IGB begrüßt neues Existenzlohn-Programm der ILO
Übernommen von Internationaler Gewerkschaftsbund:
Zur Beendigung des weltweiten Skandals der Armutslöhne hat die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) ein neues Programm ins Leben gerufen, das den Grundsatz eines existenzsichernden Lohns in den Mittelpunkt ihrer länderbezogenen Unterstützung rückt.
Nach jahrelanger gewerkschaftlicher Lobbyarbeit wird die ILO nun Regierungen und Sozialpartnern technische Unterstützung anbieten, um existenzsichernde Löhne im Einklang mit dreigliedrigen Grundsätzen zu beziffern und umzusetzen.
Die Initiative baut auf dem im Februar 2024 erzielten wegweisenden Konsens auf, mit dem sich die Träger der ILO auf ein gemeinsames Konzept des Existenzlohnprinzips als Grundlage für die Veranschlagung und Umsetzung verständigt haben.
“Auf diesen Schritt zur Gewährleistung fairer Löhne und eines menschenwürdigen Lebensunterhalts für arbeitende Menschen weltweit haben wir lange gewartet”, so IGB-Generalsekretär Luc Triangle. “Es ist ein Skandal, dass Hunderten Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Hungerlöhne gezahlt werden. Dieses neue Programm ist ein entscheidender Schritt, um die jahrzehntelangen Forderungen der Gewerkschaften in konkrete Maßnahmen zu übertragen. Es ist an der Zeit, dass alle Beschäftigten genug verdienen, um ein menschenwürdiges Leben führen zu können.
Wir appellieren an alle Regierungen und Arbeitgeber, einen wirklichen sozialen Dialog zu führen und dafür zu sorgen, dass existenzsichernde Löhne durch höhere Mindestlöhne und erweiterte Tarifverhandlungen Realität werden. Existenzsichernde Löhne sind eine Voraussetzung für eine inklusive und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben schon lange genug gewartet”, betont Luc Triangle.
Ein neues Instrument im Kampf für Lohngerechtigkeit
Konservativen Schätzungen zufolge verdienen weltweit 664 Millionen Beschäftigte nicht genug, um sich und ihre Familien aus der Armut zu befreien – jeder fünfte arbeitende Mensch weltweit.
Mit diesem neuen Programm wird die ILO ihre länderbezogene technische Unterstützung im Bereich der Löhne erheblich ausweiten. Sie wird mit Regierungen und Sozialpartnern an der soliden Veranschlagung der Lebenshaltungskosten arbeiten, um die Verhandlungen über angemessene, evidenzbasierte Löhne zu unterstützen, und sie wird die Lohnfindungsmechanismen stärken, d.h. Tarifverhandlungen und dreigliedrige Mindestlohnsysteme.
Der IGB sieht in diesem Programm ein wichtiges Instrument, um die Kluft zwischen Mindestlöhnen und existenzsichernden Löhnen zu schließen, und drängt auf eine umfassende Beteiligung der Gewerkschaften an seiner Umsetzung. Es sollte zu einer verstärkten Ratifizierung und Inkraftsetzung des ILO-Übereinkommens 131 über die Festsetzung von Mindestlöhnen führen. Dieser Rahmen ist von entscheidender Bedeutung, um unter Beteiligung der Gewerkschaften sicherzustellen, dass die Mindestlöhne die Lebenshaltungskosten berücksichtigen und regelmäßig aktualisiert werden, um Verbesserungen des Lebensstandards widerzuspiegeln.