Venezuela lahmgelegt

Venezuelas Regierung macht Sabotage für den Stromausfall verantwortlich. Screenshot: TeleSurEin landesweiter Stromausfall hat Venezuela am heutigen Freitag einen unfreiwilligen Feiertag beschert. Wie Vizepräsidentin Delcy Rodríguez am Morgen mitteilte, sollen heute alle Betriebe, Schulen und Universitäten geschlossen bleiben. Zugleich versicherte die Regierung, dass die Sicherheitskräfte im Einsatz seien, um die Ordnung zu gewährleisten.

Am Donnerstag gegen 17 Uhr war in mindestens zehn Bundesstaaten die Stromversorgung zusammengebrochen, bislang konnte sie nach offiziellen Angaben nur im Osten des Landes wiederhergestellt werden. Insbesondere in Caracas brach Chaos aus. Da die Metro ihren Betrieb einstellte und Busse völlig überfüllt waren, mussten sich tausende Menschen zu Fuß nach Hause gehen. Die Regierung rief die Menschen auf, zu Hause oder an ihren Arbeitsplätzen zu bleiben. Die meisten Internetseiten staatlicher Medien waren nicht mehr erreichbar, auch das Handynetz brach weitergehend zusammen.

In einer ersten Stellungnahme machte das staatliche Stromversorgungsunternehmen Corpoelec Sabotage am Kraftwerk Guri für die Havarie verantwortlich. Informationsminister Jorge Rodríguez sprach in einer Fernsehansprache gegen 20 Uhr Ortszeit von einem »Stromkrieg« und beschuldigte direkt den US-amerikanischen Senator Marco Rubio, in das Attentat verwickelt zu sein. Dieser habe schon wenige Minuten nach Beginn des Stromausfalls über Twitter die Ereignisse kommentiert. Wenn er keine Verantwortung dafür trage, sei er ein »Hellseher«, so Rodríguez.

Stromausfälle sind in dem südamerikanischen Land allerdings keine Seltenheit, weshalb viele Menschen der offiziellen Darstellung misstrauen. Bereits im vergangenen November hatte die Kommunistische Partei Venezuelas (PCV) als Konsequenz aus einem stundenlangen Stromausfall im Oktober die Entlassung von Energieminister Luis Motta Domínguez gefordert und ihn für fehlende Investitionen in die Infrastruktur und Instandhaltung des Stromnetzes verantwortlich gemacht. Zudem wies die Partei Äußerungen führender Regierungsvertreter zurück, die die Arbeiter des Stromkonzerns für die Lage verantwortlich gemacht hatten. Weder diese noch die Angestellten der Verwaltung hätten Einfluss auf die Entscheidung der Unternehmensführung, heißt es in einem Artikel auf der Homepage der PCV.