Miguel Díaz-Canel Bermúdez: Wir haben uns vorgenommen, die Regierung des Volkes und für das Volk zu stärken

Erstmals nach seinem Amtsantritt im April 2018 hat Kubas Präsident Miguel Mario Díaz-Canel am Wochenende einem ausländischen Fernsehsender ein Interview gegeben. Der kubanische Staatschef stellte sich im internationalen Kanal TeleSur den Fragen der Journalistin Patricia Villegas.

Der kubanische Präsident sagte, dass in diesen vier Monaten (seit seiner Ernennung durch die Nationalversammlung am 19. April) viele Erfahrungen gesammelt wurden und dass der Ausgangspunkt des Aktionsprogramms die Rede war, die der Erster Sekretär der Kommunistischen Partei Kubas, Armeegeneral Raúl Castro Ruz, auf dieser konstituierenden Sitzung der Neunten Legislaturperiode hielt, der wichtige Schlüssel für das Vorgehen der Revolutionäre darlegte.

Mit dem Ministerrat seien die Richtlinien dieser Ansprache analysiert worden, um diese Lektionen zu Kernelementen zu machen, um die Berufung und den Status der kubanischen Regierung als eine Regierung des Volkes und für das Volk zu stärken, was heiße, die Regierung der Revolution zu sein.

Ausgehend von dem Konzept, dass jeder Leitungskader ein Vorbild sein sollte, wurde die Frage analysiert, wie man besser in der Lage sein könne, um auf die Bedürfnisse der Menschen zu reagieren.

Diese Analyse etablierte als Säulen nicht nur das beispielhafte Verhalten, sondern auch die ständige Nähe zur Bevölkerung, in den schwierigsten Situationen … Eine dritte Säule sei, fügte er hinzu, dass die Führungskräfte in Kuba es verstehen müssten, die soziale Kommunikation anzuwenden. „Jetzt sind wir mitten in der Umsetzung der Kommunikationspolitik, die nicht nur in den Medien bleiben darf, sondern es muss eine Kommunikationskultur verbreitet werden, die auch die Grundlagen für die elektronische Regierung schaffen muss.“

Über die kubanische Presse sagte er, dass diese die Revolution mit großer Professionalität und Effizienz verteidigt habe, es aber auch Äußerungen von Apologie gegeben habe. Manchmal seien wir nicht in der Lage gewesen, die öffentliche Agenda widerzuspiegeln. Die mediatische Berichterstattung müsse dieser entsprechen.

Der kubanische Präsident betonte, dass in der Welt Ideen der Demobilisierung und Kolonisation verbreitet werden. „Wir dürfen nicht vergessen, dass das junge Publikum damit konfrontiert wird. Wenn die sozialen Netzwerke voller Inhalte sind, die die Realität unserer Völker verzerren, so ist es wichtig, in diesen Räumen präsent zu sein und sie mit erhebenden Inhalten zu überschwemmen. Es ist eine Notwendigkeit der Revolution.“

Über die Nähe zu jungen Menschen bestätigte er, dass Fidel ein Verfechter dieser Beziehung zur Jugend gewesen sei und dass er diese Lehre in seinen verschiedenen früheren Verantwortungen gespürt habe. „Es war für mich zu jeder Zeit grundlegend. Die junge Menschen tragen viel bei und sind sehr erfrischend …“

Als vierte Säule für die Stärkung der Regierungsarbeit erwähnte er, dass jede Schwierigkeit von mehreren Alternativen ausgehend angegangen werden müsse. „Wir müssen die Lösungen ausgehend von der wissenschaftlichen Forschung sowie der Innovation suchen.“

Er ging auch darauf ein, dass es unumgänglich sei, mehr Wechselbeziehungen zwischen der Basis und den übergeordneten Regierungsstrukturen zu finden. „Ich denke, es ist sehr wichtig, im Sinne der lokalen und territorialen Bedürfnisse zu arbeiten. Deshalb kommt der Autonomie, die wir den Gemeinden in der neuen Verfassung geben wollen, ein großes Gewicht zu. Wir haben dem Ersten Vizepräsidenten auch die Befugnis gegeben, sich um die Lösung von Problemen zu kümmern, die über den Rahmen von dem hinausgehen, was innerhalb der Gebiete erreicht werden kann.“

Über die Strategie der Regierung, dem Volk näher zu sein, erwähnte er, dass Besuche von Mitgliedern des Staats- und des Ministerrats in den Provinzen so organisiert werden, „dass wir in einem Jahr mindestens zweimal dieselbe Provinz besuchen. Dazu kommt, dass die Nationalversammlung ebenfalls ein System hat, um im Kontakt zu sein mit der territorialen Realität.“

Miguel Díaz-Canel ging auf einen sensiblen Blickwinkel ein: Jede Lösung müsse auch von einem ehrlichen Dialog begleitet sein. „Nicht alles hat eine unmittelbare Lösung, aber das Problem wächst nicht, wenn wir ihm Teile entreißen und eine Synergie der Lösung entsteht. Es gibt auch Probleme, die sofort gelöst werden können, wenn eine bürokratische Entscheidung dies verhindert.“

Der Präsident war emphatisch, als er das Problem definierte, das das tägliche Leben der Kubaner und Kubanerinnen und das wirtschaftliche und soziale Leben des Landes beeinträchtigt: die Blockade, die er als eine brutale Praxis beschrieb, welche verfolge, dass unser Volk vor Hunger und Not sterbe, und Regeln in den Beziehungen der Welt mit Kuba aufzwinge.

Diese seit mehr als einem halben Jahrhundert bestehende feindliche Politik der USA gegen Kuba, erklärte er, habe sich erheblich verschärft, so dass heute Investitionen der Welt in Richtung Kuba stärker unter Druck stünden. „Wir haben seit 60 Jahren die Last dieses Problems zu tragen. Meine Generation hat unter der Blockade gelebt und am bedeutendsten ist die Tatsache, dass sich der heroische Widerstand dieses kleinen Volkes durchgesetzt hat.“

„Wir sind für niemanden eine Bedrohung, was wir wollen, ist, ein besseres Land aufbauen, eine bessere Welt, was wir haben, ist eine Berufung für mehr soziale Gerechtigkeit, und die größte Bedrohung, um dies zu erreichen, ist weiterhin die brutale Blockade.“

Der Staat, die einzige Partei und die Jugend

Im zweiten Block der von Telesur vorgeschlagenen Fragen, umriss der kubanische Präsident die Veränderungen, die sich aus dem Verfassungsentwurf ergeben, der „eine realistischere Sicht” der Siuation des Landes widerspiegelt. Er führt aus, wie die Elemente, die den Teil der neuen Magna Carta ausmachen, während des VII. Parteitags der PCC behandelt wurden und dass diese nun durch die Verfassung eine legale Stützung erhalten würden, insbesondere was die Autonomie der der Gemeinden angehe.

Die Interviewerin fragte dann danach, was genau die Veränderungen in der Struktur von Staat und Regierung seien, die bei den Debatten der Bevölkerung über den Verfassungsentwurf das größte Interesse hervorgerufen hätten und ob Kuba weiterhin ein kommunistisches Land sei, nachdem dieser Begriff aus dem neuen Verfassungsentwurf entfernt worden sei.

Díaz-Canel antwortetet darauf, dass „wenn man den klassischen Marxismus betrachtet, die Produktionsweise, die wir anstreben der Kommunismus ist”. Er erklärt außerdem, dass man eine Verfassung möchte, die näher an dem liege, was möglich sei und dass dies weiterhin eine sozialistische Verfassung sei. Wenn man den Sozialismus und den Kommunismus erreichen möchte, sei es auch wichtig die Grundlagen dafür auf internationaler Ebene aufzubauen.

Auf die Frage, warum, wenn die Revolution in der Lage sei, sich einer Überprüfung zu unterziehen, man das Grundprinzip einer einzigen Partei nicht überarbeitet habe, antwortete er, es sei interessant zu sehen, dass diejenigen, die sich am meisten Sorgen darüber machen, ob der Sozialismus oder der Kommunismus der Weg ist, den wir verfolgen, genau jene sind, die uns ihr ganzes Leben lang dafür angegriffen haben, dass dies das Streben und das Projekt der Kubanischen Revolution ist.

Über die Existenz einer einzigen Partei antwortete er, dass dies auf eine historische Besonderheit Kubas zurückgehe.„Die führenden Rolle, die die Partei einnimmt, ist etwas, auf das wir nicht verzichten und das von der Mehrheit des Volkes unterstützt wird und auf historische Bedingungen zurückgeht.”

„Unsere Partei ist keine Partei, die sich zur Wahl stellt”, sagte er. „Martí gründet die Revolutionäre Kubanische Partei, die Basis von dem, was heute die Kommunistische Partei Kubas ist. Martí suchte eine Partei, die die Revolution zu entwickeln sollte, eine Partei die völlig offen und demokratisch sein sollte, damit sie die Interessen der Mehrheit aufnehmen und die Einheit ohne Brüche erreichen konnte. Wenn in unserer Geschichte die Einheit zerbrochen ist, haben wir immer Rückschläge erlitten. Im Jahrhundert des Krieges von 1868 definierte Fidel, dass es nur eine einzige kubanische Revolution gegeben habe, denn dieser Krieg von 68 markierte den Beginn der Unabhängigkeitskämpfe Kubas. Dieser Krieg endete jedoch nicht mit dem Sieg, weil es zur Uneinigkeit kam; das gleiche geschah auch im “Kleinen Krieg”, dem Krieg von 95; auch die revolutionäre und progessive Bewegung der 30er ging dadurch zugrunde und die kubanische Revolution siegte durch das Zusammengehen der verschiedenen Kräfte. Deswegen ist die PCC eine Partei des Volkes, um die Einheit zu erreichen. Ich bin überzeugt, dass der Feind weiß, dass sein Hauptziel sein muss, die Einheit zu zersplittern und dafür konzentriert er sich auf die Jugendlichen; denn zwischen ihnen und jenen, die die Revolution machten, liegen 60 Jahre und für sie sind die Errungenschaften der Revolution zu natürlichen Rechten geworden.”

„Und strebt diese Generation nicht andere Angebote der Wahl oder andere Kommuniaktionsmedien an?”, fragte Patricia Villegas, worauf Díaz-Canel antwortete, dass diese Generation wolle, dass sich das Land schneller entwickle. „Es ist dies eine aktive Generation mit guter Bildung und Ausbildung, die sich aktiv beteiligt und ich glaube nicht, dass ihr größter Wunsch darin besteht, gegen die Partei und die Revolution zu sein. Ihre Wünsche konzentrieren sich darauf, dass es mehr Fortschritte gibt, berücksichtigt zu werden und sie streben eine technologische Entwicklung an. Es ist eine Generation die Elemente der Vielfalt aufweist und die Vorteile der Revolution genießt. Es ist eine Generation, die sich durch Standhaftigkeit auszeichnet, die nicht annexionistisch ist und die Unabhängigkeit liebt.”

VERFASSUNGSENTWURF, VISION DES PRÄSIDENTEN

„Welches ist Ihre Position über die Beschränkung des Privateigentums und des Reichtums?“, fragte ihn die Präsidentin von Telesur. Er hatte jedoch nicht vor, ein kategorisches Kriterium aufzustellen, denn er gehört dem vom Armeegeneral geleiteten Ausschuss an, der am Verfassungsentwurf arbeitet und antwortete, dass „das einzige, was ich dazu sagen kann ist, dass ich mit allem, was in dem Entwurf steht, einverstanden bin; aber ich betrachte es als legitim, dass sich die Leute zu diesen beiden Themen Sorgen machen. In diesem Szenario, in dem man Verhältnisse zwischen Löhnen und Preisen feststellt und es Personen gibt, die ein bestimmtes Einkommen durch etwas erzielen, was nicht gerade in Verbindung steht mit Arbeit steht, die für uns etwas Ehrenwertes darstellt … ist es legitim, dass man darüber besorgt ist… Aber die Menschen fordern nicht, dass der Artikel entfernt werden soll, sondern dass wir betonen sollen, dass es keine Konzentration von Eigentum geben dürfe und auch keine Konzentration von Reichtum hinzugefügt werden soll. Jetzt muss eine ausgedehnte gesetzgeberische Überprüfung erfolgen. Wir sind dabei zu hören, was die Leute vorschlagen und wie dies in die Verfassung eingefügt werden kann, die ein Minimaldokument darstellt. Es fehlt noch der Beitrag des Sektors der Jugend, der sehr wichtig ist, aber ich bin zweifellos der Auffassung, dass dies ein Thema ist, auf das wir eingehen müssen, nicht, weil es darüber Dissens gäbe, sondern weil der Konsens uns sagt, dass wir wir klarer ausführen müssen, wie die Anhäufung von Reichtum aufgehalten werden soll“.

Über die Heirat zwischen Personen gleichen Geschlechts sagte er, dass dies etwas sei, das mit den Veränderungen im Land einhergegangen sei. „Das Land ist dabei sich zu verändern und wir verschließen uns nicht vor dieser Realität. In dem, was die Revolution tut, gibt es eine humanistische Verpflichtung. Viele Tabus, die einmal fest etabliert waren, sind zerbrochen. Die Jugend sieht das auch so. Man hat seine Meinung dazu, aber man ist auch offen gegenüber den Meinungen der Bevölkerung. Die Geschichte der Revolution hat uns gezeigt, dass immer wenn wir die Dinge in die öffentliche Debatte gebracht haben, dies uns stärker gemacht hat.“

„Sind sie einverstanden?“, beharrt Patricia. Díaz-Canel macht keine Ausflüchte und antwortet: „Ja, ich bin einverstanden; was passiert, ist, dass es Menschen gibt, die diesen Artikel unterschiedlich betrachten, einige vom semantischen Standpunkt aus, andere von der Adoption von Kindern und der Verantwortung der Familie aus und es gibt andere Fälle, in denen das Denken einiger Menschen vom traditionellen Standpunkt geprägt ist. Ich setze mich dafür ein, dass es keinerlei Form von Diskriminierung gibt.“

-„ Die Konterrevolution ruft dazu auf, gegen den Verfassungsentwurf zu stimmen?“

-„ Was ich glaube ist, dass auch wenn die Menschen zu dem einen oder anderen Artikel eine bestimmte Meinung haben, man die Verfassung als Ganzes nicht aus den Augen verlieren darf. Man muss sich bewusst machen, dass sie für das Land das Wichtigste ist und und an die Rolle denken,die wir als verantwortliche Bürger ausüben.

-„Sind Sie zuversichtlich, dass man dafür stimmen wird?“

-„ Ich glaube, dass die Mehrheit dafür stimmen wird. Was die Konterrevolution angeht, entspricht das, was sie wollen, nicht dem Wunsch, das Land zu verbessern. Diese Konterrevolution ist, machmal mehr, manchmal weniger verdeckt, von der Regierung der USA bezahlt und finanziert, auch wenn sie sich unter unseren eigenen Nachbarn befindet. Ich habe an sechs Treffen dieser Art teilgenommen. Die ausländische Presse, die immer sehr bissig ist, sagte, dass Apathie herrsche. Ich sage dir jetzt, dass wir bereits drei Auflagen des Verfassungsentwurfs in Tabloid-Form gedruckt haben und auch die sind schon ausverkauft. Die Leute gehen zu den Treffen mit den gedruckten Ausgaben des Entwurfs mit ihren Anmerkungen versehen, also mit Unterstreichungen, Randbemerkungen … andere, die mehr technisch denken, mit Diagrammen…

Und noch etwas, die Personen, insbesondere die älteren, machen sich Sorgen um die Zukunft und dass in der Verfassung den jungen Leuten genug Raum gewährt wird, was eine Kontinuität deutlich macht. Die jungen Leuten liefern äußerst sich auf interessante Beiträge.

In einem Betrieb gibt es einen Compañero, der über einen Artikel sagte: „Ich bin mit dem, was der Präsident gesagt hat einverstanden und ich möchte meinen Einwurf zurückziehen. Ich habe ihm gesagt: Nein, mach das nicht. Jeder Zweifel kann uns warnen. Am nächsten Tag erschien in Cubadebate einen Kommentar einer Compañera, die diese Art der Demokratieausübung lobte.“

BEZIEHUNGEN USA – KUBA

„Fidel hatte bereits gesagt, dass unsere Konflikte, unsere Differenzen nicht mit dem Volk der USA seien. Aber man kann keinen Dialog anstreben, wenn auf der einen Seite Arroganz, Hegemoniestreben und Druck bestehen und auch nicht, wenn eine Seite fordert, dass du dich ihren Anweisungen unterwirfst… Wann wurde eine andere Etappe eröffnet? Nun, in der letzten Etappe der Präsidentschaft Obamas. Es war ein Prozess, von dem ich immer dachte, dass er lang sein würde und der mit einer noch intakten Blockade begann.

Wir haben Beziehungen aufgenommen und eine Etappe der Normalisierung begonnen, die zur Aufhebung der Blockade führen sollte. In dieser Etappe ist es uns gelungen, eine Systematik der Kontakte aufrechtzuerhalten und wir haben Botschaften in beiden Ländern etabliert. Es gelang uns, trotz der ideologische Differenzen eine zivilisierrte Beziehung zu haben.

Es gibt einen Teil der US-Gesellschaft, der Beziehungen zu Kuba möchte. Und es gibt auch einen bestimmten Austausch”

– „Welches Gewicht hat nun die Trump Regierung?”

– Wer in der Praxis die Macht hat, die Blockade aufzuheben, ist der Kongress der USA. Obama nahm eine Position ein und Trump nimmt die entgegengesetzte ein. Die Maßnahmen, die Trump im November vorschlug, sind dem entgegengesetzt, was das Volk der USA denkt, das sich in den letzten Umfragen mehrheitlich nicht einverstanden mit der Blockade erklärte, da es in den Reisen nach Kuba und in seinen Handels- und Finanzbeziehungen mit einer Liste von kubanischen Unternehmen eingeschränkt ist und weil außerdem die Beziehunge zwischen den Familien begrenzt werden. Sie haben das Personal in ihrer und in unserer Botschaft beschränkt. Hinzu kommt die Ausgabe von Visa über Drittländer. Sie sind zu Drohungen und Zwängen zurückgekehrt und inmitten alldem haben sie ein Täuschungsmanöver geschaffen, das sie als „akustische Angriffe” bezeichnen. Ich glaube, wenn es ein Land gibt, in dem die ausländischen Bürger gut aufgehoben sind, ist es dieses.

-„ Haben sie die Russen gebeten, andere anzugreifen?”

– „Wir besitzen zu viel Ethik, um irgendjemanden zu bitten einen anderen anzugreifen. Kuba greift nicht an. Kuba verteidigt sich. Kuba ist solidarisch. Wir müssen zweifellos anerkennen, dass es einen Rückschritt bei den Beziehungen gibt, Wir haben die Gesprächsmöglichkeiten nicht eingschränkt, aber es muss ein Dialog sein, bei dem keine Bedingungen für Beziehungen gestellt werden. Wir sind nicht bereit, Konzessionen zu machen.

KUBA IST IMMER BEREIT ZU HELFEN

„Venezuela lieben wir. Mit Chávez hat Venezuela den Status der Abhängigkeit abgelegt, ein Land, das wegen seiner natürlichen Ressourcen und seiner Geschichte dazu berufen ist, eine wichtige Rolle in der Region zu spielen. Chávez und seine Freundschaft zu Fidel vermochten es, nicht nur venezolanische oder kubanische Projekte sondern das Projekt der lateinamerikanischen Integration voranzutreiben. Vergleichen wir das Venezuela vor Chávez mit dem danach. Das Volk hat von einer Menge Errungenschaften profitiert, die mit anderen Ländern geteilt wurden. Die Vereinigten Staaten trachteten immer danach, die Regierung Chávez´ unter Einsatz der perversesten Taktiken zu zerstören. Chávez war ein in mehreren als legitim, ehrenhaft und sauber anerkannten Prozessen ordnungsgemäß gewählter Präsident. Nach Chávez‘ Tod kam Maduro, der Arbeiterpräsident. Was verbreitete man in den Vereinigten Staaten? Dass er es nicht schaffen würde, Chávez‘ Vermächtnis zu übernehmen. Sie rannten gegen die Wand an.

Sie haben die Regierung Maduro mit Mitteln der Gewalt und der Wirtschafts- und Finanzblockade gegen Venezuela angegriffen. Es gibt eine venezolanische Oligarchie, die es ablehnt, die Reichtümer mit dem Volk zu teilen. Und was hat die Regierung Maduro gemacht? Sie hat widerstanden und wird weiter widerstehen. Das irritiert die Rechte und die Oligarchie Venezuelas wie übrigens auch die Vereinigten Staaten. Und worin zeigt sich das? In dem Mordversuch, der ein Ausdruck der Hilflosigkeit angesichts der Fortschritte der bolivarischen Revolution ist. Die USA werden damit weitermachen, auf lateinamerikanische Länder Druck auszuüben. Wir wissen wohl, dass einige Emissäre der Regierung Trump unterwegs sind, aber andererseits haben die Völker Lateinamerikas Würde. Dies alles ist die Restauration einer kapitalistischen und neoliberalen Plattform für alle lateinamerikanischen Völker.“

– Haben sie sich nicht genug geschützt?

„Ich glaube, dass alle Prozesse Schwächen unterworfen sind, vor allem dann, wenn man versucht, die strukturelle Wirtschaftsgrundlage des Kapitalismus zu verändern. Was hat man mit der ALBA erreicht? Mit der ALBA hat man es geschafft, in vier Ländern durch die Methode „Yo si puedo“ den Analphabetismus auszurotten. Wir wollen keine neoliberale Globalisierung, wir wollen eine solidarische Globalisierung.

Man sieht die Ergebnisse dieser solidarischen Globalisierung bei der Gesundheit und anderen Sozialprogrammen und wie wichtig es doch ist, sie trotz des Ausstiegs Ecuadors aus der ALBA oder dessen, was mit Unasur geschieht, aufrecht zu erhalten. Die nicht auf der Höhe der neuen Zeiten sind, werden sich dem Imperium beugen.“

Was die Rolle Kubas im Friedensprozess in Kolumbien angeht, fügte er hinzu, dass der Frieden ein notwendiger Prozess für Kolumbien sei. „Unser bescheidener Beitrag zum Erreichen einer anderen internationalen Ordnung besteht in der Unterstützung des Prozesses. Wir ermöglichen den Seiten, miteinander zu reden, ohne uns unsererseits einzumischen. Die Probleme der Kolumbianer müssen die Kolumbianer lösen.“

– Welche Bedeutung messen Sie dem Sieg von López Obrador bei?

„Mexiko ist ein sehr wichtiges Land. Es ist ein geliebtes Land. Die Jahrhundertgeneration fand in Mexiko einen Ort, um sich für den Krieg in Kuba vorzubereiten. Mexiko hielt die Beziehungen zu Kuba aufrecht, als viele zerbrachen. López Obrador stellt eine Hoffnung für Mexiko und für Lateinamerika und die Karibik dar. Eine Regierung der Linken wie die von Obrador begünstigt die Wechselwirkung der Kräfte in der Region. Sie hat eine immense Verpflichtung gegenüber dem Land sowie Lateinamerika und der Karibik gegenüber.“

Ist Kuba zur Unterstützung bereit?

„Aber natürlich!“

RAÚL HAT EIN SEHR SPEZIELLES VERHÄLTNIS ZUM KUBANISCHEN PRÄSIDENTEN

– Wie oft haben sie in diesen vier Monaten mit Raúl sprechen können?

„Ich glaube, niemand ist privilegierter als ich in meiner Eigenschaft als Präsident, den Armeegeneral an meiner Seite zu wissen.

Mit Raúl rede ich praktisch jeden Tag. Er ruft an, nimmt an Treffen und Debatten teil, gibt sehr aufrichtige Ratschläge, ohne jegliche Anzeichen von Eitelkeit oder Eindruck machen zu wollen. Manchmal, eigentlich immer, fühle ich mich wie einem Vater gegenüber, der uns etwas beibringt. Dann wieder lässt er uns unsere eigenen Wege gehen, ohne seine Pflichten als Erster Sekretär der Kommunistischen Partei Kubas zu vernachlässigen. So wie Fidel auf Raúl zählte, als er zur Führung der Revolution Vertrauen in ihn setzte, so geschieht es auch jetzt und die Compañeros des Ministerrats und ich fühlen uns sehr sicher.

Als Raúl mir vorschlug, Erster Vizepräsident zu werden, etwas, das ich mir nie hätte träumen lassen, sagte er es mir in einer so brüderlichen Art … Er sprach auch über die Wichtigkeit der Kontinuität, denn wenn es an ihm wäre, den Weg für eine neue Generation freizugeben, sei ich an der Reihe.“

Das Telesur-Interview endete mit einer letzten Frage, die sich auf die Beziehung des Präsidenten zu seiner Familie bezog, auf die er antwortete, er unterhalte eine ganz besondere Beziehung sowohl mit seinen Kindern – zwei von ihnen Musiker – als auch mit seiner Frau, einer Dozentin, die ihn unterstütze und mit der er die gleichen Ideale teile. Um seine Enkel kümmere er sich vor allem an den Sonntagen, da er dann die Muße dazu habe.

Díaz-Canel betonte überdies die Bedeutung dieses seines ersten Interviews mit diesem regionalen Medium und erklärte, weitere Interviews habe er erst mit Cubadebate und der Tageszeitung Granma gehabt.

Quelle:

Granma Internacional