3. Dezember 2024

Antifaschismus als gesellschaftliche Kraft

Die vergangenen Tage haben erneut unter Beweis gestellt, dass Antifaschismus in vielen Ländern eine wirksame gesellschaftliche Kraft darstellt. Am19. März fanden über 100 Kundgebungen und öffentliche Veranstaltungen in ganz Europa anlässlich des Internationalen Tages gegen Rassismus statt, zu denen auch die FIR und ihre Mitgliedsorganisationen aufgerufen hatten. Verbunden waren diese Aktionen mit der Forderung, Kriege und Aufrüstung, die in den vergangenen Jahrzehnten im besonderen Maße Gründe für Fluchtbewegungen waren, sofort zu beenden. Aber auch in einzelnen Ländern wurde diese Bedeutung antifaschistischer Verbände sichtbar.

Am 26. März feierte die deutsche VVN-BdA mit mehreren hundert Gästen in Frankfurt/M. ihr 75jähriges Bestehen. Schon im Vorfeld wurde in den Medien sichtbar, dass antifaschistische Themen und die Arbeit der Organisation öffentlich wahrgenommen werden. Reaktionäre Medien glaubten in dem Zusammenhang, die VVN-BdA in eine „linke Ecke“ stellen zu müssen. Auch die langjährige Verleumdung als „orthodox-kommunistisch“ durch das bayerische „Landesamt für Verfassungsschutz“ zeigt, dass der Kalte Krieg in den Köpfen der rechten Kräfte noch lange nicht überwunden ist.

In Italien hielt die FIR-Mitgliedsorganisation ANPI in diesen Tagen ihren 17. nationalen Kongress ab. Es war ein erfolgreicher Kongress, der – trotz Corona-Einschränkungen – über ein Jahr lang in allen Landesteilen und Gruppen vorbereitet worden war. Knapp 400 Delegierte repräsentierten die über 130.000 ANPI-Mitglieder in Italien und in den verschiedenen europäischen Ländern, in denen es ANPI-Sektionen gibt, wie z.B. in Belgien Deutschland und Spanien.

Die Delegierten bekräftigten in ihrer Grundsatzerklärung die drei Fundamente der gemeinsamen Arbeit: Die Erinnerung an den antifaschistischen Kampf (Resistenza), die Verteidigung der antifaschistischen Verfassung von 1947 und ihrer darin enthaltenen Prinzipien für die Gestaltung der italienischen Gesellschaft sowie antifaschistisches Handeln heute. Und dafür gab und gibt es zahllose Anlässe, wie ihr Vorsitzender Gianfranco Pagliarulo in seiner Abschlussrede betonte. Es gehe um rassistische und neofaschistische Übergriffe, es gehe um Femizide und andere Formen von gewalttätiger Ausgrenzung. Und es gehe natürlich um die Frage Krieg, Abrüstung und Friedenspolitik.

Für die Weiterentwicklung des gesellschaftlichen Einflusses von ANPI beschäftigten sich viele Beiträge mit der Gewinnung der jungen Generationen, jetzt, wo die Zeitzeugen nicht mehr präsent sind. Es wurde betont, es dürfe nicht um „Heiligengeschichten“ gehen, sondern die Beschäftigung mit der Resistenza müsse jungen Menschen Zugänge zu eigenen Entscheidungen ermöglichen, die im Rahmen von ANPI gesellschaftlich wirksam werden können.

Ein Beitrag für die Entwicklung einer – wie ANPI es nennt – „Großen Allianz“ zur Verteidigung des Antifaschismus in Italien war die Einladung an Gäste aus Institutionen, Parteien, Gewerkschaften, anderen nationalen Verbänden des Widerstands und der Verfolgung, Persönlichkeiten aus der Welt der Kultur und der Unterhaltung sowie aus dem Ausland. Die FIR war mit ihrem Präsidenten Vilmos Hanti bei diesen Beratungen vertreten. Ziel dieser Einladungen war es, einen gesellschaftlichen Dialog auch zwischen unterschiedlichen politischen Vorstellungen herbeizuführen. Man wolle das übliche Freund-Feind-Schema und politisches Schwarz-Weiß-Denken überwinden, gegen eine Militarisierung von Politik und Kommunikation, die seit Wochen die öffentliche Debatte vergiftet.

Auf diese Offenheit reagierten rechte Medien in Italien mit politischen Denunziationen der Arbeit von ANPI. So fabulierten einige Journalisten, dass ANPI in der Frage von Krieg und Frieden gespalten sei und der Vorsitzende ein „Putin-Freund“ (was als Schimpfwort gebraucht wurde). Offensiv antwortete ANPI auf diese Vorwürfe, indem sie Papst Franziskus zitierte, der öffentlich erklärt hatte: „Ich war beschämt, als ich las, dass eine Gruppe von Staaten gemeinsam vereinbart hatte, als Reaktion auf die Geschehnisse 2 % des BIP für den Kauf von Waffen auszugeben. Das ist Wahnsinn“. ANPI sehe sich also in guter Gesellschaft. Diese klare Botschaft wurde jedoch von rechten Medien ignoriert.

AntifaItalien