Ostermärsche 2025: Tausende Menschen demonstrieren bundesweit gegen Krieg und Aufrüstung
Übernommen von Yeni Hayat / Neues Leben:
In über 100 Städten in Deutschland haben am Osterwochenende tausende Menschen an Ostermärschen teilgenommen, um ein Zeichen gegen Krieg, Militarisierung und steigende Rüstungsausgaben zu setzen. Die diesjährigen Demonstrationen standen unter dem Eindruck der Kriege in der Ukraine und in Gaza sowie der wachsenden deutschen Militärausgaben.
Zentrale Forderungen: Abrüstung statt Aufrüstung
Seit 1960 gehören die Ostermärsche zur Tradition der Friedensbewegung in Deutschland. In diesem Jahr kritisierten Teilnehmende insbesondere die Erhöhung der Verteidigungsausgaben, die militarisierte Außenpolitik der Bundesregierung sowie die Unterstützung von Rüstungskonzernen. Statt in Waffen, so in vielen Reden und Plakaten, solle in Bildung, Gesundheit, sozialen Wohnungsbau und Klimaschutz investiert werden.
Kristian Galla vom „Netzwerk Friedenskooperative“ in Bonn betonte: „Der Weg zum Frieden für die Ukraine führt nicht über mehr Waffen, sondern über Verhandlungen.“ Laut dem Ostermarschbüro Frankfurt war in einigen Städten ein deutlicher Anstieg der Teilnehmerzahlen im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen – auch wenn das Niveau der 1980er-Jahre nicht erreicht wurde.
Die Ostermärsche wurden bundesweit von lokalen Friedensgruppen, Gewerkschaften, linken, christlichen und migrantischen Organisationen organisiert.
Protest vor Rheinmetall – VW-Arbeiter gegen Krieg
In Kassel marschierten hunderte Kriegsgegner bis vor die Zentrale des Rüstungskonzerns Rheinmetall. Dort hielten sie eine Sitzblockade ab. Mitorganisiert vom Kasseler Friedensforum und unterstützt von vielen Gruppen, war das Transparent „Nein zu Krieg und Aufrüstung“ gut sichtbar. Auch Beschäftigte von Volkswagen nahmen teil, mit der Botschaft: „VW-Arbeiter gegen Krieg und Faschismus“.
In einer Rede wurde hervorgehoben, dass die Milliarden für Rüstung letztlich in die Kassen von Unternehmen wie Rheinmetall fließen, während die Bevölkerung unter sozialem Abbau leide. Rund 1.000 Personen beteiligten sich an der Aktion.
Hannover: 1.500 Menschen im Protestzug
In Hannover beteiligten sich rund 1.500 Menschen an einer Demonstration. Es wurden Slogans wie „Rheinmetall schließen!“ gerufen. Der ehemalige Pfarrer Paul Oppenheim sagte in seiner Rede: „Nichts ist primitiver als ein Wettrüsten – das Ergebnis ist immer das gleiche: Tod und Zerstörung.“
2.000 Menschen demonstrieren in Berlin – Kritik an Israels Gaza-Politik
In Berlin kamen rund 2.000 Menschen unter dem Motto „Ja zum Frieden“ zusammen. Die israelische Kriegsführung im Gazastreifen wurde in scharfen Worten verurteilt, ebenso wie die Haltung der deutschen Regierung dazu. Es gab Solidaritätsbekundungen mit ausländischen Studierenden der Humboldt-Universität, die wegen ihrer Teilnahme an Gaza-Protesten mit Abschiebung bedroht sind.
Gleichzeitig hielten Personen mit ukrainischen Fahnen eine Gegenkundgebung ab. Auf ihren Plakaten standen Parolen wie „Falscher Pazifismus tötet“.
Foto: Yücel Özdemir / Köln
Köln: Solidarität mit Studierenden – Provokationen abgewehrt
Auch in Köln wurde demonstriert – mit einem Marsch vom Alter Markt zum Rudolfplatz. Thema war neben der deutschen Aufrüstung auch die Repression gegen Studierende an der Universität Köln, die sich mit Gaza solidarisiert hatten. Eine pro-israelische Gruppe versuchte mehrmals, den Protest zu stören, blieb aber erfolglos.
Foto: Hıdır Güyildar / Essen
Weitere Aktionen
Der mehrtägige Ostermarsch Rhein-Ruhr endete am Montag in Dortmund. Etwa 600 Menschen nahmen teil. Auf dem Dorstfelder Hellweg kam es zu Zwischenfällen mit Rechtsextremen, die von der Polizei gestoppt wurden.
In Städten wie Braunschweig, Wolfsburg, Göttingen, Emden und Osnabrück fanden Märsche statt. In Lüneburg schloss sich eine Gruppe dem Hamburger Ostermarsch an. In Büchel protestierten rund 300 Menschen gegen Atomwaffen, weitere 400 Menschen demonstrierten in Mainz und Kaiserslautern unter dem Motto „Für eine Welt ohne Krieg, Militär und Gewalt“. Tausende versammelten sich in Freiburg, Stuttgart, Mannheim, Heidelberg, Ulm und am Bodensee. Die Demonstrationen liefen unter dem Motto „Kriege stoppen – Frieden und Abrüstung jetzt!“ In München demonstrierten rund 1.000 Menschen. Klimaaktivisten, Gewerkschafter und linke Gruppen zogen vom Marienplatz aus durch die Innenstadt. In den Reden wurde die aktuelle geopolitische Lage als „gefährlichstes Jahrzehnt seit dem Zweiten Weltkrieg“ bezeichnet.
Quelle: Yeni Hayat / Neues Leben