Keine Besserung, aber es gibt Hoffnung

ZLV Zeitung vum Letzeburger Vollek
Zeitung vum Letzeburger Vollek

Schon wieder stehen wir an der Schwelle eines neuen Jahres – ein Moment, der sich dazu eignet, sowohl zurückzublicken als auch vorauszuschauen.

Mit jedem Jahreswechsel verbinden viele die Hoffnung, dass es besser wird – besser mit den eigenen Lebensumständen, denen von Verwandten und Freunden, mit den Aussichten auf soziale Gerechtigkeit, auf Wohlstand und Frieden, in unserem Ländchen und in der Welt.

Rückblickend muss man sich eingestehen, dass die Welt 2023 nicht gerechter und nicht friedlicher wurde, und Ausbeutung nicht geringer. Unerhörter Reichtum und bittere Armut nehmen immer krassere Formen an.

Der Krieg in der Ukraine, der sich zu einem Stellvertreterkrieg entwickelte, in dem die USA als Hauptmacht des »globalen Westen« die Fäden ziehen, fordert nach wie vor viele Opfer und schaffte es noch immer nicht an den Verhandlungstisch, und der Vernichtungskrieg in Gaza, den die unter dem Protektorat der USA agierende israelische Regierung gegen das palästinensische Volk führt, nimmt schon längst die Ausmaße eines Völkermords an.

Das macht es umso tragischer, dass die Friedensbewegung, zu einem Zeitpunkt, da sie umso dringender gebraucht wird, zu einer Randerscheinung wurde und Teile davon, wie etwa die Grünen, ins Lager der Kriegstreiber wechselten. Dennoch sollten die Bemühungen, erneut eine starke Friedensbewegung zu schaffen, nicht aufgegeben, sondern 2024 fortgesetzt werden.

Die Krise des Kapitalismus nahm im vergangenen Jahr vielerorts noch schärfere Formen an, und deren Auswirkungen hatten dort, wo sich kein Widerstand gegen den wirtschaftlichen und sozialen Abbau und den Raubbau an der Natur und der Umwelt formierte, verheerende Auswirkungen auf die Schaffenden.

Auch die Europäische Union, ein Überbau, der vor allem dazu dient, die Interessen der Banken und Konzerne aus einem Teil des europäischen Kontinents durchzusetzen, gerät zunehmend aus den Fugen seit sie im Schlepptau der USA einseitig die Energiezufuhr aus Russland stoppte und – da die Produktion von alternativen Energien nicht mit den Erfordernissen mithalten kann – die Wirtschaftskrise und auch rechtsradikale und faschistische Strömungen zusätzlich befeuert.

Angesichts einer solchen Entwicklung nützt es nichts, den Kopf in den Sand zu stecken und sich in sein sogenanntes »Privatleben« zurückzuziehen, denn das macht die Sache nicht besser.

Keine Besserung haben auch die Schaffenden in Luxemburg mit dem Ende 2023 erfolgten Regierungswechsel zu erwarten, da die neue Rechtsregierung auch nur mit Wasser kocht und keine gangbaren Rezepte gegen die Wohnungsnot, den Rückgang der Wirtschaft und die wachsende Arbeitslosigkeit hat, eine neue Manipulation des Index im Fall hoher Inflation nicht ausschließt und inzwischen laut über Rentenverschlechterungen nachdenkt.

Aber es gibt Hoffnung, wenn die Lohnabhängigen solidarisch sind und erkennen, dass sie nicht nur zahlenmäßig stark sind, sondern auch zu einer gesellschaftlichen Kraft werden und soziale Gerechtigkeit und eine Welt ohne Ausbeutung und Krieg durchsetzen können, wenn sie an einem Strang ziehen.

Man sagt, eine Schwalbe mache noch keinen Sommer, aber die Beschäftigten von Ampacet haben im Kleinen vorgemacht, was die Lohnabhängigen im Großen schaffen könnten.

Das setzt auch voraus, dass die Gewerkschaftsbewegung größer, solidarischer und kämpferischer, die Kommunistische Partei stärker und die »Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek« weitaus umfassender verbreitet wird, als das gegenwärtig der Fall ist.

In diesem Sinne: Alles Gute für 2024.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek