Internationale Solidarität gegen »Hire and Fire«

ZLV Zeitung vum Letzeburger Vollek
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In einer geradezu vulgären Zurschaustellung ihrer Gier, die zugleich ein Zeichen für den Niedergang des Kapitalismus in seinem imperialistischen Stadium ist, haben die US-amerikanischen Tech-Konzerne Microsoft, Amazon, Meta (Facebook) und Alphabet (Google) angekündigt, ihren Kahlschlag noch einmal deutlich zu verschärfen und in einer neuen Runde »Hire and Fire« weltweit Zehntausende Arbeitsplätze abzubauen.

»Googler, ich habe schwierige Neuigkeiten«, begann eine firmeninterne E-Mail, die Konzernboss Sundar Pichai am 20. Januar verschickte. »Wir haben beschlossen, unsere Belegschaft um etwa 12.000 Stellen zu reduzieren. Die betroffenen Mitarbeiter in den USA wurden bereits per E-Mail informiert. In den anderen Ländern ist das Prozedere aufgrund lokaler Gesetze langwieriger.« Neben Google gehören zum Alphabet-Konzern auch die Internet-Videoplattform YouTube und das Smartphone-Betriebssystem Android.

Der Mitte der 90er Jahre von Jeffrey »Jeff« Bezos gegründete Internetriese Amazon hat die bislang umfangreichsten Massenentlassungen seiner Geschichte angekündigt – auch an europäischen Standorten. Wie Andrew »Andy« Jassy, der Bezos Mitte 2021 an der Konzernspitze abgelöst hatte, auf dem hauseigenen Blog mitgeteilt hat, will das Management von Amazon in den kommenden Monaten 18.000 Mitarbeiter vor die Tür setzen, vor allem in der Handels- und Technologiesparte.

In der Coronapandemie, in der während der vielen Lockdowns Hunderte Millionen Menschen in aller Welt wegen geschlossener Geschäfte gezwungen waren, zumindest vorübergehend auf den Onlinehandel auszuweichen, gehörten die Aktionäre von Amazon indes zu den größten Gewinnern der weltweiten Gesundheitskrise. Nach dem Weihnachtsgeschäft sind nun also 18.000 Schaffende, die in der Coronakrise als unverzichtbare »Keyworker« galten, weil sie rund um die Uhr Waren versendeten, in den Augen der Amazon-Manager überflüssig geworden.

Doch obwohl die hohe »Fluktuation« der für die Amazon-Aktionäre Schaffenden nicht nur Ausdruck ihrer schlechten Arbeitsbedingungen ist, sondern auch ihre gewerkschaftliche Organisierung über Ländergrenzen hinweg weiter erschwert, wächst der Widerstand gegen die geplanten Massenentlassungen. Erstmals mit Beteiligung von Gewerkschaftsmilitanten aus den USA und Kanada kam im Januar die AWI, die Amazon Workers International, zu einem nun weltweiten Treffen im schweizerischen Genf zusammen.

Das Basisnetzwerk aktiver Amazon-Gewerkschafter trifft sich schon seit 2015 regelmäßig zur europaweiten Koordinierung und bekämpft die Konzernstrategie, die Amazon-Standorte in aller Welt gegeneinander auszuspielen und in Konkurrenz zueinander zu setzen. Das läßt sich nur durch eine über Ländergrenzen hinweggehende Vernetzung der Amazon-Arbeiter unter der bewährten Losung »Hoch die internationale Solidarität!« erreichen.

Denn ein Weltkonzern wie Amazon kann nur länderübergreifend angegangen werden. Wenn zum Beispiel in einem Land gestreikt wird, muß vorher sichergestellt sein, daß das Management die Arbeit nicht für die Dauer des Arbeitskampfs an Streikbrecher im Ausland delegieren kann. Dazu ist es wichtig, daß die Salariatsvertreter gemeinsame Forderungen nach höheren Löhnen, besseren Arbeitsbedingungen und einem besseren Gesundheitsschutz stellen.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek