Stress am Flughafen

Switzerland

Das Personal des Billigfliegers Easyjet kündigte Kampfmassnahmen für den Dezember an. Gespräch mit Jamshid Pouranpir, Vpod-Gewerkschaftssekretär.

In einem Kommuniqué habt ihr erklärt, dass der Sommer 2018 der schlimmste gewesen sei, der das Personal von Easyjet erlebt hat. Was sind die Gründe dafür?

Jamshid Pouranpir: Während des Sommers waren die Hauptprobleme Stornierungen und Verspätungen bei der Ankunft von Flügen und die Umleitung an Flughäfen wie Lyon oder Mailand aufgrund des nächtlichen Flugverbots in Genf oder Basel. Diese Vorfälle haben einen Einfluss auf die Passagiere, aber auch auf die Arbeitsverhältnisse der Angestellten. Deren Arbeitstag wird dadurch verlängert. Die Angestellten, die ihre Arbeit normalerweise um 23.00 Uhr beenden, mussten im Ausland bleiben oder frühmorgens in die Schweiz zurückkehren und dann manchmal am gleichen Tag wieder um 17.00 Uhr zur Arbeit gehen. In dieser Branche ist es aus Sicherheitsgründen sehr wichtig, dass sich die Beschäftigten gut ausruhen können. Eine mögliche Lösung wäre, mehr Personal einzustellen.

Haben die Beschäftigten des Unternehmens in der Schweiz weitere Schwierigkeiten?

Wir verurteilen auch die tiefen Löhne, die unter dem Schweizer Niveau liegen. Neu Angestellte müssen für einen Lohn von unter 4000 Franken arbeiten. Der Pünklichkeits-Bonus für die Beschäftigten ist seit mehreren Jahren gestrichen wegen der vielen Verspätungen und annullierten Flügen. Ihr Gehalt können die Beschäftigten deshalb nur durch Provisionen beim Verkauf von Lebensmitteln, Getränken und anderen Produkten während dem Flug verbessern. Die Flugangestellten sind dadurch zusätzlich auch VerkäuferInnen.

Was sind eure Forderungen und wo steht man in den Verhandlungen?

Im September haben wir eine Petition lanciert und eine Demonstration mit rund hundert Beschäftigten organisiert vor der Zentrale von Easyjet in Genf. Wir fordern längere Ruhezeiten, weniger Arbeitsschichten pro Tag (welche aus bis zu vier Hin- und Rückflügen bestehen können an einem Tag), einen 13. Monatslohn und eine Entschädigung von 1000 Franken, um die Unannehmlichkeiten dieses Sommers auszugleichen. Während der Demonstration konnten wir mit Kaderleuten des Unternehmens diskutieren, aber der Manager Jean-Marc Thévenaz scheint das Ausmass unseres Unmuts nicht zu begreifen. Die letzte Verhandlungssitzung zwischen Vpod und Easyjet führte zu keinem Ergebnis. Ich fürchte, wir stehen vor dem Abbruch der Verhandlungen. Ende November findet die letzte Gesprächsrunde statt. Wenn unsere Forderungen nicht Gehör finden, werden wir eine Streikwelle im Dezember beginnen.

Wie viel Handlungsspielraum hat Easyjet Schweiz im Vergleich zum Hauptsitz?

Easyjet versucht hartnäckig, sich hinter dem Management in London zu verstecken, um nicht auf unsere Forderungen eingehen zu müssen. Der Konzern muss jedoch die Regeln und Arbeitsbedingungen in jedem Land befolgen, wo er tätig ist. Easyjet ist die einzige Billigfluglinie, die in der Schweiz angemeldet ist. Easyjet ist für fast 50 Prozent des Flugverkehrs in Genf verantwortlich und hat eine Buchungsrate von 90 Prozent, das Unternehmen sollte also vorbildlich sein. Trotzdem verschlechtern sich hier die Arbeitsbedingungen. Easyjet International fährt einen Gewinn von etwa 600 Millionen jährlich ein, es hat als durchaus einen Handlungsspielraum für unsere Forderungen.

Quelle: vorwärts-Zeitung

Quelle:

Kommunistische Jugend Schweiz