Die Lüge vom »Hunger als Waffe«

ZLV Zeitung vum Letzeburger Vollek
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In der Absicht, einen ersehnten »Regimewechsel« in Rußland herbeizuführen, werden von den Vertretern der westlichen »Werteordnung« immer neue Instrumente ausgepackt in ihrem Wirtschafts- und Propagandakrieg. Besonders perfide ist die Behauptung, Rußland setze »Hunger als Waffe« ein. Dieser Vorwurf kommt ausgerechnet von den Verantwortlichen jener Staaten des »Westens«, die die Hauptschuld dafür tragen, daß der Hunger in der Welt – ungeachtet aller Versprechungen – immer mehr zunimmt.

Nun will das deutsche Parlament auch die Geschichte umschreiben. Am Mittwoch wird eine große Koalition aus Sozialdemokraten, Grünen, Liberalen und Christdemokraten per Beschluß erklären, im Hungerwinter 1932/33 habe die sowjetische Führung gezielt die Bevölkerung der Ukraine ausrotten wollen. Der sogenannte »Holodomor«, die angebliche Tötung durch Hunger, soll durch den Bundestag zum »Völkermord« deklariert werden. Angesichts der überbordenden antirussischen Hetze besteht wohl kein Zweifel daran, daß dieser Beschluß »mit überwältigender Mehrheit« durchkommen wird.

Der Begriff »Holodomor« ist eine Wortschöpfung ukrainischer Faschisten und Nazi-Kollaborateure, die in den 80er Jahren in deren Exil in Kanada entstand, um antikommunistische, antisowjetische und antirussische Propaganda zu schüren. Tatsächlich war der Hunger bei großen Teilen der Bevölkerung der gesamten Sowjetunion eines der größten Probleme des jungen Sowjetstaates. Am 7. November 1917, dem Tag des Beginns der Oktoberrevolution, hatte die damalige russische Hauptstadt Petrograd gerademal soviel Vorrat an Getreide, um die Menschen in der Stadt für knapp zwei Tage ernähren zu können. Um die Versorgung langfristig und dauerhaft zu sichern, erließ die Sowjetmacht am nächsten Tag das »Dekret über den Grund und Boden«. Vom ersten Tage an setzten die Gegner der Revolution den Hunger als Waffe ein. Sanktionen des »Westens«, Sabotage, Schwarzhandel und Diebstahl von Getreide waren an der Tagesordnung.

Im Winter 1932/33 wurde die Situation durch extrem schlechte Witterungsbedingungen weiter verschärft. Besonders in den Städten des riesigen Landes starben mindestens 6 Millionen Menschen. Sehr stark betroffen war die Ukraine mit über 3 Millionen Toten. Angesichts des hohen Anteils ethnischer Russen kann jedoch von einem gezielten »Hungermord an Ukrainern« keine Rede sein. Die höchste Sterberate, gemessen an der Zahl der Bevölkerung, hatte Kasachstan – allerdings gibt es bisher keine ernst zu nehmenden Bemühungen, von einem »Hungermord an Kasachen« zu reden.

Die Bundesrepublik Deutschland als Nachfolgestaat von Hitlers »Drittem Reich« ist der letzte Staat der Welt, der das Recht hätte, über Terror und Mord durch Hunger zu richten. Allein das gezielte Aushungern der Stadt Leningrad durch einen dichten Blockadering, der fast drei Jahre dauerte, kostete Hunderttausende Menschen das Leben. Sowjetische Kriegsgefangene in deutschen Lagern wurden gezielt durch Hunger getötet. Als die Nazitruppen durch die Schläge der Roten Armee zum Rückzug gezwungen wurden, stahlen die »Herrenmenschen« bevorzugt Lebensmittelvorräte oder vernichteten sie im Rahmen ihrer Strategie der »verbrannten Erde«.

Statt weiter antirussische Stimmung zu schüren, sind Überlegungen über eine friedliche Lösung für die Ukraine erforderlich. Obwohl uns bewußt ist, daß das heutige kapitalistische Rußland nicht die Sowjetunion ist, erinnern wir Kommunisten gern daran, daß das erste von der Sowjetmacht unter Führung Lenins erlassene Dekret das »Dekret über den Frieden« war, über einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen ohne Vorbedingungen.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek