Zur Räumung der Flensburger »Luftschlossfabrik«

Räumung der Luftschlossfabrik in Flensburg. Screenshot: nordpresse mediendienstWir dokumentieren nachstehend eine Stellungnahme von einigen BesetzerInnen der geräumten »Luftschlossfabrik« in Flensburg, die uns per E-Mail zugegangen ist:

Am Mittwoch wurde das besetzte Gelände Luftschlossfabrik im Auftrag der Stadt geräumt. Ohne eine Vorstellung zu haben, was danach auf dem Gelände passieren soll, hinterläßt die Stadt eine nun gänzlich nicht nutzbare Brache.

Lebensentwürfe ausserhalb des staatlichen Eingriffsbereichs sind nicht erwünscht; alle Ideen, welche im Begriff sind, sich in besagter Art und Weise zu etablieren, versuchen die Herrschenden mit aller Macht zu zerschlagen.

Die Polizei ist von vornherein mit 220 gepanzerten Polizisten, Wasserwerfern und Räumpanzern äußerst gewaltbereit aufgetreten und hat grundlos noch in mehreren hundert Metern Entfernung  mit Fäusten und Knüppeln Menschen zusammengeschlagen. Wenn Menschen sich bei solch brutalem Vorgehen zur Wehr setzen und nicht grundlos massive Körperverletzungen hinnehmen, von Enttäuschung über das Gewaltausmaß der Aktivisten zu sprechen, ist dreist und abermals heuchlerisch.

Es gab keine ernstzunehmenden Angebote der Stadt bezüglich eines Ausweichgeländes, welches auch nur entfernt ähnliche räumliche Möglichkeiten geboten hätte, um derart vielfältigen Projekten Platz zu bieten, um nebeneinander und einander ergänzend zu bestehen und zu wachsen. Es bestand zu keinem Zeitpunkt die Aussicht, als Kulturschaffende, welche eine selbstbestimmtes Leben führen wollen, ernst genommen werden.

Das äußerst aggressive Vorgehen von Stadt und Polizei hat die heuchlerische Haltung offen zutage treten lassen. Eine Diskussion auf Augenhöhe hat nie stattgefunden. In einem System, in dem einige wenige die Entscheidungsmacht haben und mit dem staatlichem Gewaltmonopol ihre eigene Interessen durchsetzen können, ist es auch unmöglich, sich als gleichberechtigte Diskussionspartner_innen zu begegnen.

Ergänzend hat die Stadtregierung die Verantwortung für die Räumung von sich gewiesen und auf die Gerichtsbarkeit abgewälzt, anstatt einzugestehen, dass die Räumung politisch gewollt war.

Den Beschluss, das Gelände platt zu machen, gab es lange im Vorfeld der Räumung. Die endgültige Zerstörung verdeutlicht abermals die verlogene Haltung der Stadt, das Gelände für »alle« nutzbar zu machen, das Areal ist nun auf Jahre unnutzbar.

Die Räumung des Kultur- und Wohnprojekts Luftschlossfabrik mitten im Winter ist ein aggressiver Angriff auf selbstbestimmte Lebensentwürfe, nicht nur auf das konkrete Projekt. Die Brutalität und die Vernichtung aller bestehenden Strukturen und Gebäude demonstriert die endgültige Intoleranz der Herrschenden gegenüber einem freien, selbstbestimmten Lebens.

Wir solidarisieren uns in aller Deutlichkeit mit allen Aktivist_innen, die für Freiräume und ein Leben jenseits kapitalistischer Stadtentwicklungsvorstellungen kämpfen. Friedlich und militant sind dabei keine sinnvollen Kategorien. Nicht solange über die strukturelle Gewalt der herrschenden Wirtschaftsordnung oder die ganz konkrete Gewalt der Polizei gar nicht geredet wird.