Metaller-KV: Ein vorläufiger Abschluss für zwei Jahre

Übernommen von Zeitung der Arbeit:

Wien. Am Donnerstag gab es in der achten Verhandlungsrunde eine Einigung der Verhandler der Gewerkschaften PRO-GE und GPA mit denen des Fachverbands der Metalltechnischen Industrie (FMTI). Nachdem der Fachverband ein unverschämtes Angebot unterbreitete und stur blieb, kam es in den vergangenen Wochen zu Betriebsversammlungen, Warnstreiks und eintägigen Streiks. Insgesamt dauerten die Verhandlungen mehr als zwei Monate, erste Gespräche wurden bereits Ende September geführt.

Plus zehn Prozent sozial gestaffelt

Die Einigung von Donnerstagabend ist eine vorläufige. Christian Knill, Obmann des FMTI, erklärt dies damit, dass der Abschluss noch nicht wirksam und vorbehaltlich einer neuen Wettbewerbssicherungsklausel erfolgt sei. In dem vorläufigen Abschluss einigte man sich auf plus zehn Prozent sozial gestaffelt, maximal aber 400 Euro mehr pro Monat. Das bedeutet im Schnitt aller Beschäftigungsgruppen der Branche ein Plus von 8,6 Prozent. Bis zu einem Bruttoeinkommen von knapp 4.200 Euro gilt somit die Erhöhung von zehn Prozent, danach schmilzt sie ab. Im ersten Lehrjahr steigt das Einkommen von 900 auf 1.000 Euro.

Zusätzlich wird es eine Härtefallregelung für Betriebe geben, die wirtschaftlich in einer besonders schwierigen Lage sind. Der Einsatz der Regelung muss begründet und von den Gewerkschaften sowie vom FMTI bestätigt werden. Grundsätzlich kann dadurch die vereinbarte Ist-Erhöhung um maximal drei Prozent reduziert werden. Zwingend muss dabei ein Ausgleich mit den Arbeiterinnen und Arbeitern vereinbart werden, etwa in Form einer Einmalzahlung oder durch mehr bezahlte Freizeit.

Zwei Jahre Laufzeit

Darüber hinaus kam man überein, dass es einen Abschluss für zwei Jahre geben soll. Das ist neu in der Metall-Branche und generell unüblich in Österreich, wo Kollektivverträge in der Regel einjährig sind. Das wird von den Beteiligten als innovativ und planungssicher gefeiert.

Mit 1. November 2024 werden alle Löhne und Gehälter um ein Prozent über der künftigen rollierenden Inflationsrate angehoben. Aktuelle Schätzungen gehen von einer Teuerungsrate von 3,9 Prozent in Österreich im kommenden Jahr aus, was 2024 4,9 Prozent Lohnerhöhung bedeuten würde.

Die Gewerkschaftsführung und die Vertreter des Fachverbandes zeigen sich insgesamt zufrieden mit dem Ergebnis. Dieses kam nun nach den sehr zähen Verhandlungen überraschend schnell, nachdem die Unternehmen trotz stabiler und steigender Umsätze sowie entsprechender Bonuszahlungen Schauermärchen über den Zustand der Metallindustrie berichteten und die Arbeiterklasse weiter aushungern wollten.

Lange Verhandlungen und überraschender Abschluss

Die Ursprungsforderung der Gewerkschaften lag bei 11,6 Prozent mehr Lohn bzw. Gehalt, in Runde kam es zu einem Angebot von 2,5 Prozent plus 1.050 Euro Einmalzahlung seitens FMTI, was zu einem raschen Abbruch der Gespräche führte. Nach der vierten Runde Anfang November kam es dann zu Warnstreiks, nach einer erfolglosen sechsten Runde Mitte November zu Streiks in zahlreichen Betrieben in ganz Österreich. Der FMTI hatte inzwischen sein Angebot auf im Schnitt plus sechs Prozent sowie eine steuerfreie Einmalzahlung von 1.200 Euro nachgebessert, aber auch dieses Angebot war ein Schlag ins Gesicht derer, die den Reichtum in diesem Land erwirtschaften.

Die Kampfmaßnahmen haben hier sicherlich Bewegung in die Sache gebracht. Vielleicht hat man die Streikbereitschaft der eigenen Belegschaft in Zeiten der massiven Teuerung unterschätzt, nachdem Österreich nicht gerade als Streikland bekannt ist.

Der überraschende Abschluss könnte auch damit zusammenhängen, dass man eine branchenübergreifende Solidarität oder gar gemeinsame Streiks fürchtet, nachdem es nun auch im Handel zu Warnstreiks kommt und die Situation potenziell unübersichtlicher wird. Vor diesem Hintergrund bewegt sich jetzt offenbar auch die Unternehmerseite und kommt den Forderungen entgegen.

Quelle: GPA/Pro-Ge/ZdA/ZdA/ZdA/ZdA/ORF

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