Castor-Transporte auf dem Neckar rücken näher

atomkraft nein dankeDie von der Energie Baden-Württemberg (EnBW) geplanten Castor-Transporte per Schiff auf dem Neckar von Obrigheim nach Neckarwestheim rücken näher. Am gestrigen Dienstag ist der Schubverband in der Region eingetroffen, mit dem in insgesamt fünf Fahrten 15 Castor-Behälter mit hochradioaktivem Atommüll aus dem abgeschalteten AKW Obrigheim zum Zwischenlager am AKW Neckarwestheim gebracht werden sollen. Die Transportstrecke ist etwa 50 Kilometer lang und führt durch insgesamt sechs Schleusen und durch den dicht  besiedelten Großraum Heilbronn.

Es wären die ersten Castor-Fuhren in Deutschland seit dem letzten Gorleben-Transport im Jahr 2011 und überhaupt die ersten auf einem Binnengewässer. Die Transportgenehmigung des Bundesamts für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) steht allerdings noch aus.

Die EnBW hatte vor einigen Tagen angekündigt, zuerst eine Probefahrt und Probeverladung mit drei leeren Castor-Behältern durchzuführen. Da bisher bis auf eine Ausnahme alle leeren  Behälter noch in Neckarwestheim lagern, müssen diese erst dort abgeholt und nach Obrigheim gebracht werden. Derzeit ist der Schubverband auf dem Weg nach Neckarwestheim. Über  Nacht parkt er an der Schleuse in Bad Friedrichshall-Kochendorf.

Atomkraftgegnerinnen und -gegner aus regionalen und überregionalen Initiativen haben das Bündnis »Neckar castorfrei« gegründet und Proteste gegen die Transporte angekündigt. Am 4.  März ist eine Demonstration in Heilbronn geplant. Auch Aktionen an den Transporttagen selbst sind in Vorbereitung.

»Nur weil EnBW Geld sparen will und deshalb keine eigene robuste Castor-Lagerhalle in Obrigheim baut, wird eine ganze Region den Gefahren der Atomtransporte ausgesetzt«, erklärt  Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt. »Zudem sollen die Behälter in Neckarwestheim in einem Tunnel im Steinbruch gelagert werden, dessen Untergrund  aufgrund von Auswaschungen im Kalkgestein instabil ist. Es ist eine absurde Idee, genau dort den gefährlichsten Müll der Menschheit unterzubringen. Wir werden dem nicht tatenlos  zusehen.«

Noch ist allerdings die Anlegestelle in Obrigheim eine Baustelle. Dort wurde in den letzten Tagen eine Verstärkung der Schiffsrampe mit Betonblöcken und Stahlträgern angebracht. Die  eigentliche Rampe sieht noch wie ein Geröllhaufen aus. Gestern früh traf dann ein Baustellenboot mit einem Bagger ein, um an der Anlegestelle zu arbeiten.

Bemerkenswert ist, welchen problematischen Fuhrpark die EnBW zusammengestellt hat. Der unselbständige, 30 Jahre alte Schubleichter »Lastdrager 40« mit einer darauf montierten  »Garage« für die drei Transporter mit den Castoren wird geschoben vom Schubschiff »Edda«, das vor vier Jahren auf dem Mittellandkanal spektakulär in Brand geraten war. Als Reserve  für einen Ausfall von »Edda« fährt »Ronja« mit. Dieses Uralt-Schiff stammt wie das AKW in Obrigheim aus dem Jahr 1969 und hatte ebenfalls schon einen Unfall.

»Lastdrager 40« misst 81,39 Meter, »Edda« ist 25,66 Meter lang, zusammen sind das 107,05 Meter und damit mehr, als sie laut Genehmigung der Schiffsanlagestelle in Neckarwestheim haben dürften, und auch mehr als die zulässige Schiffslänge auf dem Neckar.