Taliban verschärfen Vorgehen gegen eigene Bevölkerung   

Pro Asyl:

Die Taliban nutzen die Aufmerksamkeit der Welt für die Ukraine, um die Unterdrückung und Verfolgung in Afghanistan immer weiter auszuweiten. Nun ist bekannt geworden, dass Menschen, die für westliche Organisationen gearbeitet haben, daran gehindert werden, das Land zu verlassen, Frauen dürfen, außer aus religiösen Gründen, nicht mehr reisen. Und seit zwei Wochen greifen Taliban-Kämpfer im Auftrag der Machthaber  immer mehr Menschen an, durchsuchen und plündern Häuser.

„Obwohl jetzt alle Blicke auf die Ukraine und die Hilfe für die Flüchtlinge dort gerichtet sind, dürfen wir die Menschen in Afghanistan nicht vergessen. Die Bundesregierung und andere Staaten dürfen nicht zulassen, dass die Taliban im Windschatten des Ukraine-Krieges immer mehr Menschen unterdrücken, verfolgen, foltern und töten“, sagt Günter Burkhardt, Geschäftsführer der Menschenrechtsorganisation PRO ASYL. „Wir fordern von der Bundesregierung, zu ihrer Verantwortung zu stehen und Verfolgte zu retten: Afghan*innen, die für deutsche Institutionen gearbeitet haben, die sich als Journalist*innen, Anwält*innen oder Menschenrechtsaktivist*innen für Demokratie und Menschenrechte stark gemacht haben, müssen gerettet werden. Nötig sind dafür die sofortige Umsetzung der Vorhaben des Koalitionsvertrags wie eine Reform des Ortskräfteverfahrens, die Öffnung der Menschenrechtsliste, humanitäre Visa für Verfolgte sowie unkomplizierter Familiennachzug sowie ein großes Bundesaufnahmeprogramm.“

Lage wird immer schlimmer

Vor zwei Wochen, sechs Monate nach dem Fall von Kabul,  haben PRO ASYL, Kabul Luftbrücke und das Patenschaftsnetzwerk Afghanistan einen Zehn-Punkte-Plan vorgestellt zur Aufnahme und Evakuierung Verfolgter und appelliert: „Vergesst Afghanistan nicht! Handelt jetzt!“

Die Lage in Afghanistan wir immer schlimmer. Der designierte deutsche Botschafter Markus Potzel twitterte am Montag (original in englisch): „Wir sind besorgt über Berichte über Hausdurchsuchungen, Einschüchterung und Gewalt gegen ‚Kriminelle‘ in und um Kabul. Wie sich herausstellte, betraf dies vor allem normale Bürger, einschließlich internationaler NGO-Mitarbeiter. Dies ist kein geeigneter Weg, um die Herzen und Köpfe der AFG-Bevölkerung zu gewinnen.“

Berichte über Einschüchterungen, Verhaftungen und Brutalität 

Auch Andreas von Brandt, EU-Botschafter für Afghanistan, zeigte sich am Sonntag auf Twitter zutiefst besorgt über zunehmende Einschüchterungen, Verhaftungen und die Brutalität gegen Frauen, alles im Schatten des Ukraine-Krieges (Original in Englisch): „Die Einschüchterungen, Hausdurchsuchungen, Verhaftungen und die Gewalt gegen Angehörige verschiedener ethnischer Gruppen und Frauen sind Verbrechen und müssen sofort aufhören. Trotz Putins Krieg beobachten wir euch!“

Über die neuen Ausreiseverbote gibt es inzwischen auch mehrere Berichte in westlichen Medien. Vorgestellt hatte sie Sprecher der Taliban, Zabihullah Mujahid , auch am Sonntag . Die unabhängige afghanische  Zeitung Hasht e Subh berichtete darüber. Demnach sollen Grenzpolizisten alle Menschen, die mit Amerikanern und anderen  NATO-Staaten  gearbeitet haben, daran hindern, das Land zu verlassen. Zudem dürfen Frauen nicht mehr reisen – nur noch zu religiösen Zwecken, und auch dann nur mit einem männlichen Begleiter (Mahram).

Übernommen von: Pro Asyl – Im Windschatten der Ukraine-Krise: Taliban verschärfen Vorgehen gegen eigene Bevölkerung