Ver- und Entsorgung: Remondis flieht in niedrigeren Tarif

„Für die rund 100 Beschäftigten am Standort Hamburg ist das ein Schlag ins Gesicht“, sagt Ole Borgard, Fachbereichsleiter bei ver.di Hamburg. „Die Beweggründe sind scheinheilig, es geht der Arbeitgeberseite einzig und allein darum, Geld zu sparen – das ist Wahnsinn.“ Ein Branchenprimus der Entsorgungswirtschaft, der bundesweit satte Gewinne einfährt, verweigere seinen Beschäftigten in der zweitteuersten Stadt Deutschlands eine wertschätzende Bezahlung.

Gleichzeitig würden Kraftfahrer auch in Hamburg händeringend gesucht. Die jetzt ausgegebene Arbeitgeber-Losung: „Im Zuge des Verbandswechsels wird sich nichts verschlechtern“, bedeute im Umkehrschluss: „Nichts wird sich verbessern“, so Borgard.

Das ist aber dringend notwendig: Derzeit verdient ein Kraftfahrer bei Remondis als Einstiegsentgelt 11,95 Euro die Stunde, in Schleswig-Holstein nochmal weniger, ohne weitere Aufstiegsmöglichkeiten. Dies gilt auch für alle Beschäftigten, die nach 2011 angefangen haben. Es sei nicht weiter hinnehmbar, dass etliche Kolleginnen und Kollegen seit Jahren in ihrer Anfangsgehaltsstufe festkleben. Damit spare Remondis seit Jahren Geld, sagt Borgard. Die Gewinne der Rethmann Gruppe, zu der Remondis gehöre, sprudelten unterdessen auch in diesem Jahr kräftig weiter.

Zulagen führen zu Willkür und Abhängigkeit

Hintergrund der regionalen Tarifauseinandersetzungen sind die bereits im Frühjahr 2017 gescheiterten Tarifverhandlungen mit dem Bundesverband der deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE). Die Arbeitgeberseite war erst nach einer Warnstreikrunde Anfang Oktober überhaupt bereit, an den Verhandlungstisch zu kommen. Die jetzige Flucht aus dem BDE ist ein Affront. Mit Zulagenregelungen versucht die Geschäftsführung die Kolleginnen und Kollegen abhängig zu machen. Diese Zulagen führen zu einer Arbeitgeberwillkür, mit der die Beschäftigten in Abhängigkeit geraten.

„Wir halten an unseren Forderungen für einen Haustarifvertrag für die einzelnen Standorte fest“, sagt Mario Klepp, Landesfachbereichsleiter im ver.di-Landesbezirk Nord. „Und wir werden Druck auf allen Kanälen machen.“ Im Detail fordert ver.di: Wiedereinsetzen der Stufensteigerung, Erhöhung des Tabellenentgeltes um 6 Prozent und der Auszubildendenvergütung um monatlich 150 Euro.

Quelle:

ver.di