Ein Vernichtungskrieg

ZLV Zeitung vum Letzeburger Vollek
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Mehr als 21.000 tote Palästinenser seit dem 7. Oktober, mehr als 55.000 Menschen verletzt. Unter den Toten über 8.000 Kinder und Jugendliche. Mehr als 60 Prozent der Infrastruktur im Gazastreifen zerstört, kaum eines der Krankenhäuser ist noch in der Lage, Kranke oder gar Verletzte des israelischen Terrorkrieges zu behandeln. Menschen, deren Familien seit 75 Jahren Flüchtlinge waren, werden immer wieder zur Flucht aufgefordert, von einem Ort zu einem anderen, in »sichere Gebiete«, behauptet die israelische Armee. Selbst israelfreundliche Medien räumen inzwischen ein, daß es im hermetisch abgeriegelten Küstenstreifen keinen Ort gibt, der als »sicher« bezeichnet werden kann.

Die etwa 2 Millionen Menschen, die im Gazastreifen siedeln, sind außer dem permanenten Bombardement zusätzlich Hunger, Kälte und Krankheiten ausgesetzt. Die Stromversorgung ist so gut wie vollständig zusammengebrochen, dementsprechend auch das Kommunikationsnetz. Die »Warnungen« der israelischen Armee, die angesichts der Lage nur als zynisch bezeichnet werden können, erreichen die Menschen also nur in wenigen Ausnahmefällen. Und selbst wenn die Menschen gewarnt werden, kann niemand die Frage beantworten, wohin sie denn nun noch fliehen sollten.

Angesichts dieses Terrorfeldzuges, des Massakers an zehntausenden Menschen, hat vor Weihnachten eine deutliche Mehrheit der Mitgliedstaaten der UNO einen sofortigen Waffenstillstand gefordert, gegen die Stimmen Israels, der USA und einiger Verbündeter. Im UNO-Sicherheitsrat hat die Botschafterin der USA so lange am Entwurf einer Resolution herumgestrichen, bis nur noch ein Beschluß zur Abstimmung stand, der das Papier nicht wert war, auf dem er gedruckt wurde. Die USA wollen ihren besten Vasallen im Nahen Osten, der seit Jahrzehnten mit US-Dollars hochgerüstet wurde, ums Verrecken nicht fallenlassen.

Das Regime in Jerusalem wird auch von anderen Regierungen des kollektiven Westens gehätschelt, jenes Westens, dem seine »Werte« so unglaublich teuer sind. Eine unrühmliche Rolle spielt da die Bundesrepublik Deutschland, deren politische Vertreter die »Verteidigung« Israels als »Staatsräson« bezeichnen. Viele der Waffen, mit denen jetzt erneut Palästinenser getötet werden, sind Geschenke aus der Bundesrepublik an die »einzige Demokratie im Nahen Osten«, zum größten Teil bezahlt von den Steuergeldern der Bevölkerung.

Das Ziel des aktuellen Krieges hat Israels Regierungschef ziemlich klar umrissen: »Die Hamas muß zerstört werden, der Gazastreifen muß entmilitarisiert und die palästinensische Gesellschaft muß entradikalisiert werden«, schrieb er in einem Gastbeitrag im »Wall Street Journal« am Dienstag. Nach Lage der Dinge kann das nur heißen, daß so lange bombardiert und geschossen werden soll, bis der Gazastreifen von Palästinensern entvölkert ist. Denn angesichts des überbordenden Terrors wird bei der Bevölkerung von Gaza der Haß gegen Israel weiter zunehmen, und die Hamas – ob man sie mag oder nicht – wird weitere Anhänger gewinnen.

Was seit dem 7. Oktober in Gaza passiert, ist ein veritabler Vernichtungskrieg. Und NEIN, die Ursache des Krieges ist nicht der Angriff von Hamas-Milizen, sondern das seit 75 Jahren andauernde Besatzungsregime, das Ignorieren sämtlicher UNO-Beschlüsse durch Israels Regierung. Und NEIN, das Verurteilen dieses Terrors ist kein Antisemitismus, denn das ist kein jüdischer Krieg, sondern ein Krieg des Staates Israel. Millionen Juden in aller Welt identifizieren sich nicht mit diesem Staat und fordern ebenso wie wir: Frieden für Gaza!

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek