Index-Alarm!

Gegenwärtig sind es sieben Jahre her, dass 53 Abgeordnete von CSV, LSAP, DP und Déi Gréng am 26. Januar 2012 beschlossen, dass während der Jahre 2012, 2013 und 2014 jeweils nur eine Index-Tranche ausbezahlt werde, unabhängig davon, wie sich der Preisindex entwickeln würde. Dieser Beschluss, der zu Lasten der Kaufkraft der Lohnabhängigen und Rentner ging und dazu führte, dass das Kapital mehrere Hundert Millionen Euro einsparte, war eine von vielen Manipulationen, denen der Index im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ausgesetzt war.

In den nachfolgenden Jahren war es ruhiger um den Index geworden, hauptsächlich wegen der niedrigen Inflation, so dass die Löhne, Lehrlingsentschädigungen und Renten während ganzer drei Jahre überhaupt nicht angepasst wurden, bevor erneut Indextranchen mit dem Tropfenzähler erfielen.

Die Bindung der Löhne (und Renten) an die Preisentwicklung – eine der großen Errungenschaften der Arbeiterbewegung – ist deshalb so wichtig, weil damit der Kaufkraftverlust der Lohnabhängigen, wenn auch nicht vollständig verhindert, so doch in Grenzen gehalten wird. Denn die Anpassung erfolgt nachträglich, also viele Monate oder sogar Jahre später, die Auszahlung der Indextranche von 2,5 Prozent wird erst einen Monat nach ihrem Erfall vorgenommen, und die Vorschußindextranche von 1,5 Prozent, welche diesem Nachteil entgegenwirken sollte, wurde 1981 von CSV und DP suspendiert und 1984 von der LSAP nicht wieder in Kraft gesetzt, obwohl die Sozialisten das versprochen hatten.

Seit der Verallgemeinerung der Lohnindexierung im Jahre 1975 hat das Patronat seine Bestrebungen, den Indexmechanismus erneut abzuschaffen, beziehungsweise abzuschwächen oder dessen Warenkorb zu manipulieren, nie aufgegeben, und die Regierung gab den Wünschen des Kapitals mehr als einmal nach, unabhängig von ihrer Zusammensetzung.

Gegenwärtig erleben wir gerade, wie eines der Sprachrohre des Kapitals, die Handelskammer, eine neue Offensive gegen den Index vorbereitet.
In ihrer Stellungnahme zu den vom statistischen Amt vorgelegten Änderungen in der Gewichtung der Warengruppen im Warenkorb des Preisindex, die kaum öffentliche Beachtung erfuhr, bevor die »Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek« am gestrigen Freitag die Alarmglocken läutete, ließ sie die Katze aus dem Sack.

Um es kurz zu machen: Die Handelskammer will die Bindung der Löhne an den Preisindex, welche den Kaufkraftverlust in Grenzen hält, ganz einfach zerstören und durch eine Anpassung ersetzen, die immer nur dann erfolgen soll, wenn die Betriebe oder gewisse Wirtschaftsbereiche »genügend Produktivitätsgewinne« erwirtschaftet haben.

Die Folgen eines solchen Wechsels dürften ganz schnell einen Kaufkraftverlust herbeiführen, erstens weil es in bestimmten Wirtschaftsbereichen schwierig ist, die Produktivitätsentwicklung genau zu berechnen, und zweitens, weil das Patronat gebetsmühlenartig von einer Stagnation und einem Rückgang der Produktivität spricht (so dass überhaupt keine Lohnanpassungen geschuldet wären), obwohl die »Chambre des Salariés« und das statistische Amt anhand ihrer Berechnungen genau das Gegenteil sagen.

Die Schaffenden und ihre Organisationen wären gut beraten, wenn sie umgehend mit Entschiedenheit klarmachen würden, dass sie eine Zerstörung der Bindung der Löhne an den Preisindex unter keinen Umständen zulassen werden. Das sollte auch für die Forderung des Patronats gelten, den Indexwarenkorb kurzfristig zu manipulieren und die Erdölprodukte daraus zu entfernen.

Ali Ruckert

Quelle:

Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek