Widerstand gegen kollektivvertragliche Verschlechterungen

Mit einer vom OGBL Syndikat Metallverarbeitende Industrie und den Personalvertretern organisierten Protestaktion vor dem Betriebgebäude in der Industriezone »Riedgen« in Düdelingen bekundeten die Beschäftigten von Eurofoil am Freitag, dass sie keineswegs kollektivvertragliche Verschlechterungen, wie sie von den Aktionären und der Geschäftsführung angestrebt werden, hinnehmen wollen.
Die Rückkehr an den Verhandlungstisch, den die Direktion vorgeschlagen hatte, obwohl der Konflikt inzwischen vor dem nationalen Schlichtungsamt gelandet ist, endete hingegen wie das Hornberger Schießen.

Der Grund: Eurofoil machte keine neuen Vorschläge, will keine der gewerkschaftlichen Forderungen erfüllen, darunter eine Lohnerhöhung, zusätzlicher Urlaub, eine Anpassung des Urlaubsgeldes, ein Aufschlag von 15 Prozent auf Nachtarbeit und die Auszahlung einer Covid-19-Prämie von 500 Euro brutto, sondern beharrt auf kollektivvertraglichen Verschlechterungen, einer Erhöhung der Arbeitszeit, einer Herabsetzung der Urlaubstage, einer niedrigeren Bezahlung der Zeitarbeiter und der Beschäftigten, die neu eingestellt werden.

Erst Verschlechterungen, dann Verkauf

OGBL-Sekretär Patrick Freichel bezeichnete diese Haltung als Provokation und hat den Verdacht, dass die Direktion im Auftrag der Aktionäre ein Katz- und Mausspiel mit der Belegschaft treibt, um sie unter Druck zu setzen und mürbe zu machen. Die Gewerkschaft hat die Aktionäre der französisch-us-amerikanischen Investitionsgesellschaft, denen Eurofoil gehört, im Verdacht, radikale kollektivvertragliche Verschlechterungen durchsetzen zu wollen, um günstigere Voraussetzungen für den Verkauf des Betriebs zu schaffen. Die Auftragsbücher sind jedenfalls voll und die Produktion von Aluminiumfolien erfolgt auf Hochtouren.
Dennoch werden Arbeitsplätze abgebaut, und Beschäftigte, die in Rente gehen oder kündigen, werden nicht ersetzt, so dass die Arbeitsbedingungen sich zunehmend verschlechtern und nicht einmal mehr die Maschinen so gewartet werden, wie es sein sollte. Hinzu kamen mehrere schwere Arbeitsunfälle innerhalb von nur zwei Wochen.

Richtung Streik

Die Belegschaft von Eurofoil ist jedenfalls aufgebracht über die Haltung der Aktionäre und der Geschäftsführung und will unter keinen Umständen kollektivvertraglichen Verschlechterungen zustimmen oder sich mit einem Almosen abspeisen lassen.
Gäbe es die politisch gewollte gesetzliche Einschränkung des Streikrechts nicht, würden die Beschäftigten den Aktionären wohl lieber heute als morgen zeigen, dass sie jederzeit bereit sind, die Produktion stillzulegen, um sich mit Nachdruck gegen Verschlechterungen zu wehren.

So aber muss gewartet werden bis das Schlichtungsamt ein Protokoll über das Scheitern der Schlichtung erstellt hat. Das dürfte Anfang Mai der Fall sein, sollten Aktionäre und Direktion bis dahin nicht von ihrem Vorhaben abrücken, der Belegschaft Verschlechterungen aufzudrücken.

A.R.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek – Widerstand gegen kollektivvertragliche Verschlechterungen