Kundgebung gegen Frauenmorde und Gewalt in Lüneburg

Am Samstag, 25. April, versammelten sich 30 Menschen an der Kreuzung beim City Penny in Lüneburg um gegen Femizide, partnerschaftliche Gewalt und Gewalt an FLINTs zu demonstrieren. FLINT steht für Frauen, Lesben, inter, nichtbinäre und Trans-Personen.

An der Kreuzung Reichenbachstraße/ Vor dem Bardowicker Tore standen 15 Paare mit Transparenten auf denen unter anderem zu Lesen stand: »Allein 2020 65 Femizide in Deutschland«, »Mord aus Liebe gibt es nicht«, »Frauen werden getötet, weil sie Frauen sind – Femizide sind keine Familientragöden/Eifersuchtsdramen«.

Die Kundgebung war ordnungsgemäß angemeldet worden. Alle Teilnehmer*innen achteten auf Sicherheitsabstände und trugen Masken zum Infektionsschutz. Die Feminist*innen organisieren sich über das Bündnis »Feministischer 8. März Lüneburg«, mit dem sie zuletzt am Internationalen Frauentag auf die Straße gegangen waren.

Eine der Feministinnen, Franziska H., dazu: »Wir demonstrieren hier heute, weil wir alle aufgrund unseres Geschlechts Gewalt erfahren. Wir erfahren die Gewalt einer patriarchalen Gesellschaft, die Weiblichkeit abwertet. Eine Gesellschaft, in der wir gerade Zuhause nicht alle sicher sind.«

Gewalt und Mord an FLINT-Personen passieren täglich weltweit und auch in Deutschland. Jeden Tag versucht hier ein Mann seine (Ex-)Partnerin zu töten und jeden dritten Tag gelingt es. Trotzdem werden solche Morde als »Familien-« oder »Eifersuchtsdramen« abgewertet und verharmlost.

Die Feminist*innen gedachten unter anderem Besma Akinci, die vor zehn Tagen in Einbeck bei Northeim getötet wurde, der Täter war ihr Ehemann. Zwei Wochen vorher. am 8. April, wurde eine Frau in Leipzig von ihrem Ex-Partner überfallen und erlag zwei Tage später ihren schweren Verletzungen. Auch hier wurde nicht das patriarchale Besitzdenken des Ex-Partners thematisiert. Eine Zeitung war sogar so dreist, diesen Mord als »dramatischen Höhepunkt einer toxischen Liebe im Sozialarbeiter-Milieu« zu bezeichnen. Luca S.: »Das war ein Femizid und er muss klar als solcher benannt werden.«

Gleichzeitig wehrten sich die Aktivist*innen gegen eine rassistische Vereinnahmung von Femiziden. Franziska H.: »Es kann nicht sein, dass in den Medien nur über die Femizide berichtet wird, bei denen der Täter migrantisch ist (und das Opfer nicht). Das ist rassistisch und verklärt die Realität: Sexismus ist nicht eingewandert. Das Problem ist männliche Gewalt.«

Die Feminist*innen betonen, dass Solidarität in diesen schwierigen Zeiten für alle gelten müsse. Es könne nicht sein, dass Hilfsangebote geschlossen werden und Hotelzimmer auch in Lüneburg leer stehen, während Menschen auf der Straße leben oder in Elendslagern an der EU-Grenze eingesperrt sind. Luca S.: »Die Corona-Pandemie verschärft die eh schon vorhandenen Missstände dieser Gesellschaft. Personengruppen, die an den Rand gedrängt werden, sind durch die Pandemie ungleich stärker betroffen. Und während der Öffentlichkeit dazu aufgerufen wird, so viel es geht zu Hause zu bleiben, sagen wir: Nicht jedes Zuhause ist sicher! Nicht alle haben ein Zuhause!«

Quelle: Bündnis Feministischer 8. März Lüneburg / RedGlobe