensmitteln und pharmazeutischen Hilfsstoffen. Cargill und LDC führen auch jeweils einen eigenen Hedgefonds.

Fusionspläne lassen Bunge weiter an Bedeutung steigen

Bunge, das plant mit Viterra zu fusionieren, braucht sich da nicht zu verstecken. Der Konzern zählt bereits jetzt in vielen Bereichen, die mit dem Handel und der Produktion von Lebens- und Futtermitteln zu tun haben, zu den weltweit führenden Unternehmen. Bunge gilt als einer der bedeutendsten Lieferanten der Nahrungsmittel- und Futtermittelindustrie, außerdem ist er weltweit führend in der Verarbeitung von Ölsaaten und der Abfüllung von verzehrbaren Pflanzenölen und ‑produkten. Nebenbei ist Bunge der größte Produzent und Lieferant von Dünger für die südamerikanische Landwirtschaft und ein wichtiger Sojaexporteur und Biodieselhersteller.

Mit der geplanten Fusion mit Viterra steigen die Marktanteile des Konzerns weiter. Die „Financial Times“ geht davon aus, dass Bunge mit der Übernahme von den Top‑4 in die Top‑2 aufrücken könnte. Ein bestehender Riese wird also noch größer. Die Monopolisierung ist also keineswegs ein abgeschlossener Prozess. Ein Ultraimperialismus, wie Kautsky ihn prophezeite und von Lenin dafür stark kritisiert wurde, ist gleichzeitig aber nicht in Sicht.

Bunges Tätigkeit in der Ukraine

Bunge hat eigenen Angaben zufolge mehr als 23.000 Beschäftigte weltweit. Der Konzern unterhält rund 300 Standorte in über 40 Ländern in Nord- und Südamerika, Afrika, Europa und Australien. Eine Niederlassung unterhält Bunge auch in Niederösterreich, dem größten Agrargebiet in Österreich.

Bunge ist seit vielen Jahren auch in der Ukraine und in Russland tätig. Der Konzern gehört zu den Profiteuren der Konterrevolution in der Sowjetunion von 1989–91 und der Zerschlagung der volkseigenen landwirtschaftlichen Produktion. Bunge Ukraine war vor Ausbruch des imperialistischen Krieges einer der größten Produzenten von raffiniertem Sonnenblumenöl in der Ukraine. Der Standort in der Ukraine hatte mehr als 1.000 Beschäftigte. In Dnipro und im Hafen von Tschornomorsk betrieb der Konzern Anlagen zur Verarbeitung von Ölsaaten und im Oblast Winnyzja ein Werk zu Verarbeitung von Mais. Im Hafen von Mykolajiw betrieb der Konzern ebenfalls eine Anlage zur Verarbeitung von Ölsaaten sowie mehrere Getreideheber und ein Getreideexportterminal.

Über die aktuelle Tätigkeit in der Ukraine gibt man sich wortkarg. Zu Beginn des imperialistischen Krieges hatte der Konzern nur verkündet: „Während unsere Einrichtungen in der Ukraine vorübergehend geschlossen sind, bezahlen wir unsere Mitarbeiter weiterhin und werden unsere Einrichtungen wieder öffnen, sobald dies sicher ist.“ Ein Zustand, der für kein Unternehmen dauerhaft akzeptabel ist, allerdings konnten keine Informationen gefunden werden, wie der Konzern weiterverfahren ist.

In Russland gibt der Konzern an, seine Aktivitäten „auf die Unterstützung einheimischer Landwirte und Verbraucher“ zu beschränken, indem in der „einzigen Mühlanlage unter Einhaltung aller gesetzlichen Sanktionen Grundnahrungsmittel“ produziert werden. Investitionen wurden vorübergehend auf Eis gelegt.

Neben Bunge waren oder sind Cargill, Viterra und LDC ebenfalls in Russland tätig. Zum 1. Juli 2023 sollen sie ihre Exporte von russischem Getreide eingestellt haben. Zumindest Cargill und Viterra sind auch in der Ukraine tätig. Ende Juni 2022 wurde ein Terminal von Viterra in Mykolajiw bei einem Raketenangriff beschädigt.

Quelle: ORF/Bunge/Bunge/Just Food/APK Inform/APK Inform/APK Inform/APK Inform

 

Quelle: Zeitung der Arbeit