Erneute Schändung von Gedenkbäumen zur Erinnerung an Häftlinge von Buchenwald

Wir sind entsetzt von der Schändung von sieben Gedenkbäumen auf dem Ettersberg in Weimar nahe der Gedenkstätte Buchenwald, die an die Häftlinge des ehemalige Konzentrationslagers erinnern. Die Bäume wurden angesägt und abgebrochen. Vonseiten der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora ist Anzeige bei der Polizei gestellt worden. Bereits 2019 und 2020 hatte es Anschläge auf das Weimarer Gedenkprojekt „1000 Buchen“ gegeben.

Das Projekt wurde 1999 vom Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e.V. ins Leben gerufen. Die Bäume werden entlang der Marschroute der Todesmärsche aus Buchenwald, von Menschen mit und ohne Behinderung gepflanzt.

Die betroffenen Bäume sind, wie auf den davor angebrachten Metalltafeln zu sehen ist, den deutschen Kommunisten Emil Carlebach, Otto Kipp, Erich Loch, Reinhold Lochmann und August Stötzel sowie und dem französischen Flugzeugkonstrukteur und Unternehmer Marcel Dassault gewidmet. Gepflanzt wurden sie von der LAG Buchenwald-Dora, dem Verein Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936-1939 und den Angehörigen der ehemaligen Häftlinge.

Hinzu kommt der Baum „Zur Erinnerung an die 1600 Kinder und Jugendlichen, die ihre Haft und das Konzentrationslager Buchenwald nicht überlebten“, der von der Partei DIE LINKE und der VVN – BdA Sachsen – Dresden eingepflanzt wurde.

Emil Carlebach war Mitbegründer der VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes) und viele Jahre lang Vizepräsident des Internationalen Buchenwaldkomitees. Er wurde 1914 in eine jüdische Familie geboren, trat 1931 in den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) ein und war in der KPD in Frankfurt aktiv. 1934 wurde er wegen der Herstellung und Verbreitung antifaschistischer Zeitungen zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, wurde erst in verschiedenen Gefängnissen inhaftiert, bevor er 1937 in das KZ Dachau und 1938 nach Buchenwald gebracht wurde. Emil Carlebach war bis zu seinem Tod für die Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora/Freundeskreis e.V. und die VVN-BdA aktiv und stand unzähligen Jugendlichen als Zeitzeuge zur Verfügung.

Diese Schändung ist ein Schlag ins Gesicht für die Hinterbliebenen und Angehörigen der ehemaligen Häftlinge und ein gezielter Anschlag auf antifaschistisches Gedenken. Wir verurteilen den Vandalismus und werten ihn als klar politisch motivierte Tat. Wer Bäume ansägt, die Menschen gewidmet sind, die durch ihre Taten die verheerendste Schreckensherrschaft des Europa des 20. Jahrhunderts zu verhindern versuchten, hat offensichtlich keinen moralischen Kompass.

Diese Tat macht erneut deutlich, wie wichtig kontinuierliche Gedenk- und Bildungsarbeit sind.

Wir erwarten, dass die Täter*innen gefunden und zur Rechenschaft gezogen werden.

Quelle: VVN-BdA