„Solidarität mit den Gelbwesten praktisch werden lassen“

Wir dokumentieren an dieser Stelle den Redebeitrag von Stefan. Er sprach für die DKP München auf einer Solidaritätskundgebung für die französischen „Gelbwesten“, organisiert von #aufstehen.

Guten Morgen!

Ich finde es ganz großartig, wieviele Leute heute hier zusammengekommen sind, um sich mit den Gelbwesten in Frankreich zu solidarisieren. Vielen Dank!

Unsere Solidaritätsbewegung ist ein starkes Zeichen! Sie ist ein starkes Zeichen internationaler Solidarität im Kampf gegen eine asoziale Politik, die die Banken und Konzerne immer reicher macht – und zwar auf unsere Kosten! Auf Kosten der großen Mehrheit der Bevölkerung in Frankreich genauso wie hier bei uns in Deutschland!

Meine Name ist Stefan. Ich bin Mitglied der Münchner DKP – der Deutschen Kommunistischen Partei und ich bin aktiv bei #aufstehen. Ich arbeite bei einem großen Konzern in der Automobilindustrie. Dieser Konzern hat in den letzten Jahren regelmäßig Milliardengewinne eingefahren. Milliardengewinne, die von uns Kolleginnen und Kollegen erarbeitet wurden. Aber als wir Anfang des Jahres, im Rahmen der Tarifverhandlungen gefordert haben, dass wir daran beteiligt werden, da mussten wir uns anhören, dass unsere Forderungen maßlos überzogen seien. Mehr Lohn und eine Verkürzung der Arbeitszeit: das könne sich der Konzern wirtschaftlich nicht erlauben.

Warum erzähle ich Euch das?

Ich erzähle es euch, weil auch wir für unsere Rechte gekämpft haben. Genauso, wie die vielen Gelbwesten in Frankreich, die jetzt gerade für eine Erhöhung des Mindestlohns, für mehr Arbeitsplätze oder für eine Mietpreisbegrenzung kämpfen. Und eines kann ich Euch sagen: Die Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich damals am Streikposten stand, die beobachten jetzt sehr genau, was gerade in Frankreich passiert.

Und was, glaubt ihr, was sie lernen?

Sie lernen, dass es sich lohnt, nicht nachzugeben und dass es sich auszahlt, wenn man für seine Rechte kämpft! Denn der politische Druck, den die Gelbwesten auf Macron ausüben, zeigt schon jetzt erste Erfolge. So hat die Regierung die geplante Erhöhung der Benzinsteuer bereits ausgesetzt und eine Anhebung des Mindestlohns zumindest angekündigt.

Liebe Leute,

Das zeigt uns: Wer kämpft, kann gewinnen! Und genau das ist auch der Grund, warum die Herrschenden in unserem Land versuchen, uns die Gelbwesten-Bewegung madig zu machen. Sie haben Angst, dass auch wir auf die Idee kommen könnten, uns zu wehren, dass auch wir aufhören könnten, uns jede Schweinerei gefallen zu lassen und dass wir – wie unsere Brüder und Schwestern in Frankreich – den Weg des Widerstandes wählen. Deshalb diffamieren sie den Protest, indem sie die Gelbwesten als eine Bewegung gewalttätiger Chaoten darstellen. Die Gewalt, die der französische Staat gegen die Demonstranten ausübt, wird dabei nicht problematisiert. Auch nicht problematisiert wird die Gewalt, die vom kapitalistischen System ausgeht und von der Wirtschafts- und Sozialpolitik von Herrn Macron! Dies ist dieselbe Gewalt, die wir hier in unserem Land erleiden müssen – eingeführt durch die Hartz-Gesetze und jahrelang fortgeführt von der Kanzlerin Angela Merkel. Es ist die Gewalt, die von der gleichen asoziale Politik ausgeht, die nur den Interessen der Banken und Konzerne folgt und dabei – in Frankreich wie hier in Deutschland – immer mehr von uns in prekäre Jobs führt, arbeitslos macht und dann in den sozialen Abgrund stürzt. Es ist dieselbe Politik der sozialen Spaltung, die unser Gesundheitssystem kaputt spart und die dazu führt, dass wir uns die Mieten für unsere Wohnungen nicht mehr leisten können. Und es ist dieselbe kapitalistische Politik, die gleichzeitig den Rüstungsetat erhöht und immer mehr Kriegseinsätze führt.

Liebe Leute,

Die Gelbwesten zeigen uns, wie unsere Antwort auf diese Gewalt des kapitalistischen Systems aussehen muss. Ihr Kampf ist auch unserer Kampf. Denn sie zeigen nicht nur Macron und dem französischen Kapital, wohin ihre Politik der sozialen Spaltung führt. Sie geben auch Frau Merkel und den deutschen Banken und Konzernen einen Vorgeschmack darauf, was auf sie zukommen wird, wenn auch wir hier in Deutschland anfangen, uns gegen Sozialabbau und Kriegspolitik unserer Regierung zu wehren.

In diesem Sinne:

Tun wir den Herrschenden nicht den Gefallen, uns spalten zu lassen! Lasst uns die Solidarität mit den Gelbwesten praktisch werden lassen. Und fangen auch wir endlich an, französisch mit unserer Regierung zu sprechen! Von Frankreich lernen, heißt Kämpfen lernen!

Hoch die Internationale Solidarität!

Vielen Dank!

Quelle:

news.dkp.de