5000 Menschen bei Protesten am Tagebau Garzweiler gegen drohenden Dörferabriss

Rund 5000 Menschen protestieren zur Stunde in Lützerath gegen die Erweiterung des Braunkohletagebaus Garzweiler II und den drohenden Abriss Lützeraths sowie fünf weiterer Dörfer. Zu der Demonstration aufgerufen hatte ein breites Bündnis von Organisationen. Am Morgen hatte Greenpeace bereits mit einer brennenden Linie dargestellt, dass die 1,5 Grad-Grenze der Klimaerhitzung vor Lützerath verlaufe. Das Bündnis „Ende Gelände“ hat für den heutigen Tag Aktionen zivilen Ungehorsams angekündigt, um den Kohleabbau zu blockieren.

Der Kohlekonzern RWE wollte ab dem morgigen Tag alle Grundstücke des Dorfes unter seine Kontrolle bringen und dann abreißen. Der letzte Landwirt des Ortes, Eckardt Heukamp, klagt jedoch vor dem OVG Münster gegen seine vorzeitige Enteignung für die Braunkohle durch das Land NRW und RWE. RWE hat deshalb vor wenigen Tagen dem Oberverwaltungsgericht Münster mitgeteilt, mit der Räumung und Zerstörung von Lützerath bis zur Entscheidung des Gerichts abzuwarten – längstens aber bis zum 7.1.2022.

Im Rahmen einer Pressekonferenz erklärten Fridays for Future, Lützerath lebt, Greenpeace und ein Vertreter der Yukpa aus Kolumbien, dass sie ihren gemeinsamen Widerstand gegen die Zerstörung des Dorfes fortsetzen. Von Rassismus betroffene Aktive von Lützerath Lebt und Fridays For Future kritisierten dort zugleich die weiße Klimabewegung für ihre mangelnde Aufarbeitung von Rassismus und Kolonialismus. Die Bewegung sei ignorant dafür, dass die bereits erreichte globale Erhitzung von 1,2 Grad bereits „die reinste Hölle für so viele Menschen im Globalen Süden“ bedeute.

Eckardt Heukamp, Landwirt aus Lützerath:
„Die Zeit der Braunkohle ist abgelaufen, das ist allen klar, und trotzdem sollen unsere Dörfer noch weichen und die Böden werden abgebaggert. Wir haben hier einige der fruchtbarsten Böden in Deutschland – darauf produzieren wir gute Lebensmittel und ernähren die Bevölkerung. All diese Zerstörung ist in der heutigen Zeit nicht mehr nachvollziehbar.“

Christina Schliesky und Uvo, Fridays for Future:
„Wir können nicht davon ausgehen, dass die nächste Bundesregierung von alleine die Klimakatastrophe bekämpft und die Kohlebagger stoppt. Echten Klimaschutz wird es nur geben, wenn wir ihn gemeinsam erkämpfen.“ so Christina Schliesky. Weiter ergänzt Uvo von Fridays for Future: „Der Kampf gegen Braunkohle ist ein antirassistischer, antikapitalistischer, intersektionaler Kampf. Genau für diesen Kampf, gegen RWE, sind wir heute hier.“

Bastian Neuwirth, Greenpeace-Klimaexperte:
“In Glasgow bei der Weltklimakonferenz wird verhandelt, in Lützerath entschieden. Will Deutschland international Glaubwürdigkeit beweisen, muss die neue Bundesregierung beim Klimaschutz sofort liefern. Das heißt im ersten Schritt: die Kohlebagger vor Lützerath stoppen und den Kohleausstieg verbindlich auf spätestens 2030 vorziehen.”

Lakshmi Thevasagayam, Lützerath lebt:
„Verbünden wir uns mit den Menschen, die es eh schon verstanden haben: Mit diesem Status Quo fahren wir gegen die Wand. Die verstanden haben, dass Kapitalismus nicht gleich Fortschritt heißt, sondern Zerstörung. Dafür muss insbesondere die Klimabewegung endlich ihre weiße Vorherrschaft und ihre Rassismen hinterfragen. Wir müssen die Kolonialisierung unseres Denkens hinterfragen und unsere Art des Forschens und Handelns.“

Juan Pablo Gutierrez, internationaler Repräsentant des Volkes der Yukpa:
„Es ist eine Schande für die deutsche Regierung, dass sie in Glasgow darüber spricht, das Klima zu schützen – aber sich hier hunderte Polizisten darauf vorbereiten, diejenigen Menschen zu räumen, die das Leben verteidigen!“

 

Quelle: Fridays for Future – PM: 5000 Menschen bei Protesten am Tagebau Garzweiler gegen drohenden Dörferabriss