Kuba legalisiert Internetzugang über private Netzwerke

Der Sommer könnte den Kubanern in diesem Jahr nicht nur die alljährliche Touristenflut, sondern auch deutlich mehr Internet in die Häuser spülen. Dann tritt nämlich ein neues Gesetz in Kraft, welches private und nachbarschaftlich organisierte Netzwerke legalisiert. So könnten auch Straßen und Gemeinden, in denen bisher noch keine Hausanschlüsse verlegt wurden, an die Internetversorgung des staatlichen Anbieters ETECSA angebunden werden. Kuba hat sich zum Ziel gesetzt, bis Ende 2020 mindestens jeden zweiten Haushalt mit Internet zu versorgen.

An vielen Orten auf Kuba existieren bereits seit einigen Jahren kleinere und größere private Netzwerke, welche vor allem zum Datentausch, für Chatgruppen und Spiele genutzt werden. Über Außenantennen erstrecken sie sich teilweise über ganze Straßenzüge hinweg. Das SNET“ in Havanna soll sogar rund 100.000 Nutzer zählen. Gelegentlich wird aber auch der nächste WiFi-Hotspot angezapft und für die Nachbarschaft verstärkt. Solche Anwendungen waren jedoch bisher illegal und nicht selten endete die teuer gekaufte Ausrüstung in der Asservatenkammer der lokalen Polizeistation. Das soll sich nun ändern: Kubas Kommunikationsministerium hat inzwischen die rechtlichen Regeln veröffentlicht, um solche bestehenden Netze zu legalisieren, und ruft dazu auf, umfassend von der Möglichkeit Gebrauch zu machen.

Voraussetzung ist, dass der Netzadministrator, welcher auch Eigentümer der Wohnung mit der externen Antenne sein muss, eine Lizenz als lokaler Internetbetreiber beantragt. Diese kostet 10 Pesos (ca. 40 Eurocent) und ist für zwei Jahre gültig. Die Anwendungsmöglichkeiten des Netzes sind offen, kommerzielle Zwecke dürfen damit allerdings nicht verfolgt werden. Damit können prinzipiell beliebig große Netze, die auch kabelgebunden sein dürfen, über Häusergrenzen hinweg betrieben werden. Wer allein das Signal eines öffentlichen ETECSA-Hotspots verstärken will, bekommt für den selben Preis eine fünfjährige Lizenz. Für den Unterhalt eines häuslichen WLAN-Netzwerks ist ausdrücklich keine Genehmigung erforderlich. Auch der private Import von Routern und WiFi-Antennen wird nach Inkrafttreten des Gesetzes am 29. Juli möglich sein, die Beantragung kann online über die Seite des Kommunikationsministeriums erfolgen. Betrieben werden dürfen die Netze auf den Frequenzen zwischen 2.400 und 2.483,5 Mhz sowie 5725 bis 5850 MHz.

Kubas Regierung arbeitet bereits seit einigen Jahren mit Hochdruck am Ausbau des Internetzugangs und der Digitalisierung auf der Insel. Gab es im Jahr 2014 noch einige dutzend WiFi-Hotspots, zählt das Land heute 956 öffentliche Zugangspunkte, davon in jeder Gemeinde mindestens einen. Seit 2017 wurden 80.000 neue Hausanschlüsse verlegt. Die Preise wurden inzwischen in mehreren Etappen auf 1 CUC pro Stunde reduziert. Seit Inbetriebnahme des mobilen Internets im Dezember 2018 nutzen heute rund zwei Millionen Kubaner das neue Angebot. Bis Ende des Jahres soll in jeder größeren Provinzstadt 4G-Geschwindigkeit verfügbar sein. Während drahtloser Internetzugang heute vielerorts auf Kuba bereits Realität ist, kommt der Ausbau der begehrten Hausanschlüsse nur schleppend voran. Die Förderung lokaler Nachbarschaftsnetzwerke könnte einen entscheidenden Impuls liefern, das selbstgesteckte Ziel zu erreichen, bis 2020 jeden zweiten kubanischen Haushalt mit Internet „en casa“ zu versorgen.

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Cuba heute