Generalstreik in Frankreich

Frankreichs Wirtschaft kam gestern zum Stillstand, als Demonstrerende bei der jüngsten Streikrunde – mittlerweile die sechste – gegen die geplante Anhebung des Rentenalters auf 64 Jahre und weitere Änderungen im Rentengesetztes landesweit demonstrierten. Die Gewerkschaften bezeichneten die Proteste als ihre größte Machtdemonstration gegen den äußerst unpopulären Vorschlag der Regierung von Präsident Emmanuel Macron. Sie hoffen auch weiterhin das Gesetz zu kippen.

250 Demonstrationen in ganzen Land

Insgesamt gab insgesamt es mehr als 250 Demonstrationen im ganzen Land, um gegen die umstrittene Rentenreform protestierten.

Die größten Gewerkschaften des Landes, darunter die Allgemeine Gewerkschaft CGT, planten den landesweiten Streik unter Beteiligung zahlreicher Sektoren.

Zahlreiche Beschäftigte, darunter auch öffentlich Bedienstete, protestierten gegen die umstrittene Reform. Es kam zu einem Handgemenge zwischen Demonstrierenden und Sicherheitskräften.

Müllmänner, Versorgungsarbeiter, Lokführer und andere machten heute ihrem Ärger über den Angriff auf ihre Rentenansprüche Luft.

In Paris gingen Zehntausende von Menschen auf die Straße, und auch aus anderen Großstädten wie Marseille, Nizza, Nantes und Lyon wurden massive Demonstrationen gemeldet.

Philippe Martinez, Vorsitzender des der CGT, sagte gegenüber FranceInfo: „Das Ziel ist, dass die Regierung ihren Reformentwurf zurückzieht.“ Einige Gewerkschaften haben zu unbefristeten Streiks in Sektoren wie Raffinerien, Öldepots und Verkehr aufgerufen.

Frankreich steht still

Die Beschäftigten des Pariser Bahnhofs Gare de Nord haben bereits für eine Fortsetzung des Streiks bis Mittwoch gestimmt.

Die CGT berichtete, dass alle Öllieferungen in Frankreich durch Streiks in den Raffinerien der Konzerne TotalEnergies, Esso-ExxonMobil und Petroineos gestoppt wurden.

Lkw-Fahrer blockierten sporadisch wichtige Autobahnen im Rahmen von Bummelstreiks.

In Paris haben Müllmänner einen unbefristeten Streik begonnen und den Zugang zu einer Verbrennungsanlage in Ivry-sur-Seine bei Paris blockiert, der größten Anlage dieser Art in Europa.

Auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle wurde ein Fünftel der Flüge gestrichen und auf dem Flughafen Orly etwa ein Drittel der Flüge.

Der Zugverkehr nach Deutschland und Spanien kam zum Erliegen, und die Züge u.a. von und nach Belgien wurden um ein Drittel reduziert. Die meisten Hochgeschwindigkeits- und Regionalzüge wurden ebenfalls gestrichen.

Der öffentliche Nahverkehr und andere Dienstleistungen waren in den meisten französischen Städten unterbrochen. In Paris war der Eiffelturm geschlossen, ebenso wie das Schloss von Versailles, das westlich der Hauptstadt liegt.

Eine volksfeindliche Reform

Am 10. Januar kündigte die französische Premierministerin Elisabeth Borne die Umsetzung der Rentenreform an, die zu den Wahlversprechen von Präsident Emmanuel Macron gehört.

Borne erklärte, dass das gesetzliche Rentenalter jedes Jahr schrittweise um 62 Monate angehoben wird, bis zum Rentenalter 64. Sie sagte, dass für den Erhalt der vollen Rente im Jahr 2027 43 Jahre Prämienzahlung erforderlich sein werden.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur AEF lehnen 63 Prozent der Franzosen den Regierungsvorschlag ab. Seit dem 19. Januar kam es im ganzen Land immer wieder mehrere Streiks und Proteste gegen die umstrittene Reform.

Quelle: Haber Sol/Morning Star/Ö1 Abendjournal

 

Quelle: Zeitung der Arbeit