Kommt ein Zug oder kommt keiner?

ZLV Zeitung vum Letzeburger Vollek
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So stolz Armeeminister Bausch über die unter ihm erfolgte Rekordaufrüstung der Armee und den Waffenkauf für die Ukraine ist, so selbstsicher gibt er sich in seinem anderen Ressort für die höchste Pro-Kopf-Ausgabe in Europa für die Schiene. Doch was haben die Menschen hierzulande dafür?

Denn während fleißig Geld ausgegeben wird, bleiben die Züge überfüllt, immer wieder fällt der eine und der andere aus, ständig lassen sich irgendwelche Türen nicht öffnen, weil es dafür noch immer keine vorbeugende Wartung gibt. Denn dazu hat die CFL kein Personal.

Zu wenig, zu spät

Vor einem Dutzend Jahre wäre es möglich gewesen, rasch von der DB eine Menge Doppelstockwagen gebraucht zu beziehen, nachdem seinerzeit die DB etliche Ausschreibungen an Private verloren hatte. Das wollte die Regierung aber nicht, obwohl das längere und damit weniger überfüllte Züge rasch möglich gemacht hätte. Statt dessen wurde Material bestellt, das 2024 kommen wird in Größenordnungen, die keine Verbesserungen bringen werden, da die fürchterlich in die Jahre gekommenen Z2-Triebwagenzüge irgendwann doch ausgemustert werden müssen.

Bei der SNCF wurden sie von 1980-1988 in Dienst gestellt und 2011 außer Dienst genommen. Bei der CFL kamen sie 1990-92 in Dienst … und laufen immer noch mit den zu schmalen Türen und dem hohen Aufstieg, denn in Frankreich waren die Züge für längere Nebenstrecken gedacht, wo leicht 50 km zwischen zwei Bahnhöfen liegen.

In Luxemburg wurden sie in der Not von argem Materialmangel angeschafft, als die SNCF bereits keine mehr davon haben wollte.

Das Prinzip »zu wenig, zu spät« ist folglich ein altes, wenn es darum geht, in Luxemburg Bahnmaterial zu besorgen. Beim ehemaligen Pariser Vorortszug der 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts »Moulinex«, der vor 20 Jahren dann doch in Luxemburg außer Dienst gestellt wurde, war es ähnlich.

Als die SNCF keine mehr wollte, nahm sie die CFL, weil sie rasch verfügbar waren. Was wird erst für eine Panik ausbrechen, wenn es nicht mehr zu verbergen ist, daß die Bombardier-Doppelstock­wa­gen aus 2004ff am Ende sind?

Wenn der Zug einfach ausfällt…

In früheren Zeiten war das kein großes Problem, wenn eine Tür nicht mehr schloß im Zug. Der fuhr dann trotzdem und der Schaffner postierte sich dort, damit keiner hinausfiel. Seit alles elektronisch gesteuert wird, fährt der Zug nicht mehr ab, wenn eine Tür nicht überredet werden kann, zu schließen.

Weil es aber seit Indienststellen der Bombardier-Züge nie gelang, genug Personal für eine vorbeugende Wartung einzustellen, kommt es immer wieder zu Zugausfällen, wenn es länger als 20 Minuten dauert, um eine Tür zuzubringen. Danach fährt dieser Zug aber doch wieder, nur geht die fragliche Tür dann nicht mehr auf. Pech für alle, die sich gerade in deren Umfeld befinden, und die das zu spät mitkriegen. Kann nämlich leicht sein, sie kommen nicht mehr raus, wo sie raus wollten.

Das aber ist weniger schlimm wie wenn am Bahnsteig Wartende die herzige Durchsage zu hören bekommen, der nächste Zug falle aus. Das gibt es im Landessüden auf der Linie 60 in der morgendlichen Spitzenzeit mindestens einmal die Woche.

Dann ist der darauf folgende Zug natürlich noch voller wie sonst üblich und es darf Sardinenbüchse gespielt werden, etwas was in den Zügen für französische Grenzgänger sowieso die Regel ist.

Den Leuten auf der Linie 60 geht es dabei noch richtig gut, es sei denn es ist gerade mal wieder Schienenersatzverkehr angesagt. Aber auch dann dauert das höchstens ein paar Wochen während der Schulferien.

Über Kautenbach hinaus aber fährt jetzt schon ein halbes Jahr kein Zug auf der Linie 10, und für die, denen das Auto zu teuer geworden ist für die Fahrt zur Arbeit oder die gar keines (mehr) haben, bedeutet das enorm verlängerte Fahrzeiten. Das ist Diebstahl von Lebenszeit, die sich nie wieder einholen läßt. Dafür ist der Nulltarif kein Trostpflaster.

Laut Minister Bausch hat niemand ahnen können, daß gleich Tonnen Material im Tunnel Schieburg von der Decke runterkommen, wenn da einer dran bohren geht. Es hat auch niemand ahnen können, daß es länger dauert, das Unglück zu beseitigen, als es gedauert hat ohne große technische Hilfen den Tunnel zu bohren.

Wenn ein Problem sich kurzfristig nicht mit Geld zuschütten läßt, wird es schwierig hierzulande!

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek