IRT wird dichtgemacht

Das weltweit renommierte Institut für Rundfunktechnik (IRT) in München soll durch Kündigung aller Gesellschafter (ARD, ZDF, SRG/SSR, ORF und Deutschlandradio) mit seinen rund 120 Mitarbeitern Ende diesen Jahres von der Bildfläche verschwinden. „Warum ARD und ZDF trotz der enormen Herausforderungen einer sich immer weiter digitalisierenden Gesellschaft ihr Forschungsinstitut mit Sitz am BR-Campus in München-Freimann ohne Not schließen, bleibt ein Rätsel. Finanziell steht das IRT momentan so gut wie noch nie da“, erklärte Annette Greca von ver.di Bayern. Das IRT ist weltweit in der Standardisierung im Medienbereich tätig und damit sehr oft der deutsche und europäische Gegenpol in ansonsten von US-Unternehmen dominierten Gremien.

Im IRT wurde Anfang 2018 ein neuer Geschäftsführer eingestellt und an einem Zukunftskonzept gearbeitet. Noch im September 2019 wurde der Belegschaft das von allen Gesellschaftern ausgearbeitete Konzept des IRTs mit einem 5-Jahres-Plan, großem Einsparpotential und ohne betriebsbedingte Kündigungen vorgestellt. Kurz vor Weihnachten 2019 folgte dann der Schock für die Mitarbeiter: erst kündigte das ZDF seinen Rückzug aus dem IRT an, dann stiegen die restlichen Gesellschafter aus, was bedeutet, dass Ende des Folgejahres – also 2020 – komplett Schluss ist.

Das IRT wurde in der Vergangenheit durch einen Patentskandal erschüttert, der in diesem Ausmaß überhaupt nicht möglich geworden wäre, wenn ARD und ZDF ihrer Aufsichtspflicht nachgegangen wären. Anstatt nun in den eigenen Reihen die dort Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, sollen nun diskret 120 IRT-Mitarbeiter entlassen werden, anscheinend um zu zeigen, dass man „Konsequenzen“ aus dem Skandal zieht. Auch IRT-Mitarbeiter wurden um Patenteinnahmen betrogen. Anstatt herausragende Ingenieurleistungen anzuerkennen und zu fördern, habe man einen Sündenbock für betriebswirtschaftliches und juristisches Versagen seitens ARD und ZDF gesucht, so Greca.

“Das Institut für Rundfunktechnik steht für weltweit führende Erfahrung und Kompetenz in der Entwicklung neuer Technologien. Die Mitarbeiter gehören zu den besten ihres Faches. Die Entscheider müssen nun dringend handeln und diesen Perspektiven bieten. Die Entscheidung zur Schließung muss aus wirtschaftlichen, aber auch aus strategischen Gründen überdacht werden.”

Quelle:

ver.di Bayern