Wettrüsten im All

Zunächst hieß es, beim Treffen des Nationalen Raumfahrtrats der USA im Weißen Haus gehe es nur um Weltraumschrott und seine Beseitigung. Am Ende forderte Trump für die imperialistische Hauptmacht erneut die »Space Force«. Daß USA-Präsidenten anfällig für solche All-Machtsphantasien sind, weiß man seit Ronald Reagan. Dessen Star-Wars-Vision blieb zwar in der Umsetzung Welten entfernt von George Lucas’ Filmfiktion, doch seit den 80er Jahren gehören mehrere Elemente zum militärischen Programm der USA.

Was Darth Vader, pardon: Donald Trump aber zu wenig ist. Zumal zuletzt auch aus Rußland und China verstärkte Anstrengungen vermeldet wurden – die sich wiederum auf Pläne aus dem Pentagon beziehen. Das nennt man dann wohl Wettrüsten im All.

Der Sternenkrieger im Weißen Haus will die »Verteidigung im Weltraum« neben Luftwaffe, Heer und Kriegsmarine zu einem gesonderten Teil der Streitkräfte machen. »Wir werden eine Air Force haben und wir werden eine Space Force haben, eigenständig, aber gleichwertig«, polterte er nach dem Treffen in Washington.

Bislang ist die Air Force für die meisten militärischen Weltraumprojekte der USA zuständig. Wenn es aber darum gehe, »Amerika zu verteidigen«, reiche es nicht, »nur eine amerikanische Präsenz im All zu haben«, so Trump. Auch dort setzt er auf »amerikanische Dominanz«. Die USA müßten auch im Weltall »stets Erster« sein und dürften sich keinesfalls von Rußland und China überholen lassen. Deshalb habe er das Pentagon angewiesen, mit Vorbereitungen für eine »Weltraumstreitmacht« zu beginnen.

Weder dort noch im Kongreß hat seine Phantasie Begeisterung ausgelöst. Nun wollen sich Pentagon und Parlament gemeinsam damit befassen – ein, wie es hieß: »Abwägungsprozeß mit vielen Beteiligten«. Der USA-Präsident ist zwar auch Oberbefehlshaber, neue Teilstreitkräfte kann aber auch er nicht mit einem Federstrich etablieren. Dazu braucht er grünes Licht vom Kongreß, der schon seit Jahren über eine »Space Force« debattiert, eine solche aber lieber der Luftwaffe angliedern will.

Trump hatte schon im vergangenen Jahr verkündet, daß er wieder Astronauten zum Mond und später auch zum Mars schicken wolle. Die USA-Weltraumbehörde arbeitet inzwischen an Plänen für einen bemannten Außenposten auf dem Erdtrabanten. Doch seit der Einstellung ihres »Space Shuttle«-Programms vor sieben Jahren braucht die NASA Privatfirmen, um Fracht, und die Russen, um ihre Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS zu bringen.

In der nach dem Treffen des US-amerikanischen »National Space Council« veröffentlichten Direktive beließ es Trump dann auch erst einmal bei kleineren Schritten. So wird die Absicht verkündet, künftig eine führende Rolle bei der Beseitigung von Weltraummüll und bei der Organisation des weiter zunehmenden Verkehrs im Weltall zu spielen.

Ob und wann Weltraum-Streitkräfte Realität werden, steht in den Sternen. Auf Erden gibt es jedoch seit 1967 den Weltraumvertrag, der die Okkupation von Himmelskörpern durch einzelne Staaten sowie Militärmanöver, -stützpunkte und Waffentests auf dem Mond ebenso verbietet wie die Stationierung von Massenvernichtungswaffen im Orbit in einem Radius von mehreren 10.000 Kilometern um die Erde.Allerdings: Andere Waffen sind durchaus erlaubt, und eine Laserkanone, die irgendwann einmal Weltraumschrott beseitigen soll, könnte natürlich auch noch ganz andere Ziele ins Visier nehmen…

Oliver Wagner

Quelle:

Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek