Tarifrunde für deutsche Seeschifffahrt: Angebot der Reeder ist eine Provokation

Die erste Runde der Verhandlungen über den Heuertarifvertrag der deutschen Seeschifffahrt (HTV-See) ist in Hamburg ergebnislos zu Ende gegangen. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) fordert eine Steigerung der Einkommen der Seeleute um zwölf Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten, um zumindest die Reallohnverluste der vergangenen Jahre auszugleichen. Der Verband Deutscher Reeder (VDR) mit seiner Tarifgemeinschaft legte dagegen nur ein Angebot von 3,5 Prozent für 2024 und 2,5 Prozent für 2025 vor, für das letzte Quartal des laufenden Jahres soll es gar keine Einkommenssteigerungen geben.

ver.di-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth kritisiert diese Haltung des Reederverbandes: „Das Angebot ist eine Respektlosigkeit gegenüber den Kolleginnen und Kollegen, die täglich mit oft hartem körperlichen Einsatz den wirtschaftlichen Erfolg der Reedereien in den vergangenen Jahren erst möglich gemacht haben. Einerseits klagen die Reeder über zu wenig Bewerbungen und zu wenig Nachwuchs, andererseits wollen sie ausgerechnet bei den Beschäftigten sparen. Das macht keinen Sinn und ist eine Provokation. Wir brauchen nicht über Maßnahmen zur Gewinnung von mehr Auszubildenden diskutieren, wenn ihnen die Reeder signalisieren, dass sie ihnen nichts wert sind.“

Die ver.di-Tarifkommission hat im Anschluss an die Verhandlungsrunde einstimmig beschlossen, den Tarifvertrag fristgemäß zu kündigen. „Wir werden nun die Kolleginnen und Kollegen über die Haltung der Reeder informieren. Wenn es die Unternehmer auf eine Eskalation ankommen lassen wollen, sind wir dazu bereit, für unsere Interessen zu kämpfen und in Aktionen zu treten“, so Schwiegershausen-Güth weiter.

Der zwischen der ver.di und dem VDR ausgehandelte HTV-See gilt für Seeleute der wichtigsten deutschen Reedereien, die sich der VDR-Tarifgemeinschaft angeschlossen haben, unter ihnen Hapag-Lloyd, TT-Line und Fairplay. Weitere Reedereien haben die Übernahme der Verhandlungsergebnisse in ihren Haustarifverträgen vereinbart – wie der Lotsbetriebsverein—oder orientieren sich bei eigenen Abschlüssen an ihnen.

Quelle: ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft