Die „Fat Cat“ im Scheinwerfer des Marxismus

Am 8.1., war der „Fat Cat Day“ 2024 – der Tag, an dem die Vorstandsvorsitzenden der großen österreichischen börsennotierten Unternehmen so viel verdient haben, wie Beschäftigte im Schnitt das ganze Jahr verdienen. Demgemäß braucht ein ATX-Vorstandschef gerade einmal schlappe 5 Arbeitstage, um das Jahresgehalt eines Arbeiters oder einer Angestellten zu erreichen.

Die Crème de la Crème der heimischen Topvorstände erreichen das Jahresgehalt eines normalen Beschäftigten sogar nochmals um Ecken schneller. Bawag-Chef Anas Abuzaakouk sackt ein solches überhaupt in 1,2 Tagen ein. Auch Peter Oswald, CEO von Mayr Melnhof, braucht für ein solches nur 2 Arbeitstage. Und Voestalpine-Konzernlenker Herbert Eibensteiner muss dazu ebenfalls gerade einmal 2,5 Tage arbeiten. Keine Frage: derartige Super-Einkommen sind in Kategorien der „Leistungsgerechtigkeit“ nicht mehr nachvollziehbar und selbst nach gängigen Moralvorstellungen schlicht verwerflich. Dass ATX-Vorstandsvorsitzende im Schnitt das 75-fache ihrer MitarbeiterInnen verdienen, ist nur mehr kapitalistischer Irrsinn.

Und doch greift das emotionale Moralisieren der überbordenden Managergehälter als „moralisch unanständig“ – wie in Gewerkschaftsaussendungen vielfach zu lesen – analytisch ins Leere. Denn, wie etwa Georg Fülberth zur Klage über die im Vergleich zu den Löhnen der Beschäftigten zu hohen Managergehälter schon vor Jahren richtig, wenn auch wohl gar zu pointiert, anmerkte, sie ist „Teil der Lohnfondsideologie. Die Bezüge der Vorstandsmitglieder sind Teil des Mehrwerts. Der Streit über seine Verteilung ist innere Angelegenheit der Bourgeoisie.“ Das ist freilich überpointiert. Zumal wenn man die Verknüpfung der ausschweifenden Managergehälter und des Boni-Systems, der Aktienoptionen sowie üppiger Pensionszahlungen u.a.m. mit der auf breiter Front parallel vor sich gegangenen Implementierung des Shareholder-Value-Ansatzes mit in Anschlag bringt. Aber es ordnet die Super-Einkommen der Topmanager als „aggregierte Gruppen des Kapitals“, wie sich Marx ausdrückte, polit-ökonomisch und klassentheoretisch zu Recht der Verteilung des Mehrwerts – und nicht den Lohneinkommen der Arbeiterschaft oder lohnabhängigen Mittelschichten – zu. Und – ohne damit etwa verpflichtender Obergrenzen für Managementgehälter börsennotierten Unternehmen, geschweige denn gar der Notwendigkeit höherer Spitzensteuersätze (der in der US-Nachkriegszeit, man mag es in Zeiten wie diesen kaum mehr glauben, bei 91% lag und auch in Österreich erst in der sozialdemokratischen Ära Vranitzky von 62% auf 50% deutlich abgesenkt wurde) auch nur den Hauch eines Gedankens widerreden zu wollen –, dieser gesamte profitable Irrsinn ist immanentes Bestimmungsstück der kapitalistischen Profit-Logik und keine Frage einer schnöden „Gehältergerechtigkeit“, wie der ÖGB und auch zahlreiche Linke in groteskem Zerrbild des Kapitalismus unken.

Marxistische Analytik ist denn auch keine Marotte einer Strömung in der ArbeiterInnen- und Gewerkschaftsbewegung, sondern unabdingbar um Erscheinungen auf das Wesen hin und von diesem her erst angemessen zu begreifen und in das Ganze der Gesellschaft einzuordnen.

Quelle: KOMintern