Putin: „Nichts von dem, was vereinbart wurde, ist eingetreten“

Russia

Nicht einmal 3 Prozent des von der Ukraine im Rahmen des Getreideabkommens mit Russland exportierten Getreides erreichte afrikanische Länder. Anstatt ihren Teil des Abkommens einzulösen, legten NATO-Staaten Russland noch Steine in den Weg, als es kostenlose Mineraldünger an einige der ärmsten Länder der Welt liefern wollte.

In seiner Eröffnungsrede auf dem 2. Russland-Afrika-Gipfel am 27. Juli zerlegte Wladimir Putin die Propaganda westlicher Regierungen, Russland gefährde die Nahrungssicherheit in Afrika, und erklärt, zusammen mit interessierten Ländern Afrikas an einem gerechteren System der Ressourcenverteilung arbeiten zu wollen. Wir dokumentieren die Rede hier in voller Länge in einer von der UZ besorgten deutschen Übersetzung aus dem Englischen:

„Herr Assoumani, sehr geehrte Staats- und Regierungschefs, hohe Vertreter der afrikanischen Länder, meine Damen und Herren,

zunächst möchte ich Sie alle in St. Petersburg willkommen heißen. Ich danke Ihnen, dass Sie unsere Einladung angenommen haben und hierher gekommen sind. In Russland sind Sie unter Freunden und Gleichgesinnten.

Wir haben hochkarätige Teilnehmer an der Plenarsitzung des Wirtschafts- und Humanitären Forums. Ich glaube, es ist symbolisch, dass der Russland-Afrika-Gipfel sein Programm mit dieser wichtigen Veranstaltung beginnt. Das Motto des Gipfels lautet „Technologie und Sicherheit im Namen einer souveränen Entwicklung zum Wohle der Menschheit“ und ist damit hochaktuell. Natürlich werden wir alle Themen der Finanz-, Handels-, Investitions-, Bildungs- und Sozialagenda vor dem Hintergrund des raschen weltweiten Wandels im Bereich der digitalen Technologie und Information diskutieren. Unser Hauptziel ist es, das Wohlergehen unserer Bürger zu verbessern, ihren Lebensstandard zu erhöhen und die Herausforderungen zu bewältigen, mit denen sie in ihrem täglichen Leben konfrontiert sind.

Ich möchte darauf hinweisen, dass in den branchenspezifischen Sitzungen des Forums zu den Themen Energie, Logistik, Verkehr, Landwirtschaft, Finanzen und Gesundheitswesen viele nützliche und konstruktive Gespräche geführt werden. Die Teilnehmer diskutieren vielversprechende Ideen und Vorschläge für neue, für beide Seiten vorteilhafte gemeinsame Projekte, konkrete praktische Vereinbarungen und Handelsverträge.

Das Potenzial Afrikas ist für jeden offensichtlich. So lag das durchschnittliche jährliche BIP-Wachstum des Kontinents in den letzten 20 Jahren bei 4 bis 4,5 Prozent und damit über dem Weltdurchschnitt. Die Bevölkerung Afrikas nähert sich der 1,5-Milliarden-Grenze und wächst schneller als irgendwo sonst auf der Welt. Bemerkenswert ist auch, dass die Mittelschicht, die die Hauptnachfrage nach modernen Waren und Dienstleistungen schafft, in Afrika schneller wächst als in den meisten anderen Teilen der Welt.

Die russische Regierung, die Wirtschaft und die Öffentlichkeit sind aufrichtig an einer weiteren Vertiefung der vielfältigen Handels-, Investitions- und humanitären Beziehungen mit dem Kontinent interessiert, die den Bedürfnissen aller unserer Länder entsprechen und stabiles Wachstum und Wohlstand fördern. Ich möchte darauf hinweisen, dass der russisch-afrikanische Handel im vergangenen Jahr 18 Milliarden US-Dollar erreicht hat. Dies ist ein eindeutiges Ergebnis des Russland-Afrika-Gipfels in Sotschi. Ich habe keinen Zweifel daran, dass wir durch unsere Zusammenarbeit in der Lage sein werden, unseren Handel in naher Zukunft erheblich zu steigern. Allein in den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 haben unsere Export-Import-Transaktionen mit afrikanischen Ländern um mehr als ein Drittel zugenommen. Auch die Struktur unseres Handels sieht gut aus: Maschinen, Ausrüstungen, Chemikalien und Nahrungsmittel machen über 50 Prozent der russischen Exporte nach Afrika aus.

Wir sind uns der Bedeutung einer ununterbrochenen Versorgung der afrikanischen Länder mit Nahrungsmitteln bewusst. Das ist für ihre sozioökonomische Entwicklung und die Aufrechterhaltung der politischen Stabilität von entscheidender Bedeutung. Deshalb haben wir der Lieferung von Weizen, Gerste, Mais und anderen Getreidesorten an unsere afrikanischen Freunde stets besondere Aufmerksamkeit gewidmet und werden dies auch in Zukunft tun, auch im Rahmen der humanitären Hilfe des UN-Welternährungsprogramms.

Freunde, die Zahlen sprechen für sich: Im vergangenen Jahr ist der Handel Russlands mit afrikanischen Ländern mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen um 10 Prozent auf 6,7 Milliarden Dollar gestiegen und hat bereits im Zeitraum Januar-Juni dieses Jahres mit einem Anstieg von 60 Prozent ein Rekordwachstum verzeichnet. Im Jahr 2022 exportierte Russland 11,5 Millionen Tonnen Getreide nach Afrika, in den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 fast 10 Millionen Tonnen. All dies trotz der gegen unsere Exporte verhängten illegalen Sanktionen, die ein ernsthaftes Hindernis für den Export russischer Lebensmittel darstellen und Transport, Logistik, Versicherung und Bankgeschäfte erschweren.

Wir sind Zeugen eines Paradoxons. Auf der einen Seite versucht der Westen, unsere Getreide- und Düngemittelausfuhren zu blockieren, während er uns für die derzeitige Krise auf dem globalen Lebensmittelmarkt verantwortlich macht. Das ist pure Heuchelei. Wir haben diesen Ansatz in aller Deutlichkeit beim so genannten Getreide-Deal gesehen. Er wurde unter Beteiligung des UN-Sekretariats ausgehandelt und sollte ursprünglich die weltweite Ernährungssicherheit fördern, die Gefahr des Hungers mindern und den ärmsten Ländern, auch in Afrika, helfen.

In dem knappen Jahr, das seit dem Abschluss dieses so genannten Abkommens vergangen ist, wurden jedoch insgesamt 32,8 Millionen Tonnen aus der Ukraine exportiert, von denen mehr als 70 Prozent in Länder mit hohem und überdurchschnittlichem Einkommen gingen, darunter vor allem in die Europäische Union, während ich Ihre Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken möchte, dass Länder wie Äthiopien, Sudan, Somalia und einige andere weniger als 3 Prozent dieser Gesamtmenge oder weniger als 1 Million Tonnen erhielten.

Russland hat diesem so genannten Abkommen unter anderem deshalb zugestimmt, weil es die Verpflichtung enthielt, die unrechtmäßigen Hindernisse für die Lieferung unseres Getreides und unserer Düngemittel auf den Weltmarkt zu beseitigen. Täuschen Sie sich nicht, das ist es, worum es bei der Unterstützung der ärmsten Länder geht.

Doch nichts von dem, was vereinbart oder uns versprochen wurde, ist eingetreten – keine der Bedingungen im Zusammenhang mit der Aufhebung der Sanktionen gegen die Ausfuhr von russischem Getreide und Düngemitteln auf die Weltmärkte wurde erfüllt. Nicht eine einzige. Wir stießen sogar auf Hindernisse, als wir versuchten, Mineraldünger an die ärmsten Länder zu liefern, die ihn kostenlos benötigen, wie wir gerade während des Treffens mit der Führung der Afrikanischen Union erörtert haben. Von den 262.000 Tonnen Mineraldünger, die in den europäischen Häfen blockiert waren, konnten wir nur zwei Sendungen verschicken – 20.000 Tonnen nach Malawi und 34.000 Tonnen nach Kenia. Der ganze Rest blieb in den Händen der Europäer, obwohl diese Initiative rein humanitärer Natur war, was bedeutet, dass sie grundsätzlich nicht mit Sanktionen hätte belegt werden dürfen.

O. K., manche wollen vielleicht nicht, dass Russland sich bereichert, wie sie sagen, und seine Einnahmen für militärische Zwecke verwendet. Nun gut. Doch waren das kostenlose Lieferungen! Aber nein, sie wollten sie nicht durchlassen, trotz all des leeren Geredes über ihren Wunsch, den ärmsten Ländern zu helfen.

In Anbetracht dieser Tatsachen haben wir uns geweigert, dieses angebliche Geschäft zu verlängern. Wie ich bereits sagte, kann Russland die Lücke, die der Rückzug des ukrainischen Getreides vom Weltmarkt hinterlässt, sehr wohl füllen, entweder durch den Verkauf seines Getreides oder durch die kostenlose Weitergabe an die bedürftigsten Länder Afrikas. Zumal wir auch in diesem Jahr wieder eine Rekordernte erwarten.

Konkret möchte ich sagen, dass wir in den nächsten drei bis vier Monaten bereit sein werden, Burkina Faso, Simbabwe, Mali, Somalia, die Zentralafrikanische Republik und Eritrea kostenlos mit jeweils 25.000-50.000 Tonnen Getreide zu beliefern.

Ein paar weitere Zahlen dürften von Interesse sein. Die Ukraine produzierte im vergangenen Landwirtschaftsjahr rund 55 Millionen Tonnen Getreide. Die Exporte beliefen sich auf 47 Millionen Tonnen: eine ganze Menge, darunter 17 Millionen Tonnen Weizen. Und Russland, liebe Kollegen, hat im vergangenen Jahr 156 Millionen Tonnen Getreide geerntet. Es hat 60 Millionen Tonnen exportiert, davon 48 Millionen Tonnen Weizen.

Der Anteil Russlands am Weltweizenmarkt liegt bei 20 Prozent, der der Ukraine bei weniger als 5 Prozent. Das bedeutet, dass Russland einen wesentlichen Beitrag zur globalen Ernährungssicherheit leistet und ein solider, verantwortungsvoller internationaler Lieferant von Agrarprodukten ist. Und diejenigen, die behaupten, dass dies nicht der Fall sei, dass es nur darum gehe, den so genannten Getreidehandel zu sichern, um ukrainisches Getreide zu exportieren, verdrehen einfach die Tatsachen und erzählen die Unwahrheit. In der Tat ist dies die Praxis einiger westlicher Länder seit Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten.

Unser Land wird weiterhin Staaten und Regionen in Not unterstützen, auch mit humanitären Lieferungen. Wir bemühen uns, aktiv an der Gestaltung eines gerechteren Systems der Ressourcenverteilung mitzuwirken, und setzen alles daran, eine globale Nahrungsmittelkrise zu verhindern.

Grundsätzlich sind wir davon überzeugt, dass Afrika mit der Anwendung geeigneter landwirtschaftlicher Technologien und der richtigen Organisation der landwirtschaftlichen Produktion langfristig nicht nur sich selbst ernähren und seine eigene Ernährungssicherheit gewährleisten kann, sondern auch zum Exporteur verschiedener Arten von Nahrungsmitteln werden kann. Und Russland wird Sie dabei nur unterstützen, das versichere ich Ihnen.

Meine Kollegen und ich haben erst gestern bei unseren bilateralen Treffen darüber gesprochen, und meine afrikanischen Kollegen haben mir gesagt: Wir können Lebensmittel produzieren – wir brauchen nur die Technologie und die entsprechende Unterstützung. Russland ist seinerseits bereit, sein Fachwissen im Bereich der landwirtschaftlichen Produktion mit afrikanischen Ländern zu teilen und bei der Einführung modernster Technologien zu helfen.

Wir sind auch daran interessiert, die Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern im Energiesektor weiter auszubauen. Diese Zusammenarbeit beruht auf langjähriger Erfahrung: Sowjetische und russische Fachleute waren über viele Jahre hinweg an der Planung und dem Bau großer Stromerzeugungsanlagen in Angola, Ägypten, Äthiopien und anderen Ländern des Kontinents beteiligt, die eine Gesamtkapazität von 4,6 Gigawatt haben und – das möchte ich ausdrücklich betonen, liebe Freunde – 25 Prozent der Wasserkraftkapazität Afrikas ausmachen.

Derzeit führen russische Unternehmen neue, für beide Seiten vorteilhafte Projekte durch, die darauf abzielen, den steigenden Bedarf der afrikanischen Volkswirtschaften an Brennstoffen und Erzeugungskapazitäten zu decken und den Afrikanern Zugang zu erschwinglichen, zuverlässigen, nachhaltigen und umweltfreundlichen Energiequellen zu verschaffen.

Mehr als 30 ehrgeizige Energieprojekte, an denen russische Unternehmen beteiligt sind, werden derzeit in 16 afrikanischen Ländern mit einer Gesamtkapazität von rund 3,7 Gigawatt in unterschiedlichem Umfang durchgeführt. Das russische Unternehmen RusHydro bietet seinen afrikanischen Partnern eine breite Palette von Dienstleistungen an, die von der Planung und Lieferung von Ausrüstung bis hin zur Modernisierung und zum Bau neuer schlüsselfertiger Stromerzeugungsanlagen reichen. Die russischen Unternehmen Gazprom, Rosneft, LUKOIL und Zarubezhneft sind an der Erschließung von Öl- und Gasfeldern in Algerien, Ägypten, Kamerun, Nigeria und der Republik Kongo beteiligt. In den letzten zwei Jahren sind die russischen Ausfuhren von Rohöl, Erdölprodukten und Flüssiggas nach Afrika um das 2,6-fache gestiegen.

Rosatom, unser führendes Kernenergieunternehmen, baut das Kernkraftwerk El Dabaa in Ägypten. Dieses staatliche Unternehmen kann sein einzigartiges Fachwissen mit den afrikanischen Ländern teilen, ebenso wie beispiellose Technologien für die friedliche Nutzung der Atomenergie außerhalb des Energiesektors, beispielsweise im Gesundheitswesen und in der Landwirtschaft.

Die Förderung einer vertieften Zusammenarbeit zwischen Russland und Afrika im verarbeitenden Gewerbe ist besonders wichtig. Der Kontinent kennt Russland für seine Industriegüter, darunter Autos, Baumaschinen und viele andere Produkte, die sich einer hohen Nachfrage erfreuen und für ihre Qualität, Zuverlässigkeit und Benutzerfreundlichkeit bekannt sind. Spezielle Servicezentren in Afrika bieten Wartungsdienste für russische Geräte und Maschinen an.

Wir entwickeln neue Instrumente für die Gewährung von Vorzugskrediten, die es den Afrikanern ermöglichen, unsere Industriegüter zu kaufen, sie auf den Kontinent zu liefern und von den Kundendienstleistungen zu profitieren. Die russische Agentur für Exportkredit- und Investitionsversicherungen versichert diese Kredite. Wir arbeiten an einem auf Afrika zugeschnittenen Leasing-Mechanismus und sind dabei, einen speziellen Investitionsfonds für die Kofinanzierung von Infrastrukturprojekten einzurichten. In Ägypten führen wir, wie mein Kollege Präsident Sisi und ich gestern besprochen haben, Gespräche über die Einrichtung einer russischen Industriezone in der Nähe des Suezkanals. Ich hoffe, dass wir sie bald in Betrieb nehmen können. Wir gehen davon aus, dass mit dem Bau der ersten Produktionsanlagen noch in diesem Jahr begonnen wird, damit die dort hergestellten Waren in ganz Afrika exportiert werden können.

Als ein führendes Land im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie ist Russland bestrebt, die Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern in den Bereichen Informationssicherheit, künstliche Intelligenz und digitale Wirtschaft zu vertiefen. Wir haben gute Erfahrungen mit der Entwicklung und dem Einsatz von Informationstechnologielösungen für die Verwaltung von Steuern, die Registrierung von Eigentumsrechten und das Angebot von E-Government-Diensten für Privatpersonen und Unternehmen. Wir können afrikanische Länder, die an diesen Lösungen interessiert sind, bei der Einführung ähnlicher Systeme unterstützen und bekräftigen unser unermüdliches Engagement, unser Know-how zur Förderung der technologischen Entwicklung zu teilen.

Um das Spektrum unserer Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zu erweitern, sollten wir die nationalen Währungen einschließlich des Rubels bei der finanziellen Abwicklung unserer Handelsgeschäfte energischer einsetzen. In diesem Zusammenhang sind wir bereit, den afrikanischen Ländern bei der Entwicklung ihrer Finanzinfrastruktur zu helfen und ihre Bankinstitute an das in Russland geschaffene Financial Messaging System anzuschließen, über das grenzüberschreitende Zahlungen unabhängig von einigen westlichen Systemen, die Beschränkungen einführen, abgewickelt werden können. Das wird uns ermöglichen, Stabilität, Berechenbarkeit und Sicherheit des gegenseitigen Handels zu verbessern.

Russland richtet seine Transport- und Logistikströme aktiv auf den globalen Süden aus, zu dem natürlich auch Afrika gehört. Der Nord-Süd-Verkehrskorridor, den wir derzeit aufbauen, soll russischen Produkten Zugang zum Persischen Golf und zum Indischen Ozean verschaffen, mit weiteren Verbindungen über den kürzesten Seeweg, unter anderem zum afrikanischen Kontinent. Natürlich kann dieser Korridor auch in umgekehrter Richtung genutzt werden, um afrikanische Waren nach Russland zu liefern.

Die Verbindung des Nord-Süd-Verkehrskorridors mit Afrika, die Einrichtung regelmäßiger Frachtlinien, was unser Ziel ist, und die Eröffnung eines russischen Transport- und Logistikzentrums in einem Hafen an der Ostküste Afrikas könnten ein guter Anfang für unsere Zusammenarbeit sein. Wir halten es für äußerst wichtig, das Netz der Direktflüge nach Afrika zu erweitern und zur Entwicklung des Eisenbahnnetzes in Afrika beizutragen. Das sind die wichtigsten Ziele unserer Zeit, die wir unseren afrikanischen Freunden nahelegen, gemeinsam in Angriff zu nehmen.

Russland ist daran interessiert, seine Beziehungen zu regionalen Wirtschaftsintegrationsverbänden und -strukturen in Afrika in allen Bereichen zu stärken. So unterstützen wir beispielsweise die Zusammenarbeit zwischen der Eurasischen Wirtschaftsunion – einem wichtigen Integrationsprojekt, an dem Russland beteiligt ist – und der Afrikanischen Kontinentalen Freihandelszone innerhalb der Afrikanischen Union. Wir sind auch bereit, unsere Erfahrungen bei der Förderung der Integration zwischen Russland und Belarus innerhalb des Unionsstaates mit unseren afrikanischen Partnern zu teilen.

Heute werden wir ein Arbeitsessen mit den Staats- und Regierungschefs der Länder, die die wichtigsten regionalen Organisationen Afrikas leiten, sowie mit den leitenden Angestellten dieser Verbände veranstalten. Wir wollen unseren afrikanischen Partnern zeigen, was wir zu den wichtigsten Aspekten der Integration zu bieten haben, wie beispielsweise die Beseitigung von Hemmnissen in einem Binnenmarkt, das Funktionieren von Freihandelszonen, die Koordinierung der Agrar- und Industriepolitik und auch in anderen Bereichen. Ich bin davon überzeugt, dass diese umfassende Zusammenarbeit sowohl auf bilateraler als auch auf multilateraler Ebene es uns ermöglichen wird, unsere wirtschaftlichen Beziehungen zu Afrika sowohl qualitativ als auch quantitativ auszubauen.

Ich möchte Sie auch darauf aufmerksam machen, dass sich die bilateralen Regierungskommissionen bei der Förderung der wirtschaftlichen und humanitären Zusammenarbeit bewährt haben. Bislang haben wir diese Kommissionen jedoch nur mit einem Drittel der afrikanischen Länder. Es gibt 18 dieser Kommissionen für 54 Länder. In diesem Zusammenhang schlagen wir vor, dass die interessierten afrikanischen Länder, die sich diesem Format noch nicht angeschlossen haben, darüber nachdenken sollten, mit uns bei der Einrichtung dieser Kommissionen zusammenzuarbeiten. Selbstverständlich sind wir bereit, in diese Richtung zu gehen, und glauben, dass dies von Vorteil wäre.

Wir sind auch bereit, das Netz unserer Handelsmissionen in Afrika zu erweitern und mehr Wirtschaftsberater sowie Attachés für Landwirtschaft, Bildung, Forschung und Informations- und Kommunikationstechnologie einzusetzen.

Freunde,

wir werden der Entwicklung des Kultur-, Wissenschafts-, Bildungs-, Sport- und Jugendaustauschs zwischen Russland und den afrikanischen Staaten weiterhin vorrangige Aufmerksamkeit schenken. Unser Land hat in diesen Bereichen sehr viel zu bieten.

Natürlich ist und bleibt die Ausbildung von Fachkräften ein traditioneller Bereich der russisch-afrikanischen Zusammenarbeit. Wir haben dieses Thema gerade erst bei einem Treffen mit den Führern der Afrikanischen Union erörtert.

Nahezu 35.000 afrikanische Studenten studieren an russischen Universitäten, und ihre Zahl steigt von Jahr zu Jahr. Die aus dem föderalen Haushalt finanzierte Quote für afrikanische Studenten ist in den letzten drei Jahren um 150 Prozent gestiegen und wird im nächsten Studienjahr mehr als 4.700 Personen umfassen.

Wir planen die Eröffnung von Zweigstellen der führenden russischen Universitäten in Afrika. Im Rahmen der Russisch-Afrikanischen Netzwerkuniversität werden enge Beziehungen zu afrikanischen Bildungseinrichtungen geknüpft. Im Vorfeld dieses Forums wurde am 26. Juli an der Bergbauuniversität St. Petersburg ein Abkommen über die Gründung eines russisch-afrikanischen Konsortiums technischer Universitäten, der Subsoil Resources of Africa, unterzeichnet. Es sieht die gemeinsame Ausbildung von Fachkräften für den Sektor Bodenschätze vor. Ich halte das für einen äußerst wichtigen und interessanten Bereich der Zusammenarbeit.

Wir werden unseren afrikanischen Freunden weiterhin dabei helfen, nicht nur das Hochschulsystem, sondern auch allgemein- und berufsbildende Schulen zu entwickeln, Lehrer, Mentoren und technisches Personal für Schulen und Colleges auszubilden sowie gemeinsame Schulen einzurichten, für die angepasste Lehrmittel auf der Grundlage einer Kombination aus russischen und afrikanischen nationalen Bildungsprogrammen vorbereitet werden.

Wir schlagen vor, die Möglichkeit zu prüfen, in Afrika Schulen zu eröffnen, in denen eine Reihe von Fächern auf Russisch unterrichtet wird. Ich bin zuversichtlich, dass die Umsetzung von Projekten wie dem Studium der russischen Sprache und der Einführung der hohen russischen Bildungsstandards die beste Grundlage für unsere weitere, für beide Seiten vorteilhafte und gleichberechtigte Zusammenarbeit schaffen wird.

Im nächsten Jahr sollte eine internationale Organisation für die russische Sprache ihre Arbeit aufnehmen, der alle Länder beitreten können, die die russische Sprache mögen und anwenden wollen und die russische Kultur mögen und sich für sie interessieren. Wir laden unsere afrikanischen Partner ein, sich an diesem Vorhaben zu beteiligen.

In 28 afrikanischen Ländern wurde ein Projekt zur Schaffung offener Bildungszentren ins Leben gerufen, in denen Lehrer und Erzieher von Vorschuleinrichtungen sowie Grund- und Sekundarschulen ausgebildet werden sollen. Zu diesem Zweck planen wir, die Zahl der afrikanischen Studenten an russischen pädagogischen Hochschulen deutlich zu erhöhen.

Mehr als 10.000 Afrikaner studieren derzeit in Russland und werden in medizinischen Fachrichtungen ausgebildet. Die Gesundheitsversorgung und die Bekämpfung von Epidemien sind ein wichtiger Bereich der Zusammenarbeit zwischen Russland und Afrika. Ich möchte Sie daran erinnern, dass Russland zu den ersten Ländern gehörte, die den afrikanischen Ländern während der Corona-Pandemie zu Hilfe kamen: Wir haben Millionen russischer Testkits kostenlos in afrikanische Länder geschickt und gemeinsam mit Südafrika wissenschaftliche Untersuchungen über neue Stämme des gefährlichen Virus durchgeführt. Erst in den letzten Monaten haben wir zwei russische mobile Labors an unsere Partner in der Demokratischen Republik Kongo übergeben und rüsten weiterhin das russisch-guineische Zentrum für Infektionsforschung in Kindia aus, wo mehr als 20 Diagnoseprodukte entwickelt wurden. Etwa 1.500 einheimische Fachleute wurden in russischen Methoden der Infektionsprävention und -bekämpfung geschult. Auch in Burundi wurde ein gemeinsames Zentrum zur Erforschung von Infektionen eingerichtet.

Es wurde ein umfangreiches russisches Programm zur Unterstützung Afrikas bei der Bekämpfung von Infektionen entwickelt, das bis 2026 laufen wird und für das 1,2 Milliarden Rubel bereitgestellt werden. Im Rahmen dieses Programms werden 10 mobile Labors bereitgestellt, Hunderte von Spezialisten ausgebildet und gemeinsame Forschungsarbeiten durchgeführt.

Der Jugendaustausch zwischen Russland und Afrika nimmt von Jahr zu Jahr zu. Vertreter afrikanischer Länder reisen im Rahmen des Programms „Neue Generation“ jährlich nach Russland, um an Kurzzeitprogrammen teilzunehmen, die jungen Vertretern aus Politik, Öffentlichkeit, Wissenschaft und Wirtschaft die Möglichkeit geben, unser Land kennenzulernen. Es werden auch Beziehungen zu den Afrikanern unterhalten, die in Russland ausgebildet wurden. Bei meinem letzten Treffen hatte ich das Vergnügen, mich mit Kollegen zu unterhalten, die fließend Russisch sprechen.

Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um unsere jungen afrikanischen Freunde einzuladen, im März 2024 nach Russland zu kommen, wenn die Weltjugendfestspiele in Sotschi stattfinden werden. Das ist ein großes Forum, das junge Menschen aus der ganzen Welt zusammenbringen wird. Wir erwarten über 20.000 Teilnehmer aus mehr als 180 Ländern.

Wir legen großen Wert auf die Zusammenarbeit im Bereich körperliche Fitness und Sport. Wir sind bereit, die Beziehungen zu Sportverbänden afrikanischer Länder weiter auszubauen. Wir schlagen vor, die Beziehungen zwischen den Sportuniversitäten Russlands und Afrikas auszubauen, Studenten auszutauschen, Freiwilligenprogramme durchzuführen und gemeinsame Spiele in verschiedenen Sportarten zwischen Bildungseinrichtungen und Universitäten zu veranstalten. Wir laden afrikanische Sportler zur Teilnahme am Internationalen Universitätssportfestival ein, das im August in Jekaterinburg im Ural stattfinden wird, sowie zu den Spielen der Zukunft, die im Februar und März 2024 in Kasan ausgetragen werden. Diese Spiele sind eine einzigartige Kombination aus dynamischen Sportarten und den beliebtesten Videospielen und technischen Geräten. Dieses neue Wettbewerbsformat kombiniert klassische und innovative Sportarten.

Russland ist entschlossen, die Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern und Afrika insgesamt im Bereich der Massenkommunikation auszubauen, einschließlich des Austauschs von Inhalten, der Organisation von Ausbildungskursen für Medienmitarbeiter und Studenten sowie der Organisation von experimentellen Veranstaltungen. Es wird daran gearbeitet, Büros der führenden russischen Medien in Afrika zu eröffnen, darunter die Nachrichtenagentur TASS, Rossiya Segodnya, RT, VGTRK und Rossiyskaya Gazeta. Wir schlagen vor, einen gemeinsamen Informationsraum Russlands und Afrikas zu schaffen, in dem das russische und afrikanische Publikum Zugang zu objektiven und unvoreingenommenen Informationen über das Weltgeschehen haben wird.

Abschließend möchte ich betonen, dass Russland aufrichtig daran interessiert ist, die allseitige Entwicklung weiter zu fördern und die handelspolitische, wirtschaftliche und humanitäre Zusammenarbeit mit allen afrikanischen Ländern zu vertiefen. Ich zweifle nicht daran, dass dieses Forum und die in seinem Rahmen stattfindenden thematischen Sitzungen, Rundtischgespräche und Gespräche sicherlich nützlich sein und uns unseren gemeinsamen Zielen näher bringen werden.

Ich danke Ihnen sehr für Ihre Geduld und Aufmerksamkeit. Ich danke Ihnen.“

Quelle: Unsere Zeit