Trotz alledem

Das 100-jährige Gedenken an Verteidiger und Vermächtnis der Freien Sozialistischen Republik Bremen wurde zu einer würdigen Veranstaltung am Denkmal auf dem Waller Friedhof.

Die Ansprachen spiegelten in ihrer Zusammensetzung eine Bandbreite von Haltungen wider, zeigten die verschiedenen Auffassungen eines revolutionären Neubeginns nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg auf, um sie für unsere heutige Zeit nutzbar zu machen.

Nach dem einleitenden Moldaulied des Buchtstraßenchors beschrieb unsere DGB-Vorsitzende Annette Düring die revolutionären Ereignisse vom 14.11.1918 bis zur Niederschlagung der Räterepublik am 04.02.1919, ausgehend von ihren Erinnerungen an die Antifaschistischen Stadtrundgänge mit Willy Hundertmark… Das Scheitern lag in ihrer Spaltung, ihren Machtkämpfen um Einfluss in der Arbeiterschaft. Das ermöglichte den nationalkonservativen Kräften „die Ansätze einer demokratischen Entwicklung“ auszuhebeln.

Nach den aufrüttelnden Versen des Kieler Matrosenlieds, gesungen vom Roten Krokodil griff der DKP-Bezirksvorsitzende Gerrit Brüning die Schilderung eines Beobachters über die Ereignisse des 4. Februar 1919 auf… Der Erste Weltkrieg, den das Großkapitel mit Unterstützung der bürgerlichen Parteien und der Mehrheitssozialdemokratie entfacht hatte, sollte nur ein Vorbote des von den Faschisten entfachten Zweiten Weltkriegs 20 Jahre später sein.

Joachim Griesbaum und seine Genossin von der Hamburger MLPD wiesen auf die Schwächen der Räteherrschaft hin, auf die Toleranz gegenüber Verwaltung und Banken. Zu sehr waren die regionalen Revolutionszentren zersplittert, Lehren aus der Pariser Commune 47 Jahre früher wurden nicht konsequent verfolgt.

Im Anschluss führte der Buchtstraßenchor in der Kulturwerkstatt Westende ein 45-minütiges Programm mit Liedern auf, das von den zwanziger Jahren bis ins 17. Jahrhundert zurückging.

Auszug BAF 4./5.2019

Quelle:

VVN-BdA Landesvereinigung Bremen