Vor 10.000 Jahren waren die Engländer schwarz

In der westlichen Welt, wo einige mit Verachtung auf die afrikanischen Migranten sehen, dürften die „neue Nachrichten“ so wenig willkomen sein ,wie das unangenehme Gefühl, wenn man beim Gehen Steinchen in den Schuh bekommt.

Die typische Reaktion darauf, den Fuß hochzuheben und den Stein zu entfernen, ist wahrscheinlich angesichts der durch genetische Studien bewiesenen Realität wenig brauchbar: Die Urengländer waren schwarz.

In der vergangenen Woche werden die rassistischen Sektoren und die der Null Toleranz gegen Migranten erbleicht sein, als sie lasen, dass „an einem menschlichen Skelett aus der Mittelsteinzeit angewandte genetische Untersuchungen darauf hindeuten, dass die Hautfarbe des Urengländers größere Gemeinsamkeit mit den Bewohnern Afrikas hat als mit denen des nördlichen Europa“.

Das Ergebnis ist Teil einer DNA Analyse des sogenannten Cheddar Manns.

Die Nachricht eröffnete die Türen für eine immer notwendige Debatte. Die Mythen des Weißsein zusammen mit der rassischen Überlegenheit, die die Menschheit Jahrhunderte lang gepriesen hat und die ihren Höhepunkt in der Nazi Ära erreichten, lösen sich jetzt auf und führen dazu, dass die Erwartungen der Engländer – und anderer Europäer und Nordamerikaner- was die typischen genetischen Merkmale angeht, unterhöhlt werden.

Das alles hat, ungewollt, kein geringerer als der verstorbene Cheddar Mann hervorgerufen, der jetzt gar nicht mehr wie ein Lord und auch nicht mehr nach „aus Cheddar“ aussieht. Oder besser gesagt, die gegenwärtigen Einwohner Cheddars sind die Missverstandenen der Geschichte.

Es kann sich nicht um ein Irrtum handeln: Die Wissenschaftler des Londoner Museums für Naturgeschichte rekonstruierten digital den Kopf dieses männlichen Individuums, dessen Gebeine 1903 in einer Höhle der englischen Grafschaft Somerset entdeckt wurden.

„Es besitzt die genetischen Pigmentmerkmale der Haut, die mit Afrika südlich der Sahara assoziiert wird, also schwarz“, bestätigte Tom Booth, einer der Forscher.

Bei dem Skelett, bei dem es sich um das älteste handelt, das offiziell im Vereinigten Königreich konserviert wird, bestätigt sich jetzt dessen afrikanische Herkunft auf der Linie der Hypothese der Schwarzen Eva.

Booth führt weiter aus, dass der Cheddar Mann für die Bewohner Europas von vor 10.000 Jahren steht, die mit der Jagd und dem Sammeln von Früchten und Pflanzen überlebten. Daraus geht hervor, dass die Migration von Afrika aus, dem Mutterland der Menschheit, nicht Ergebnis der jüngsten Geschichte ist. Aber dass, wenn man weiterhin Stereotype abbaut, wie dies der erste Atlas tat, der die komplexen Ströme der Bevölkerung des südlich der Sahara gelegenen Afrika analysierte, werden die gegen die Einwanderer eingestellten Rassisten ohne Schutzschild zurückbleiben: 75% der Migrationsströme verlaufen intern.

Die europäische Mentalität sieht es als eine kategorische Tatsache an, dass die Afrikaner sich nach Europa und Nordamerika wenden. Aber wahr ist, dass die Mehrheit der Ströme innerhalb der Region verläuft. Eine von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO (FAO) und dem Agrarforschungszentrum für Entwicklung (Cirad) im November 2017 veröffentlichte Studie liefert dafür den Beweis.

Die Zahl der afrikanischen Migranten im Jahr 2017 ist auch dazu angetan Stereotype zu beseitigen: Auch wenn es 36 Millionen waren, so repräsentieren sie nur 14% der 258 Millionen, die im vergangenen Jahr weltweit registriert wurden.

Was sagt uns all dies? Dass die Welt nicht an alten Vorurteilen haften bleiben kann, dass Banalitäten wie die angebliche Überlegenheit einer Rasse zu Katastropen wie dem Holocaust geführt haben; dass es davon abhängt, dass ein harmonisches Leben auf dem Planeten davon abhängt, wie tolerant jeder einzelne Mensch gegenüber seinesgleichen ist und man sich darauf konzentrieren muss, die ungerechten Ungleichheiten aufzulösen, die Millionen zu extremer Armut verurteilt, während ein Prozent sich grenzenlos bereichert.

Die Steinchen im Schuh sollen nicht nur dazu dienen nachzuschauen und sie zu entfernen. Sie müssen dazu dienen, eine bessere Welt zu denken. Vielleicht ist es das, was der Alte von Cheddar uns sagen wollte?

Quelle:

Granma Internacional