Luxemburg-Stiftung befürchtet Veruntreuung von Libanon-Hilfsgeldern

Die Büroleiterin der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Beirut, Miriam Younes, bezweifelt, dass die von der internationalen Libanon-Geberkonferenz beschlossenen Hilfen in Höhe von 250 Millionen Euro den Weg zur bedürftigen Bevölkerung finden werden. Gegenüber der Tageszeitung “nd.DerTag” (Mittwochausgabe) sagte Younes: “Der französische Präsident Emmanuel Macron, der ja schon vor wenigen Tagen im Libanon war, hat gleich gesagt, er will der Regierung nichts geben. Das Geld werde stattdessen an die Menschen gehen. Da stellt sich aber auch die Frage, wer denn diese Menschen repräsentiert.” Sie könne sich nicht vorstellen,”dass dieses Geld in irgendeiner Form nicht über die libanesische Regierung oder über die libanesischen Politiker gehen wird”.

Grund für die Zweifel sind nicht nur die von EU-Staaten und den USA verhängten Sanktionen, sondern vor allem die systemimmanente Korruption, die über Jahrzehnte hinweg von der Veruntreuung diverser Hilfs- und Entwicklungsgelder angetrieben werde. “Der Libanon hat in seiner Geschichte unglaublich viele Hilfsgelder bekommen. Aber wenn man sich anschaut, wie die wirtschaftliche Lage im Land ist, dann muss man sich fragen, was mit diesem Geld passiert. Das war ja nicht nur Nothilfe, es ist auch Entwicklungsgeld gewesen. Das ist, denke ich, die wahre Tragik des Libanons”, so Younes. Der Libanon habe seit Jahrzehnten kein Wirtschaftskonzept. Stattdessen gibt es “eine träge Rentenökonomie, die auf einer Immobilienblase basiert”, sowie eine Elite, sich “auf den Nothilfegeldern ausruht”.

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nd via ots