TIAR gegen Venezuela: Jede Ähnlichkeit mit der Geschichte ist reiner Zufall

Im Jahr 2009 veröffentlichten wir unter dem Titel „ Die beschämende Geschichte der OAS“ eine Reihe von drei Artikel über diese Organisation, die der kubanische Außenminister Raúl Roa weise und treffend als Ministerium der Yankee Kolonien bezeichnete. Jetzt, da man den Interamerikanischen Vertrag über gegenseitigen Beistand, der traurige Berühmtheit erlangt hat, gegen Venezuela wieder geltend machen möchte, bitte ich Sie das unheilbringende Abkürzungszeichen TIAR auf sich wirken zu lassen, vier Buchstaben, die im Blut Lateinamerikas und der Karibik gebadet wurden.  

Seit ihrem Aufstieg als Nation haben die Vereinigten Staaten von Amerika immer der Idee der Einheit und Integration Lateinamerikas ihren Anspruch auf die Herrschaft über den Kontinent entgegengesetzt, wie dies am 2. Dezember 1823 in der bekannten Monroe Doktrin zum Ausdruck kam, die in dem Satz „Amerika den Amerikanern“ zusammengefasst werden kann.

Ende 1889 berief die Regierung der USA die Erste Panamerikanische Konferenz, die der Ausgangspunkt des Panamerikanismus wurde, der Sichtweise der wirtschaftlichen und politischen Herrschaft Amerikas unter einer angeblichen Einheit des Kontinents. Da dies der Moment war, in dem der Kapitalismus der Vereinigten Staaten in seine imperialistische Phase eintrat, wurde eine Aktualisierung der Monroe Doktrin erforderlich. José Martí, der außergewöhnlicher Zeuge beim Entstehen dieses Monstrums war, stellte sich, was diese Konferenz angeht, die Frage: „Warum sollen sich die Besten der Jugend an der Schlacht beteiligen, die die Vereinigten Staaten im Kampf gegen den Rest der Welt vorbereiten?“ Und er hatte Recht. Zwischen1899 und 1945 bei acht ähnlichen Konferenzen, drei Beratungstreffen und verschiedenen Treffen zu besonderen Themen wurde die fortschreitende wirtschaftliche, politische und militärische Durchdringung Lateinamerikas durch die Vereinigten Staaten angelegt.

Die Interamerikanische Konferenz über Probleme des Krieges und des Friedens im März 1945 in Chapultepec hatte ein klar definiertes Ziel: die Länder der Region auf den Prozess auszurichten, der sich aus der Schaffung der ONU ergeben würde. Als Ergebnis davon verteidigte im April 1945 bei der Konferenz in San Francisco, in der die UNO gegründet wurde, die US-Diplomatie unterstützt von den lateinamerikanischen Staaten, die „Autonomie“ für das Interamerikanische System und es gelang ihr im Artikel 51 der Charta der Weltorganisation festzulegen, dass die Lösung von Streitigkeiten durch „amerikanische“Methoden und Systeme erfolge. Die Interpretation, die dann der Vorstand der Panamerikanischen Union lieferte war, dass besagte Charta in Übereinstimmung mit dem Interamerikanischen System und dem Protokoll von Chapultepec entstanden sei.

Im August 1947 verabschiedete die Panamerikanische Konferenz von Rio de Janeiro einen Beschluss, der das Mittel hervorbrachte, mit dem die von den Vereinten Nationen übernommene Zulässigkeitsklausel zum Leben erweckt werden konnte: der Interamerikanische Vertrag über Gegenseitigen Beistand (TIAR), der das Prinzip der von Washington verfochtenen „Solidarität“ bekräftigte, um jegliche Situation zu bekämpfen, die „seinen Frieden“ in Amerika in Gefahr bringen könnte und die dazu notwendigen Maßnahmen verabschiedete, zu denen auch die Anwendung von Gewalt gehörte. Durch den TIAR wurde dem Kontinent der Wille der Yankees aufgezwungen und er stellt eine ständige Gefahr für die Souveränität der lateinamerikanischen Länder dar.

Zwischen dem 30. März und dem 2. Mai 1948 wurde in der Internationalen Amerikanischen Konferenz in Bogota die Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS) ins Leben gerufen. Mitten in diesem Treffen wurde der im Volk tief verwurzelte kolumbianische Führer Jorge E. Gaitán,ermordet, was zu der unter dem Namen Bogotazo bekannt gewordenen großen Erhebung führte, die brutal unterdrückt wurde. Dieser Vorfall diente dazu, den Kurs und die Ergebnisse der Konferenz zu manipulieren, da die USA nun die Bedrohung herausstellte, die für die Demokratie der „Aufstieg“ der Sowjetunion und der Kommunismus bedeutete, denen man die Schuld für die Toten des Bogotazo gab.

Aus der Diskussion und der Verabschiedung der Charta der OAS entstand ein Dokument von 112 Artikeln, die ohne Vorbehalte von allen 21 in Bogota teilnehmenden Ländern unterzeichnet wurden. In der Charta sind einige der wichtigsten Prinzipien des Völkerrechts enthalten. Auf Drängen Washingtons wurden jedoch Bestimmungen eingeführt, mit denen die wichtigsten Postulate des TIAR auf die OAS übertragen wurden. Das ist der Grund, warum die OAS von Beginn an das ideale juristische Instrument zur Herrschaft der USA über den Kontinent war.

DIE GESCHICHTE WIEDERHOLT SICH

Seit Januar 1959 waren die USA dabei, einen Plan zu entwerfen, um die OAS gegen die kubanische Revolution und ihr Volk zu benutzen.Die sogenannte „kubanische Frage“ nahm eine herausragende Stelle auf der Tagesordnung der OAS ein und entsprechend den Interessen der Vereinigten Staaten begann man damit, die Grundlagen für die politisch-diplomatische Isolierung Kubas zu legen und den Interamerikanischen Vertrag über Gegenseitigen Beistand (TIAR) zu aktivieren, um so zu versuchen, eine direkte militärische Aggression gegen Kuba zu legitimieren.

Die Revolution hatte das Erste Gesetz der Agrarreform erlassen, die großen Latifundien beseitigt, darunter auch die von United Fruit, an denen die Brüder Allan Dulles,( Außenminister) und John Foster Dulles,( Leiter der CIA), wirtschaftliches Interesse hatten. Schnell richtete die OAS die Interamerikanische Menschenrechtskommission ein und die Interamerikanische Friedenskommission erhielt neue Vollmachten, die Teil der Strategie waren, die Werkzeuge zu schaffen oder zu perfektionieren, die die Schlüsselelemente für die Anwendung der Yankee Leitlinien gegen Kuba im Schoß der OAS bilden sollten.

Nach der Niederlage in Playa Girón 1961, dem Scheitern der Pläne der Operation Mongoose, die 1962 zur Oktoberkrise führten, nach der Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade, die bereits verkündet worden war und den terroristischen Banden, die im Escambray Gebirge kämpften, blieb den Vereinigten Staaten nur ihre niederträchtige Politik zu internationalisieren. Diesem Zweck diente das IX. Beratungstreffen der Außenminister in Washington im Juli 1964. Dort wurde in einem Beschluss, der vom TIAR inspiriert war, der die Charta der OAS bereits verdrängt hatte, verfügt, dass alle Regierungen der Amerikanischen Staaten ihre diplomatischen und konsularischen Beziehungen zur Regierung Kubas abzubrechen hätten. Nur Mexiko nahm eine würdige Haltung ein und beugte sich nicht dem Willen des Imperiums.

Warum macht die in Verruf geratene OAS gerade jetzt TIAR gegen Venezuela geltend? Einfach deshalb, weil die Bolivarische Revolution ein gesellschaftliche Realität ist, durch die ihr Volk Lesen und Schreiben gelernt hat, die im kostenlose Gesundheitsversorgung gebracht hat, die die natürlichen Ressourcen, die früher geraubt wurden, zum Wohl ihrer Menschen und für die Integration der Völker Lateinamerikas und der Karibik einsetzt, die den Ihren die Chance auf eine Wohnung und eine Beschäftigung gibt und sich in ihrer zivil-miltärischen Einheit festigt. Und weil sich die Geschichte für den imperialen Herrn wiederholt hat, denn das Venezuela, das Chávez hinterlassen hat und das von Nicolás Maduro hat ebenfalls gesiegt und alle Angriffe des von einem Präsidenten aufgezwungenen wirtschaftlichen, medialen und psychologischen auf Fake News begründeten Krieges abgewehrt. Deswegen kehrt der haarige Arm des Imperiums zurück, um den Interessen des Herrn zu dienen und holt seinen TIAR mit dem selben Drehbuch wieder hervor, um das Vaterland Bolívars zu isolieren.

Und da jede Ähnlichkeit mit der Geschichte kein reiner Zufall ist, kann man unter anderem auch die Drohung mit einem Einmarsch gegen die Bolivarische Republik Venezuela innerhalb der imperialistischen Eskalation nicht ausschließen, weil der Vertrag, um den es hier geht, und daran muss man die Vergesslichen erinnern, eine beschämende und kriminelle Geschichte des Todes auf dem Kontinent in sich trägt.

1954 Guatemala wurde von Söldnern überfallen, die von der CIA organisiert wurden und die Regierung von Jacobo Arbenz stürzten. Die OAS stimmte der Variante der kollektiven regionalen Intervention zu.

1961 Die OAS tat nichts als Kuba in Playa Girón angegriffen wurde.

1965 landeten Yankee Marines in Santo Domingo bei der ersten Intervention in einem Land mit dem Stempel der OAS.

1973 Die OAS schwieg zum Tod von Salvador Allende und der Ermordung von Zehntausenden von Südamerikanern während der Operation Condor.

1980 In den Jahren dieses Jahrzehnts tat sie nichts, um in einem Konflikt in Mittelamerika, der 100.000 Leben forderte, den Frieden zu fördern

1981 Sie unterstützte nicht die Untersuchungen zur Klärung des verdächtigen Todes des Präsidenten von Panama Omar Torrijos.

1982 Britische Intervention in den Malwinen, erste Aggression einer Macht außerhalb des Kontinents in einem Land, das zum Interamerikanischen System gehört und laut TIAR die Solidarität hervorrufen müsste. Die USA unterstützen Großbritannien und belegten Argentinien mit Sanktionen.

1983 Ein Militärputsch stürzte den Premierminister Grenadas Maurice Bishop. Die USA entsandten 1.900 Marineinfanteristen.

1989 Der TIAR und die OAS schwiegen angesichts der Invasion in Panama

2002 Staatsstreich in Venezuela gegen den Präsidenten Hugo Chávez Frías.

2004 Militärputsch in Haiti, der zur Absetzung von Präsident Jean Bertrand Aristide führte

2009 Staatsstreich gegen die Regierung von Manuel Zelaya in Honduras.

2010 Versuchter Staatsstreich in Ecuador.

Quelle:

Granma Internacional