«Opfert die Schwachen!»

Den nachstehenden Beitrag haben wir aus der deutschsprachigen Online-Ausgabe der kubanischen Tageszeitung Granma übernommen.

In einigen Ländern wächst die Zahl derer, die wieder eine Öffnung der Wirtschaft und eine mehr oder weniger allmähliche Flexibilisierung der mit der Pandemie verbundenen Einschränkungen befürworten. Aber gleichzeitig häufen sich die Stimmen in der WHO und von angesehenen Wissenschaftlern, die vor den schweren Folgen einer nachlassenden Wachsamkeit warnen, wenn vorzeitig der Sieg über einen schrecklichen Feind verkündet wird, der jeden Tag seine Kraft und seine Aggressivität zeigt.

Trump möchte nichts von besonderen Warnungen wissen und noch weniger von dem Schrecken, der aus den Statistiken hervorgeht. Er ist zum Anführer jener geworden, die unverantwortliche Position nach größerer Öffnung vertreten.

Er hat betont, wenn man ein Land einschließt, man es „zerstören“ kann und dass die USA „nicht geschaffen worden sind, um eingeschlossen zu werden“. Außerdem hat er eine optimistische, wenn auch irrationale Sicht verlauten lassen, was die Ergebnisse der Maßnahmen der sozialen Isolierung angeht:“Die Lage an kritischen Punkten — ist dabei sich zu stabilisieren“.

Gleichzeitig sind viele seiner fanatischen Anhänger (einige darunter stellen ihre Waffen zur Schau) auf die Straße gegangen, um die staatlichen Behörden unter Druck zu setzen und den Prozess der Öffnung zu beschleunigen.

Sie verhalten sich provozierend gegenüber dem Gesundheitspersonal, das versucht sie umzustimmen und schwenken Plakate die Drohungen enthalten, voll von falschem Patriotismus und faschistoid.

Ein Spruchband der Demonstranten ist eine fast humoristische Mischung von Absurdem gepaart mit einer antikommunistischen Paranoia. „Social Distancing? Comunism“.

Ein anderes geht noch weiter. Es wurde bei einer Demonstration in Tennessee aufgerollt und eine örtliche Fernsehstation berichtete darüber. Es könnte von Josef Mengele geschrieben worden sein oder irgendeinem anderen Nazi, der der Eugenik zugetan war. „Opfert die Schwachen!“

Es handelt sich hier um eine nicht zu übertreffende Synthese des goldenen Traums der „starken“ Neofaschisten, der „Siegertypen“ der „höheren“ Rasse, die Sympathie für eine Epidemie zeigen, die in der Lage ist, in Rekordzeit eine „ethnische Säuberung“ durchzuführen, die über das streng Rassische hinausgeht, bei der alle „Verlierer“ Schwarze, Latinos, Einwanderer, Homosexuelle, Feministinnen, soziale Führer und Indigene, Leute, die vom Virus des Widerstands und der Emanzipation befallen sind, beseitigt werden.

Das Gegenstück Trumps im Kleinen, Jair Bolsonaro, hört ebenfalls nicht auf das, was die WHO und die Epidemiologen sagen. Er schloss sich den Demonstranten an, die die Quarantäne gebrochen haben, um sich vor dem Hauptquartier der Brasilianischen Armee zu versammeln und eine militärische Intervention und die Schließung des Kongresses zu fordern.

Von dort aus übte er scharfe Kritik an den Kongressführern, den Gouverneuren und Bürgermeistern und an allen, die die Maßnahmen der Quarantäne und der sozialen Isolierung verteidigen.

Gleichzeitig hatte sein Sohn Carlos Bolsonaro, der Ratsherr im Stadtrat von Rio de Janeiro ist, einen parallel laufenden Auftritt, (der für die sozialen Netze gefilmt wurde) der sehr kriegerisch war und bei dem etwa 15 Individuen, die dunkle Pullover mit dem Konterfei des brasilianischen Staatschefs trugen, ihre Pistolen entluden und auf ein imaginäres Ziel richteten. Das Ergebnis: ein ekelerregendes Bild von dummer Gewalt, die vermutlich einschüchtern sollte.

Der brillante Ariel Dorfmann erinnerte an den faschistischen General Millán Astray, einen Mentor und Freund von Francisco Franco und seine finsteren Worte („Nieder mit der Intelligenz! Es lebe der Tod!“), als er schon sehr früh, im Oktober 2017, entdeckte, dass Trump „ einen beunruhigenden Krieg gegen die Wissenschaft und die Wahrheit führt“.

Er wurde damals durch Trumps Ablehnung der Gesetze zum Umweltschutz und zur Arbeit alarmiert, durch die rücksichtslose Entlassung von Experten und die Haushaltskürzungen bei der Wissenschaft und der Gesundheit.

Und inmitten der Pandemie zeigt Dorfman die Summe der Ungeschicklichkeiten, Dummheiten und skandalösen Enthüllungen auf, sowie die an den Präsidenten gerichteten Warnungen über die Notwendigkeit einen Plan zur Bekämpfung der Epidemie umzusetzen und den 2018 erfolgten Abbau der Abteilung und des Teams, das für den Umgang mit solchen Krankheiten zuständig ist. Aber, so sagt er uns, dies sei nicht das Wichtigste:

„…die inkohärente und schwerfällige Reaktion auf diesen Notfall ist weit davon entfernt ein Zufall zu sein, sie ist das Ergebnis einer systemischen Verachtung der Wissenschaft, ein schwachsinniger Hochmut, der sich schon zu Beginn des Trump Regimes zeigte und der tief in der anti-intellektuellen DNA dieses Präsidenten und seiner Anhänger verwurzelt ist.“

Tatsächlich repräsentieren Trump, seine Team und seine Getreuen genauso wie Bolsonaro und seine Anhänger die faschistische Kultur, die vor allem anderen das Geld, den Ruhm, die arrogante, idiotisierte, narzisstische Macht liebt, die die authentische Kunst, die Intelligenz, die humanistische Tradition hasst und bereit sit, die „Schwachen“ zu opfern, um die „Auserwählten“ zu retten.

Quelle:

Granma Internacional