Militäroffensive gegen Kurdistan mit grünem Licht der NATO und des Westens

Im Windschatten des weltweiten Fokus auf die Eskalationen um die, gegen und in der Ukraine hat die türkische Armee heute Nacht, nach konzentrierten Vorbereitungsangriffen und Truppenzusammenziehungen, ihren, von BeobachterInnen des längeren erwarteten Angriff, auf die Regionen Avaşîn und Zap Kurdistans gestartet.

„Operation Winteradler“ – der schmutzige Krieg gegen Kurdistan

Sichtlich gedeckt von ihren NATO-Verbündeten wie hartnäckig unbeachtet von der Weltöffentlichkeit, verstärkt die Türkei unter dem neuen Namen „Operation Winteradler“ damit ihren seit beinahe einem Jahr tobenden Krieg gegen die kurdischen Medya-Verteidigungsgebiete in den Kandil-Bergen in Südkurdistan/Nordirak sowie die Demokratische Föderation Nord- und Ostsyien (Rojava). Trotz nachgewiesenem systematischen Einsatz international geächteter chemischer Kampfstoffe und anhaltender Kriegsverbrechen, hüllen sich der Westen, die internationalen Institutionen sowie auch die „Organisation für das Verbot chemischer Waffen“ (OPCW) in Schweigen. Der erneut groß angelegte Angriff richtet sich dabei in einem gegen die Guerilla, wie auch gegen die sozial-revolutionären, frauenpolitischen und räteorientierten Errungenschaften der kurdischen Gesellschaft. Zugleich stellt er einen offenen Rachefeldzug gegen die von den kurdischen FreiheitskämfperInnen der YPG, YPJ, zusammen mit ihren kommunistischen Verbündeten und den Syrischen Demokratischen Streitkräften (SDF) jüngste Niederschlagung der IS-Revolte in Hasaka dar – welche mit Unterstützung Ankaras vor sich ging. Ohne grünes Licht aus Washington und Freigabe des von den USA kontrollierten Luftraums wiederum, wären die aktuellen schweren Luftangriffe mit Jagdflugzeugen, Landeoperationen und Drohneneinsätzen schlicht nicht möglich.

Die schmähliche Rolle der KDP

Aber auch die vom Barzani-Clan dominierte konservative KDP in Erbil spielt erneut eine unrühmliche Rolle und macht sich abermals zum Gehilfen der Türkei. Schon in den 1990er Jahren kollaborierte die KDP (Kurdisch Demokratische Partei) militärisch mit der Türkei. Wirtschaftlich stramm mit Ankara verbunden, unterhält der herrschende Barzani-Clan seit Langem auch politisch enge Beziehungen mit den Machthabern am Bosporus. 2007 erklärte die KDP im Gefolge des Staatsbesuchs von Recep Tayyip Erdoğan beim damaligen US-Präsidenten George W. Bush, in dessen Ergebnis die Führer der beiden größten NATO-Armeen die PKK zum „gemeinsamen Feind“ der Türkei und den USA erklärten, in devoter Kollaboration überhaupt öffentlich-offiziell, dass auch die KDP „Maßnahmen gegen die PKK ergreifen“ werde. Dem entsprechend lässt sich KDP heute denn auch zunehmend intimer in den seit einem Jahr anhaltenden Vernichtungsfeldzug Ankaras einspannen, nachdem sie in den letzten Jahren bereits einem massiven gegen die Kandil-Berge und Bewegungsfreiheit der Guerilla gerichteten Ausbau militärischer Brückenköpfe der Türkei in der Autonomieregion ihr Plazet gab. Dabei schreckt sie, wie entsprechende Verlegungen von Peschmerga-Einheiten, Befehle und Operationen zeigen, selbst vor einem verderblichen innerkurdischen „Bruderkrieg“ („Brakuji“) zwischen ihren Peschmergas mit der Guerilla der PKK, den Volksverteidigungskräften HPG und der Frauenguerilla YJA-Star, nicht zurück. Vielmehr zündelt unentwegt daran und befeuert einen solchen geradezu manisch, und bezeichnet auch ihrerseits die in der Bevölkerung hoch angesehenen HPG- und YJA-Star-KämpferInnen im Gleichklang der Sprachbausteine aus Ankara als „terroristisch“, die mit den Medya-Verteidigungsgebieten zudem einen Teil der Autonomieregion Südkurdistans „besetzt“ hielten.

Mit ihrer Willfährigkeit gegenüber Ankara versucht die vielfach im direkten Dienste der Interessen der Türkei stehende KDP nicht nur ihr Kompradoren-Dasein, ihre wirtschaftlichen Interessen, ihren Aufstieg zu Milliardären und ihre politische Vorherrschaft in Erbil abzusichern, sondern ebenso jegliche fortschrittliche, gar sozial-revolutionäre, kurdische Bewegung im Irak und in anderen Teilen Kurdistans zu unterdrücken. Entsprechend zeichnet sich die Autonome Region Kurdistan im Nordirak (KRG) auch als von der KDP dominiertes, politisch autoritäres, bürokratisches und feudal strukturiertes Gebilde von des Westens Gnade aus.

Die doppelten Standards des Westens

Als vor wenigen Monaten, im November 2021, Schutzsuchende aus dem Gebiet vor dem anhaltenden Krieg, der Misere in der Region und den Verheerungen der türkischen Armee flohen und über die weißrussisch-polnische Grenze nach Westeuropa flüchten wollten, sorgte dies weltweit für Aufsehen. Eiligst wurde ein Stacheldrahtverhau entlang der Grenze aufgestellt, die Zugänge in die Festung Europa zugemauert und den wenigen Tausend Flüchtlingen mit Spezial-Kräften, NATO- und EU-Armee-Einheiten entgegen- und zu Leibe gerückt. Sie waren der „westlichen Wertegemeinschaft“ sichtlich nicht „blond“ und „blauäugig“ genug und verkörperten auch nicht den Duft „wohlhabender MittelschichtsbürgerInnen“. Entsprechend bleibt denn umgekehrt auch der globale Aufschrei der Weltöffentlichkeit gegen den schmutzigen Angriffskrieg des NATO-Verbündeten Türkei aus. Demgegenüber legitimiert man die Militäroffensive, Luftangriffe und Intervention des faschistischen Regimes am Bosporus vielmehr mit Verweis auf türkische „Terrorlisten“ und nennt den Krieg Ankaras auch nicht beim Namen, sondern bezeichnet in euphemistisch als „Militäreinsatz“ bzw. „Sonderoperation“ …

Quelle: KOMintern