Lidice wird für immer ein Mahnmal bleiben!

Vor 80 Jahren wurde der Ort durch Wehrmacht, Polizeieinheiten und SS zerstört
Lidice, der Name dieses Ortes ist in aller Welt ein Begriff für die deutsche faschistische Barbarei gegen das tschechische Volk. Ein kleiner Arbeiterwohnort nahe Prag wurde vor 80 Jahren, am 9./10. Juni 1942, zum Objekt der Rache des Okkupationsregimes. Nach dem erfolgreichen Attentat gegen SS-Obergruppenführer und General der Polizei Reinhard Heydrich, den man im Reichsprotektorat Böhmen und Mähren nur „den Henker“ nannte, wurde in Berlin für den Ort Lidice folgende „Sühnemaßnahme“ beschlossen:
1. Alle männlichen Erwachsenen sind zu erschießen,
2. alle Frauen sind in ein Konzentrationslager zu überführen,
3. die Kinder zu sammeln und, soweit „eindeutschungsfähig“, an SS-Familien ins Reich zu geben. Der Rest soll einer anderen Erziehung zugeführt werden.
4. Die Ortschaft ist niederzubrennen und dem Erdboden gleichzumachen.
Begründet wurde diese verbrecherische Anweisung mit der Behauptung, die Attentäter hätten Unterstützer in dieser Ortschaft gehabt.
SS-, Schutzpolizei und Wehrmachtseinheiten begingen gemeinsam dieses Verbrechen. 173 Männer wurden erschossen, 198 Frauen und 98 Kinder wurden deportiert. Die meisten wurden im KZ Chelmno ermordet. Die 93 Häuser niedergebrannt, nachdem zuvor die bewegliche Habe und das Vieh zu Gunsten des Deutschen Reichs geraubt worden waren. Bürokratisch korrekt wurden alle Maßnahmen der Vernichtung abgerechnet. Eine Ortschaft mit dem Namen Lidice sollte nicht mehr existieren. Zwei Wochen später ermordeten deutsche Truppen mehr als 30 Männer in Lezaky, rund hundert Kilometer östlich von Prag.

Die Nachricht von diesen Verbrechen verbreitete sich in aller Welt. Spontan beschlossen Orte in den USA, selbst auf Kuba und in Brasilien, sich in Lidice umzubenennen. US-Präsident Franklin D. Roosewelt erklärte: „Der Name der Stadt Lidice wird eine immerwährende Erinnerung für uns sein, dass die Gewalt der Nazis weder die Liebe zur Freiheit noch den Mut, sie zu verteidigen, zerstören kann.“ Diese Worte schickte er an die Gemeinde Stern Parks Garden (Illinois) anlässlich deren Umbenennung.

In Großbritannien entstand schon 1942 eine internationale Bewegung „Lidice shall live“, die einerseits die Erinnerung an dieses Verbrechen lebendig halten und andererseits sich für den Wiederaufbau der Gemeinde nach der Zerschlagung des deutschen Faschismus einsetzen wollte. Eine der wohl emotionalsten Veranstaltungen war die Lidice-Versammlung am 12. März 1944 in der zerstörten Kathedrale von Coventry, einer Stadt, die zum Synonym für deutsche Luftangriffe auf britische Städte und Zivilbevölkerung wurde („coventrysieren“). Britische Gewerkschaften sammelten Geld, das nach der Befreiung 1947 von schottischen Bergarbeitern den tschechoslowakischen Gewerkschaften zum Wiederaufbau der Gemeinde übergeben wurde. So entstand Anfang der 1950er Jahre am Rande des historischen Areals das neue Dorf Lidice. Als Ort der Erinnerung wurde 1955 ein Rosengarten angelegt, der bis heute existiert.
Ein juristischer Skandal bleibt es, dass nicht ein einziger Prozess gegen Verantwortliche und Beteiligte an diesem Massaker eröffnet wurden. Angeblich habe man keinen Täter direkt identifizieren können. Das beteiligte Polizeibataillon wurde überhaupt nicht untersucht.
Kompliziert scheint der Umgang mit der Erinnerung an diesem Ort bis heute. Nachdem Anfang der 1990er Jahre die Gedenkstätte ein „Opfer der politischen Wende“ zu werden schien, wird sie heute durch das tschechische Kulturministerium angemessen ausgestattet. Spenden und Fördermittel trugen dazu bei, dass die eindrucksvolle Skulptur von Marie Uchytilova für die Kinder von Lidice fertig gestellt werden konnte. Doch geschichtspolitischer Streit führte dazu, dass 2020 die damalige Leiterin zurücktrat.
Für die FIR ist und bleibt Lidice eine wichtige Erinnerungsstätte, in der deutlich betont werden muss: Nicht der antifaschistische Widerstand war verantwortlich für dieses Massaker, sondern die faschistische Okkupationspolitik. Es darf keine Relativierung faschistischer Verbrechen und keine Rehabilitierung faschistischer Kollaborateure geben!